Das Unfassbare an Drive, das, was den Film so fesselnd macht, ist die Spannung – das Unausgesprochene, das durch den Bildschirm wirkt. Der Film verrät kaum etwas über sich und auch die Figuren reden nicht viel. Ryan Gosling verzieht den gesamten Film über kaum eine Miene. Doch in seinen Augen liest man jede Emotion. Es pulsiert hinter der Ruhe. Man kann es spüren und das stimmt auch für alle anderen Aspekte des Films.
Die Musik z.B. spielt selten, doch wenn, dann fängt der Soundtrack, der irgendwie stark an die 80er erinnert, genau das Gefühl ein und verstärkt es um ein Vielfaches. Es gibt nur wenige Kamerfahrten, dafür viele entspannte Halb-Porträts, die vor allem die Gesichter zeigen. Die Handlung plätschert zunächst mehr so vor sich hin – nicht unspannend, aber auch nicht mitreißend – nur um ab der Mitte zu explodieren, wie die Blutfontäne, die den Richtungswechseln einleitet.
Drive ist nichts für schwache Nerven. Wirklich nicht. Denn hinter der ruhigen Fassade des Fahrers, hinter dem freundlichen Lächeln, verbirgt sich ein wütender Abgrund, von dem wir nie erfahren, woher er eigentlich stammt. Aber er ist da und Ryan Gosling bringt nur durch seine Augen und das Zucken seiner Mundwinkel die Erkenntnis rüber: Dieser Mann ist gefährlich. Blut fließt. Stoßweise dosiert, in schnellen heißen Eruptionen, wie ein Geysir.
Die Brutalität ist so effektiv, weil sie überraschend kommt und darum geht es – die Spannung, den Puls im Hintergrund, der sich im Blutdruck des Publikums spiegelt, das den nächsten Gewaltausbruch erwartet. Und der kommt. Garantiert.
Drive bringt auch zum Schluss keine Befriedigung – nichts löst sich auf, die Spannung bleibt. Der Kinobesucher verlässt den Saal mit einem Knoten im Bauch – und dem Gefühl einen brillanten Film gesehen zu haben. Sehr sehenswert.
Bilder © Bold Films