Drohen auf dem Balkan Pogrome gegen Roma?

Von Nu
Die Ereignisse in Bulgarien, wo nach einem tödlich verlaufenen Verkehrsunfall 3 Häuser eines prominenten Roma in Flammen aufgingen, lassen schlimmes für die Roma-Minderheit befürchten. Unfallverursacher war eine Neffe eines wohlhabenden Roma mit Namen Kiril Raşkov, im Dorf Katunitza. Nach den Ausschreitungen in Katunitza kam es bis heute zu gewalttätigen Demonstrationen gegen Roma und auch die türkische Minderheit in mehreren bulgarischen Städten. Roma-Viertel müssen von einem Großaufgebot der Polizei geschützt werden.
Wer ist denn nun Kiril Raşkov, der der Auslöser dafür war, dass nun wieder einmal alle in einen Topf geworfen werden. Laut den Bulgaren ist er ein Rumäne. Dies behauptet auch der Vertreter der Roma-Minderheit in Katunitza. Ein traditioneller Gerichtshof der Roma hat Raşkov inzwischen zum Tode verurteilt. Raşkov selbst soll sich als ein “König” der Roma bezeichnet haben. Bei seiner Familie war er “König Kiro”. Diese Selbsternennung passiert bei den Roma relativ schnell, sobald einer der ihren zu Wohlstand gekommen ist. Geboren wurde er 1942 in Plovdiv als eines von 8 Kindern. Er war zwar der Kleinste, aber auch der Durchsetzungskräftigste der Familie. Illegale Geschäfte brachten ihn ins Gefängnis, brachten ihm aber auch die Bewunderung des lokalen Mafioten “Zar Gogo” ein, der ihn nach Kräften förderte. Dieser “Zar Gogo” nannte sich ebenfalls “König” und besaß 5 Häuser, eine Fabrik und mehrere Angehörige, die in den Gefängnissen saßen.
Ein mächtiger Mann wurde Kiril im Gefängnis. In der kommunistischen Zeit Bulgariens wurde er siebenmal zu insgesamt 30 Jahren Gefängnis verurteilt. 1984 wurde er wegen des Besitzes von Gold und Fremdwährung verurteilt. In seinem Haus wurden damals Geldmittel im Gegenwert von heute 2 Millionen Euro gefunden. 1989 gründete er in  der Nähe des Dorfes Katunitza eine Alkoholfabrik mit dem Namen “König Gogo”. 4 Jahre später wurde er wegen “Schwarzbrennerei” verhaftet, kam aber gegen eine Geldstrafe von 10.000 Dollar wieder frei. 1998 gründete er die Partei “Freies Bulgarien”. Die Partei sollte die Interessen der Roma in Bulgarien vertreten, aber auch Alphabetisierungskurse für Roma organisieren. Am 17. Januar 1998 explodierte vor einem Club eine Bombe. Drei seiner Anhänger wurden deswegen verhaftet, aber es kam zu keiner Anklage. 2010 explodierte eine Bombe vor der Kaffeestube des ehemaligen Bürgermeisters des Ortes. Dieser gab Kiril die Schuld, man konnte ihm aber nichts nachweisen. Kiril wurde auch mehrfach der illegalen Besetzung von Grundstücken und Abholzungen im Gemeindewald beschuldigt.
Mehrere Skandale sind mit ihm verbunden. So zum Beispiel wurde sein Sohn, genannt “Prinz Angel” in London wegen Diebstahl verhaftet. Kurz darauf soll Kiril illegal ein Hotel in Plovdiv gebaut haben. Im Juli 2007 beging die Ehefrau eines Neffen im Palast von Kiril in Katunitza Selbstmord. Kiril fiel in dieser Zeit auf, weil er ein sehr säumiger Schuldner war. 2010 wurde ein anderer Neffe wegen Vandalismus und Drohungen gegen einen Journalisten zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Und nun passierte vor kurzem dieser Unfall, der zu den Gewalttätigkeiten der letzten Tage führte. Ein Kleinbus, in dem Verwandte von Kiril Raşkov transportiert wurden, überfuhr einen 19-jährigen Bulgaren, der seinen Hund ausführte. Der junge Mann verstarb an der Unfallstelle. Der Fahrer floh vom Ort des Unfalls. Die Eltern und Freunde des Verstorbenen stürmten daraufhin das Haus von “König Kiro” und im Gefolge kam es zu den Ausschreitungen.
Die Stimmung gegen die Roma auf dem Balkan ist nicht gut. Auch etwas seriösere Zeitung wie der rumänische “Adevarul” berichten gerne über Protzsucht und illegale Tätigkeiten dieser Minderheit. Positive Beispiele und auch die Tatsache, dass Roma die Integration in die Gesellschaft vieler Balkan-Länder sehr schwer gemacht wird, fallen dagegen unter den Tisch.  Hinter den Aktionen gegen die Roma in Bulgarien stecken auch Kriminelle, die auf dieser Welle gerne ihr Süppchen kochen möchten. Die Polizei hat 120 Personen im Zusammenhang mit den Ausschreitungen festgenommen. Von diesen waren 29 bereits polizeibekannt, weil sie wegen Vandalismus und Gewalttätigkeiten vorbestraft sind.
Die Roma sind auf jeden Fall alarmiert. Svetlin Raikov, bulgarischer Roma, Führer einer Organisation, die für ethnische Diversität kämpft, warnt dass die Ausschreitungen zunehmen werden, wenn die lokalen Behörden nicht Maßnahmen dagegen ergreifen. “Die Roma in Sofia haben sich mobilisiert, einige haben sich bewaffnet. Sie bereit auf die Straße zu gehen, um ihre Rechte zu verteidigen. Wenn die Behörden nicht einschreiten, kann es zu sehr hässlichen Situationen kommen”, erklärt Raikov und fährt fort: “Wir wollen dass die EU eine klare Botschaft an die Regierung und Politiker in Sofia richtet, dass die Roma nicht im Wahlkampf instrumentalisiert werden”. Er erinnert daran, dass Bulgarien sich im Wahlkampf um das Präsidentenamt und für die Gemeindewahlen befindet. Raikov glaubt, dass die Anti-Zigeuner-Aktionen in Katunitza organisiert sind. “Man braucht einige Tausend Euro um ungefähr 2.000 Menschen zu mobilisieren und sie einige dutzend Kilometer zu transportieren, nur damit sie demonstrieren.”
Nach offiziellen Zahlen leben in Bulgarien 250.000 Menschen der Ethnie Rom, aber inoffiziell sind es nach Schätzung von Raikov 800.000.
Siehe auch:
Europas Zigeuner als Sündenböcke
Eine Roma, die nicht in das Weltbild von Populisten passt
Die Paläste und das luxuriöse Leben der Roma von Hunedoara
Informationsquelle:
Adevarul - Cine este Kiril Raşkov, despre care se spune că e din România, şi de ce este numit "rege"