Emily und Sloane sind beste Freundinnen, die jedes noch so kleine Geheimnis miteinander teilen - das zumindest glaubt Emily fest. Doch als Emily eines Tages das Haus von Sloane leer vorfindet, ohne dass Sloane ihr gesagt hätte wohin sie fährt oder wann sie wiederkommt, muss sich Emily eingestehen, dass ihre beste Freundin ihr vielleicht doch nicht immer alles anvertraut hat. Das Letzte was ihr bleibt ist eine Postkarte, mit dreizehn Aufgaben für einen Sommer. Aufgaben, die Emily ängstigen, Aufgaben, die sie herausfordern, Aufgaben, denen sie sich unbedingt stellen will, in der Hoffnung dann ihre Freundin zurück zu bekommen. Und so beginnt für Emily ein ganz anderer, verrückter und emotionaler Sommer, voller Abenteuer, Geheimnisse und neuer Freundschaften.
Morgan Matson gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Warum? Weil ihre Geschichten echt sind, voller Gefühl, nicht übertrieben und ganz nah am Leben. In meinen Augen schreibt sie die perfekten Sommerbücher, die meist zwar ein schwieriges Thema behandeln, aber auch pure Lebensbejahung ausdrücken. Voller Neugier, voller Vorfreude stürzte ich mich deshalb auf: "Dreizehn Wünsche für einen Sommer" und wurde, wider erwarten, von der Autorin überrascht. Das Jugendbuch folgt dem üblichen Matson-Stil, ist aber auch ganz anders.
Im Zentrum der Geschichte steht die schüchterne Emily, die Teil einer lauten, verrückten und künstlerischen Familie ist und sich vollends durch ihre beste Freundin Sloane definiert. Als Sloane dann plötzlich am Anfang des Sommers verschwindet und nur eine Postkarte für Emily hinterlässt, mit dreizehn Aufgaben, ist Emily das erste Mal seit langer Zeit wieder alleine, ist sie wieder einsam und weiß nicht was sie tun soll. Sloane hat immer versucht alles aus ihr raus zu kitzeln: Regeln brechen, Scherze aushecken, Grenzen überschreiten - das war Sloane. Jetzt ist sie weg und zurück bleibt ein Mädchen, das Entscheidungen zerdenkt und den Kontakt zu anderen scheut, die niemals, unter keinen Umständen, die Regeln brechen oder Grenzen überschreiten würde. Sie ist eine Hauptfigur, auf die man sich als Leser gerne einlässt, die man aber auch oft an den Schultern packen, schütteln und wachrütteln würde. Zu Beginn des Buches fällt es deshalb zunächst schwer sich an ihre Figur zu gewöhnen, aber je tiefer man in die Geschichte schlittert, je mehr man zusammen mit Emily erlebt, je mehr man sie kennenlernt, desto mehr kann man sich auf sie einlassen und ehe man sich versieht, hat man sie bereits in sein Leserherz geschlossen, hofft und bangt mit ihr und geht mit ihr gemeinsam auf die Suche nach ihrer besten Freundin.
Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern des Genres steht hier nicht die Liebesgeschichte im Fokus. Vielmehr geht es ganz und gar um die Charakterentwicklung der Protagonistin. Die Liebesgeschichte, ebenso wie viele andere Elemente, sind hier lediglich unterstützende Nebenfiguren, welche zwar in das Leben von Emily einfließen, dort jedoch keine Hauptrolle übernehmen. Klingt langweilig? Ganz und gar nicht. Schon auf den ersten Seiten der Geschichte lernt man ein sehr schüchternes Mädchen kennen, die ganz im Schatten ihrer Freundin steht und selbst gar nicht so richtig zu wissen scheint, wer sie ist, wer sie sein kann, aber auch wer sie sein möchte. Die Entwicklung von ihr mitzuerleben, die fernab und unabhängig von anderen Figuren stattfindet, ist nicht nur authentisch, sondern verleiht diesem Buch auch seine besondere Atmosphäre.
Doch trotz all dieser gelungenen Elemente konnte mich das Werk leider nicht auf voller Linie überzeugen. Grund dafür: einige Fragen sind am Ende der Geschichte leider unbeantwortet geblieben. Generell kam das Ende viel zu plötzlich, was angesichts der Seitenlänge definitiv zu umgehen gewesen wäre.
Demnach nicht das beste Werk von Morgan Matson, aber trotzdem im altbekannten Matson-Stil. Mit dem üblich flüssigen und mitreißenden Schreibstil, einer wunderbaren Geschichte, authentisches Figuren und einem ebenso authentischen Plot, sowie einer versteckten Botschaft an das Leben.
"Dreizehn Wünsche für einen Sommer" ist ein klassisches Jugendbuch mit Matson-Feeling. Eine Geschichte, die tief bewegt, die mitreißt, wachrüttelt und eine Botschaft an das Leben vermittelt: Jeder Moment ist kostbar und manchmal muss man etwas riskieren, um das große Glück zu finden, um sich selbst zu finden. Auch wenn das Werk einige Schwächen aufweist, kommt während der knapp fünfhundert Seiten nie ein Gefühl von Langeweile auf. Stattdessen fliegen die Seiten nur so dahin und ehe man sich versieht, hält man bereits die Letzte zwischen seinen Fingern, saugt die letzten Buchstaben auf, beendet eine herzerwärmende Geschichte und ist traurig, dass man sich bis zum Erscheinen des nächsten Matson-Buchs noch etwas gedulden muss.
Sommerbuch, bewegend, emotional, unterhaltsam
cbj| Taschenbuch | Mai 2014 | 508 Seiten | € 8,99 | "Since you´ve been gone" |
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