Wenn ein Kind im Bauch seiner Mutter stirbt, ist das ein so unfassbares Ereignis, dass es kaum möglich ist sich darauf vorzubereiten. Sehr oft kommt die Fehl- oder Totgeburt auch überraschend und es bleibt nur wenig Zeit, um sich zu überlegen, was jetzt wirklich wichtig ist. Aus diesem Grund habe ich für dich Ideen und Anregungen gesammelt, die dir bei einer drohenden Fehlgeburt helfen können.
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Drohende Fehlgeburt: Eine Begriffsklärung
Von einer drohenden Fehlgeburt (auch als Abortus imminens oder drohender Spontanabort bezeichnet) wird dann gesprochen, wenn es zu vaginalen Blutungen während der ersten 20 Schwangerschaftswochen kommt. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass eine solche Blutung nicht zwangsläufig zu einer Fehlgeburt führen muss.
Eine vaginale Blutung während der Schwangerschaft kann ein Anzeichen für eine drohende Fehlgeburt sein. Sie muss es aber nicht!
Tatsächlich ist der Begriff aus meiner Sicht etwas unglücklich gewählt. Denn 20 bis 30 Prozent der schwangeren Frauen haben Blutungen und tragen trotzdem ihr Kind aus. Mir ist sehr wichtig, dass du das weißt!
Drohende Fehlgeburt: Anregungen für eine schwere Zeit
Die folgenden Vorschläge sind als Anregungen für den traurigen Fall gedacht, dass es tatsächlich zu einer Fehlgeburt kommt. Schau sie dir an und nimm dir davon das heraus, was sich für dich richtig und gut anfühlt. Für weitere Vorschläge und Erfahrungsberichte bin ich sehr offen und biete meinen Blog als Medium an, um Erfahrungsberichte anderen zugänglich zu machen. Deshalb schreib mir, wenn dir danach ist. Hier nun meine Vorschläge:
Bleib nicht alleine, hole dir Unterstützung
Viele Frauen erleben ihre Fehlgeburt allein. Zu Hause, überwältigt und fast schon überfallen von dem plötzlichen Geschehen, müssen sie diese Situation alleine überstehen. Deshalb bleib bitte nicht alleine! Sollte eine Fehlgeburt drohen, hol dir Hilfe von einem lieben Menschen, der dich begleitet.
Bei einem stationären Aufenthalt im Krankenhaus gilt derselbe Rat. Hol dir Beistand von einer Person, die diese schweren Stunden mit dir teilt und für dich da ist. Dränge darauf, dass du im Krankenhaus ein Einzelzimmer bekommst und dass dein Partner oder deine Begleitperson mit ins Zimmer aufgenommen wird.
Gib deinem Kind einen Namen
„Fehlgeburt" ist meinem Empfinden nach ein sehr unschöner Begriff. Deshalb gib deinem Kind einen Namen. Auch wenn du vielleicht noch gar nicht so lange schwanger bist und dein Baby noch ganz klein ist. Es zählt hierbei nicht das Alter oder das Geburtsgewicht, sondern der Wunsch, deinem Kind einen eigenen Namen zu geben.
Bitte um einen letzten Ultraschall
Manche Eltern haben das Bedürfnis ein letztes Ultraschallbild von ihrem Kind zu erhalten. Wenn es dir auch so geht, zögere nicht und frage danach. Denke später bitte daran, diese Bilder zu digitalisieren, denn leider verblassen diese mit der Zeit.
Nimm dir Zeit für deinen Abschied
Abschied von seinem Kind zu nehmen ist so individuell und persönlich, dass es hierfür keine Zeitangaben geben darf. Nimm dir die Zeit, die du brauchst und lass dir hier keine Vorgaben machen. Wenn du erst Zeit für dich brauchst und vielleicht einige Stunden oder Tage später Abschied nehmen möchtest, ist dies genauso ok und richtig. Mache es genauso, wie es sich für dich richtig anfühlt.
Nimm dir auch genügend Zeit, um alleine mit deinem Kind zu sein. Dies ist die letzte Möglichkeit, um Eindrücke zu sammeln und deinem Baby all das zu sagen, was dir am Herzen liegt. Lass deinen Gefühlen freien Lauf. Alles ist erlaubt und gerechtfertigt.
Kümmere dich selbst um dein Kind
Du und dein Partner, die Oma oder Freundin kann das Kind wickeln und anziehen. Hierfür gibt es ganz kleine Babykleidung für Sternenkinder, die viele Krankenhäuser mittlerweile haben oder die man online bestellen kann. Auch ein schönes kleines Taschentuch stellt gerade für die kleinsten Kinder eine Möglichkeit dar, um es würdevoll zu kleiden.
