Dresden und sein Brücken(namen)problem

Dresden und sein Brücken(namen)problem

Carolabrücke in Dresden

Dresden und seine Brücken ... ein endloses Thema. Politische Kräfte in Dresden können sich mit dem Thema Brücke immer wieder ins Gespräch bringen. Ob Fledermausleitsystem für die Waldschlößchenbrücke oder eine nicht fahrradgerechte Interimsbrücke neben der baufälligen Albertbrücke. Man könnte meinen, dass uns in Dresden die wichtigen Themen ausgegangen sind, obwohl ja eine Stadt am Fluß von ihren Flussquerungen lebt.
Tatsächlich konnte ich meiner täglichen Presseschau vor ein paar Tagen wieder eine Brückenposse entnehmen. Gott sei dank, ich hatte das Thema schon vermisst. Nachdem sich bei unserer "umstrittenen" Elbquerung am Waldschlößchen der Arbeitstitel "Waldschlößchenbrücke" [Blogbeitrag vom 27.09.2011] in den offiziellen Namen "Waldschlößchenbrücke" geändert hat, wird jetzt an der Carolabrücke angesetzt. So will die Dresdner SPD-Fraktion den Namen "Carolabrücke" wieder abschaffen. Begründung: Dem ehemaligen Oberbürgermeister Rudolf Friedrichs fehlt ein Denkmal in Dresden. Denn von 1971 bis 1991 trug die Carolabrücke den Namen Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke. Rudolf Friedrichs galt als Antifaschist und wurde am 10. Mai 1945 vom sowjetischen Stadtkommandanten zum Oberbürgermeister der Stadt Dresden ernannt. Von 1946 bis 1947 war er Ministerpräsident des Freistaates Sachsen. Er war bekennender Sozialdemokrat und war maßgeblich am Aufbau der Stadt Dresden nach Kriegsende beteiligt.
Mit so "hohen Ämtern" kann Carola von Wasa-Holstein-Gottorp leider nicht aufwarten. Wer ist denn das werden einige Leser jetzt fragen. Carola, Prinzessin von Wasa war als Gemahlin des Königs Albert I. "nur" die letzte Königin von Sachsen. Königin? Das muss lange her sein. Stimmt, Carola lebte von 1833 bis 1907. Und wer jetzt denkt als Prinzessin war sie täglich mit Hofbällen beschäftigt der irrt. Carola hat sich insbesondere um die Verbesserung der Krankenpflege in Sachsen und Dresden bemüht. Ich zitiere:

[...] 1867 gründete sie zusammen mit ihrer Freundin Marie Simon den Albert-Verein. 1869 begann unter ihrer Schirmherrschaft die Krankenpflege-Ausbildung im ehemaligen Wachhaus am Leipziger Tor. 1878 wurde das Krankenhaus "Carola-Haus" als Mutterhaus der Albertinerinnen eröffnet. 1876 gründete sie den Johannes-Verein (Zusammenschluss von Nähmaschinenerwerbsverein, Verein zur Vermittlung für weibliche Arbeit, Daheim für Arbeiterinnen und Frauenverein für die zunächst der Stadt Dresden gelegenen Ortschaften mit fünf Kinderbewahranstalten und drei Krippen). 1884 initiierte sie eine Frauenschule in Schwarzenberg/Erzgeb., 1887 das "Gustavheim" Niederpoyritz "für alte, gebrechliche oder kranke Personen beiderlei Geschlechts", 1896 "Das sächsische Krüppelheim" Trachenberge sowie drei Volksküchen (Amalienhaus, Löbtau, Friedrichstadt). 1892 entstand das Lehrertöchterheim Carola-Stift Klotzsche. [...]

Es dürfte somit also unbestritten sein, dass sich Carola mit ihren Verdiensten um die Dresdner und sächsische Bevölkerung ein Denkmal verdient hat. Im übrigen hieß die erste und die zweite Brücke bis 1971 Carolabrücke. Die Umbenennung in Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke im Jahre 1971 war wohl nur dem Umstand geschuldet, dass ein Antifschist besser in die politische Landschaft der DDR passt, als eine ehemalige Königin.
Lasst also bitte der Carola ihre Brücke, sie hat es verdient. Und für die SPD und Herrn Rudolf Friedrichs wird sich doch in Dresden noch irgendeine Straße finden die man umbenennen kann. Man könnte ja auch noch eine Brücke bauen ... das ist aber ein anderes Thema.


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