Oh Hallo, Post-Grunge. Wer bis jetzt noch nichts von den Brüdern Rory und Eoin Loveless alias Drenge gehört hat, sollte das schleunigst nachholen.
„Drenge“ kommt aus dem dänischen und bedeutet „Jungs“. Dass Rory und Eoin Loveless alles andere als kindlich sind, zumindest was ihre Musik betrifft, bewiesen die Brüder bereits mit ihrem Debüt. 2011 gegründet, erschien das selbstbetitelte Album drei Jahre später. Die erste Singlauskopplung Bloodsports wurde als Song für eine Werbung für die britische TV-Serie Misfits verwendet. Nachdem der Song von BBC Radio 1 auch noch unter den hundert besten Nummern des Jahres 2013 aufgelistet wurde, schien der Weg für die Band vollends geebnet zu sein. Es folgten zahlreiche Konzerte im kleinen, sowie im großen Rahmen.
Mit Undertow veröffentlicht das Duo aus Castleton in England das zweite Album. Geschrieben wurde der Großteil der Songs während der letzten Tour und aufgenommen in der neuen Wahlheimat Sheffield. Im Studio holten sich die Brüder als Unterstützung einen dritten Musiker namens Rob Graham in die Runde. Dieser unterstützte das Duo bei drei Songs am Bass und ab sofort auch bei Live-Auftritten.
Bereits beim Opener Introduction hört man, dass einem ein energetisches Album bevor steht. Das britische Duo schafft es bei den insgesamt 14 Songs sowohl stimmungsvolle ruhigere Sounds (schlicht weg großartig – The Wood) mit einer rotzigen, oft an Maxiomo Park, manchmal stark an Danzig erinnernde, Dranghaftigkeit (We Can Do What We Want) zu verbinden. Frustration über die Isolation in einer Kleinstadt, wie auf ihrem Debüt, weicht der harten Realität der Großstadt. Nach wie vor herrscht bei Drenge leicht depressive Stimmung, die erneut kreativ umgesetzt wird und ein bisschen weniger trotzig kling. Vergleiche zu Nirvana (Favorite Son) oder Queens of the Stone Age (Side By Side) können einen dabei durchaus in den Sinn kommen. Ob das von den Brüdern gewollt oder zufällig entstanden ist, bleibt Interpretationssache.
In Undertow zeigen sich die Musiker zwar nach wie vor aggre- und vor allem progressiv, schaffen dabei aber eine enorme kreative Steigerung und Weiterentwicklung. Auf dem neuen Album paaren sich peitschenden Rythmen mit leicht affektierten (“I wanna be hugged and I wanna be kissed/I don’t wanna be fucked I just wanna be his“) oder depressiven (“Lead us not into temptation/but deliver us from evil”) Lyrics.
Das Konzept von Drenge geht so oder so auf: Post-Grunge trifft auf Garage-Sounds in seiner wohl modernsten Form. Der rohe und zugleich raue Sound von Undertow legt am Ende die Vermutung nahe, dass man es hier wohl mit einer der derzeit brillantesten Bands aus Großbritannien zu tun hat.
Drenge – Undertow, Infectious, PIAS/ Cooperative, www.drenge.co.uk