Sammle Erinnerungen an dein Kind
Auch wenn es dich vielleicht große Überwindung kostet. Schau dir dein Kind an. Nimm es wahr mit all deinen Sinnen, fass es an, streichle es, nimm es in deinen Arm. Prägen dir die Bilder ein. Manche Babys haben schon sehr viele Haare. Schneide dir vorsichtig eine Haarlocke als Erinnerung ab.
Auch das Namensbändchen, das viele Neugeborene tragen, ist ein Erinnerungsstück. Bitte die Hebamme oder Schwester um ein solches Namensbändchen.
Sammle alle Erinnerungsstücke und schaffe neue: Beispielsweise kannst du das Kuscheltier, welches du in den Sarg legen möchtest, doppelt besorgen und eins davon behalten.
Bitte jemanden, Fotos (oder ein Video) von deinem Kind zu machen. Sie sind eine bleibende Erinnerung an dein Sternenkind. Vielleicht magst du auch ein Familienfoto machen lassen, auf dem alle Familienmitglieder zu sehen sind.
Bitte um einen Fuß- und Handabdruck
Fuß- und Handabdrucke sind eine wertvolle Erinnerung gerade in den besonders schweren Stunden. Bitte die Hebamme, die Krankenschwester oder ein Familienmitglied dies zu übernehmen. Wenn du selbst genug Kraft dafür hast, übernimm diese Aufgabe selbst.
Erlaube deiner Familie Abschied zu nehmen
Gib deiner Familie die Möglichkeit Abschied zu nehmen. Auch wenn dein Kind noch sehr klein war, so hat es doch bereits Geschwister, Oma und Opa, Tanten und Onkel. Gib allen die Chance sich auf ihre Art und Weise zu verabschieden.
Überlege die Krankenhausseelsorge anzufragen
Wenn du stationär aufgenommen bist, überlege die Krankenhausseelsorge anzufragen. Die Frauen und Männer der Seelsorge sind für Krisensituationen geschult und können mit ihrem Erfahrungswissen helfen, den Abschied von deinem Baby so würdevoll wie möglich zu gestalten.
Hol dir Hilfe für die nächste Zeit
Auch für die kommenden Tage und Wochen ist es gut, Hilfe zu haben. Sei es deine Hebamme, die dich weiter betreut, ein Seelsorger oder jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis. Vielleicht gibt es auch ein Geschwisterkind, welches weiter Begleitung und Versorgung benötigt.
Organisiere die Bestattung
Die Bestattung muss vorbereitet werden, eine Todeskarte (wenn erwünscht) gestaltet und verschickt werden. Wenn du dich hierzu nicht in der Lage fühlst, dann delegiere diese Aufgabe an jemandem, der sie gut stemmen kann. Vielleicht kannst du jemanden bitten, eine Kerze für dein Kind zu gestalten.
Suche dir deinen Ort zum Trauern
Nicht immer kommt es zu einer Bestattung, umso wichtiger ist es, einen festen Platz für die eigene Trauer zu haben. Schaff dir einen solchen Platz. Sei es in einer Zimmerecke zu Hause, im Garten oder irgendwo in der freien Natur oder im Wald.
Literaturtipps zum Thema Fehl- und Totgeburt
Ein sehr wertvolles Buch für die Zeit der Trauer um ein Sternenkind ist „Gute Hoffnung, jähes Ende" von Hanna Lothrop. Es ist mittlerweile in einer Neuauflage erschienen und besticht durch seine Authentizität und die vielen Ansätze zur Trauerbewältigung.
„Mein Sternenkind" ist ein sehr einfühlsam geschriebenes Begleitbuch. Es bietet viele Erfahrungsberichte von anderen Sterneneltern.
In dem Buch von Sabine Herold kommen betroffene Frauen und Paare zu Wort, die das Sterben ihres Kindes im Bauch der Mutter verarbeiten und betrauern müssen. Es enthält sehr berührende Texte und hilft mit Anregungen zur Trauerbewältigung.
Telefonnetzwerk: Soforthilfe für betroffene Eltern
Das Projekt „die Schmetterlingskinder" bietet eine Soforthilfe für betroffene Eltern an. Hierzu wurde ein Telefonnetzwerk gebildet, in dem Frauen sich gegenseitig beraten und hilfreich begleiten können. Mehr Infos findest du auf der Webseite der Schmetterlingskinder hier.
Für die Trauerarbeit von Eltern, die ihr Kind so früh gehen lassen mussten, gibt es sehr oft auch Hilfsangebote bei dir zu Hause. Informiere dich vor Ort bei deiner Hebamme oder google nach Selbsthilfegruppen und anderen Betroffenen in deiner Nähe.
Bei Fragen melde dich gerne.
Herliche Grüße
Silke
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