Drei Schicksale und THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI

Es sind drei gigantische, aber recht einsam in der Landschaft stehende Billboards, die sich Mildred Hayes angemietet hat. Aber sie ziehen die Aufmerksamkeit der kleinen Gemeinde von Ebbing in Missouri auf sich. Kein Wunder bei den Schriftzügen, die hier zu lesen sind: “Raped While Dying” steht auf dem ersten Billboard und meint Mildreds Tochter. “And Still No Arrests?” zeigt ihr Gefühl der Ohnmacht in dieser hilflosen Situation. “How Come, Chief Willoughby?” greift den örtlichen Sheriff an, der nach Mildred die Hauptverantwortung trägt. Und das reicht aus, um aus Three Billboards Outside Ebbing, Missouri von Martin McDonagh einen grandiosen Film zu machen.

Während Mildred Hayes (Frances McDormand) so ihre Verlustschmerzen zu überkommen versucht, ärgert sich der krebskranke Sheriff Willoughby (Woody Harrelson) mit seinem Kollegen Officer Jason Dixon (Sam Rockwell) über den offenen Angriff der Frau. Während Willoughby die Aktion unfair findet, aber verständlich mit der Gefühlswelt der Anklägerin umzugehen versteht, beweist sich Dixon als Hitzkopf. Er attackiert sogar Red Welby (Caleb Landry Jones), der Mildred die Billboards vermietet hat. Derweil bekommt Mildred mit ihrem Sohn Robbie (Lucas Hedges) den Zorn ihrer Mitmenschen zu spüren, während ihr Ex-Ehemann Charlie (John Hawkes) sie für den Tod der Tochter verantwortlich macht.

Drei Schicksale und THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

" data-orig-size="1000,666" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />

Mildred Hayes (Frances McDormand) mit Sheriff Willoughby (Woody Harrelson).

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri ist kein Film, der seine Thematik vereinfachen möchte. Das merkt man vor allem an dem Hauptdarsteller-Dreiergespann bestehend aus McDormand, Harrelson und Rockwell. Alle drei kann man hassen, alle drei können unsympathisch und unfair erscheinen. Alle drei können sich uns aber auch offenbaren. Sie können schwach und überfordert mit ihrem Leben wirken und unser Mitgefühl auf sich ziehen.

Damit zeigt Martin McDonagh die Komplexität der Realität, in der es nur selten um das pure Böse oder das pure Gute geht. Wir alle bewegen uns irgendwo dazwischen. Vor diesem Hintergrund erzählt er das traumatisch-tragische Schicksal von Mildred Hayes, das nicht nur sie, sondern noch eine ganze Reihe anderer Menschen beschäftigt. Dabei bleibt Three Billboards überwiegend leicht und locker. Der Film möchte uns gar nicht mit übermäßiger Schwermütigkeit erdrücken, sondern gibt uns mit allen Figuren höchst sarkastisch ausgestattete Menschen, die sich vor den Kopf stoßend durch die Handlung bewegen.

Das ist McDonaghs Trick: Er bringt uns zum lachen, um uns dann doch noch einen dramatischen Schlag zu verpassen, der uns ohne Deckung umso härter trifft. Dieselbe Taktik verwendet er mit seinen Figuren. Auf den ersten Blick scheint es sich um harte Kerle und eine harte Frau zu handeln, die aggressiv und vor allem offensiv ihr Problem angeht. Dann aber gibt es Momente, in denen die Hilflosigkeit hervortritt. Hier wird uns die Trauer des Innenlebens dieser Menschen bewusst gemacht.

Diese Momente sind erbarmungslos ehrlich. Sheriff Willoughby, der aufgrund seiner Krebskrankheit auf einmal beginnt Blut zu spucken. Officer Dixon, dessen Heißsporn ihn davon abhält, ein guter Cop zu sein. Mildred, die sich von ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann an die Wand drücken lässt. In Ebbing, Missouri gibt es keine strahlenden Helden, sondern nur äußerst realitätsnahe menschliche Wesen, die erfahren müssen, dass es im wahren Leben nicht immer Lösungen für Probleme gibt und man auf dem Weg des Lebens immer wieder bestmöglich improvisieren muss.

Drei Schicksale und THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

" data-orig-size="1000,672" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />

Mildred trifft auf Officer Jason Dixon (Sam Rockwell).

Frances McDormand spielt ihre Mildred Hayes verschroben, brutal-ehrlich, sorglos gegenüber der Welt, da sie – trotz ihres Sohnes – mit ihrer Tochter alles verloren zu haben scheint. Einmal sehen wir sie in einer Rückblende noch zu besseren Zeiten und bekommen ihren Verfall nur umso mehr vorgeführt. Es ist ihre mitreißendste und best-gespielte Rolle seit die Coen Brüder sie in Fargo so großartig zum Einsatz gebracht haben. Ähnlich sieht es mit Woody Harrelson – dessen Rolle wichtig, aber klein gehalten ist – sowie Sam Rockwell aus. Gerade Rockwell zeigt sich als Most Valuable Player des Films. Seine Figur durchlebt eine ungemein faszinierende Entwicklung, die seinen Charakter um 180 Grad dreht, ohne dabei unglaubwürdig zu wirken. Mit seinem facettenreichen Spiel gelingt es Rockwell, dass wir ihn zuerst aus tiefstem Herzen hassen können, nur um später wirklich Angst um ihn zu haben, wenn er sich ein Gewehr zur Hand nimmt um den einfachen Ausweg aus seinem Leben zu nehmen.  

All diese Menschen werden durch ihren Hass und ihre Wut gesteuert. Sie benutzen diese Negativ-Energien als Antrieb. Der Fehler ist, dass sie alle einen unheilbaren Schmerz zu heilen versuchen, während sie in Wirklichkeit lernen müssten, ihre Gefühle schlicht zu akzeptieren. Auch Hass und Wut können in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri nämlich richtig zum Einsatz gebracht werden, wenn man den kontrollierten Umgang lernt und diese Schmerzen in die richtige Richtung zu lenken versteht.

Ganz gleich ob mit seinen Bildern der Kleinstadt, den Billboards vor dem Örtchen, seinen Schauspielern, der leise die Szenen untermalenden Musik von Carter Burwell oder den einfühlsam und realistisch dargestellten Emotionen und Problemen seiner Figuren, es gelingt Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh in jeder Minute seines Films, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri in eine absolut richtige Richtung zu lenken.


wallpaper-1019588
Die Algarve feiert 50 Jahre Nelkenrevolution
wallpaper-1019588
Mobile Suit Gundam SEED FREEDOM: Bandai Namco zeigt den Film in den deutschen Kinos
wallpaper-1019588
[Manga] Demon Slayer [2]
wallpaper-1019588
Soundtrack einer Generation: Musik und visuelle Medien harmonisieren