Eva Herman gehört gewiss nicht zu meinen Dutzfreunden und der KOPP- Verlag ist mir suspekt, doch sind sie hier nicht auf "Politisch Korrekt.de", "Politkasper.de", "Lügenschleuder.de" und dergleichen mehr gelandet.
Der folgende Beitrag von Eva Herman ist so gut und zutreffend geschrieben, daß "Luzi" es für ehrenhaft hält, den Text dieser "Geächteten" zu verbreiten.
(c) Eva Herman, KOPP- Verlag
Der folgende Beitrag von Eva Herman ist so gut und zutreffend geschrieben, daß "Luzi" es für ehrenhaft hält, den Text dieser "Geächteten" zu verbreiten.
(c) Eva Herman, KOPP- Verlag
Es ist beeindruckend: Da meldet sich die Bundesarbeitsministerin mit stolzgeschwellter Brust geräuschvoll bei den Mainstreammedien und verkündet allen Ernstes, Deutschland erlebe einen Aufschwung, weil es so wenige Arbeitslose wie zuletzt vor 18 Jahren gebe. Raffiniert inszeniert sich die Politikerin bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz vor riesigen babyblauen Stellwänden, auf denen die freudige Botschaft dem Betrachter gleich mehrmals strahlend weiß ins Gesicht springt, falls er etwa Zweifel am gesprochenen Wort der kleingewachsenen Blondine hegen möchte …
Skeptisch blickt sie hin und wieder auf die Wand hinter sich, als könne sie selbst nicht glauben, was da steht: »Weniger als 3 Mio. Arbeitslose wollen wir nicht feiern, sondern in Arbeit bringen«. Immer wieder breitet die ehemalige Krippenministerin beschwörend die Arme aus, eine Geste, die ihr womöglich ein wohlmeinender Speech-Coach mit auf den Weg gab, falls die Argumente einmal nicht ausreichen sollten. Und dann tut die gute Frau schließlich genau das, was die großen Lettern eigentlich verbieten: Sie feiert sich für den Aufschwung, den manche gar als »deutsches Jobwunder« bestaunen. Sie bedankt sich bei der Wirtschaft, bei der Kanzlerin, bei den Tarifparteien und bei den Mitarbeitern der Bundesagentur. Und die Medien? Einige von ihnen wie Focus oder die Financial Times Deutschland scheinen dem Braten nicht zu trauen, der Spiegel nörgelt, das angebliche Jobwunder sei keines. Doch die meisten, allen voran die öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten, verkünden ganz offiziell, was offiziell vorgegeben wurde von ganz oben. Sie feiern mit Super-Mutti und dem Bundeswirtschaftsminister, der bereits vor der PR-wirksamen Arbeitslosen-Show fröhlich in den Äther plauderte: »Wir befinden uns auf der Schnellstraße zur Vollbeschäftigung.«
Danke, Herr Brüderle, danke, Frau von der Leyen, und besten Dank auch an zahlreiche durch Gebühren finanzierte Sender und weitere gehorsame Medienmitläufer in Print und Äther für diese überaus hübsche, harmlose Gesellschaftsposse. Man fasst sich nur noch an den Kopf. Glauben die eigentlich wirklich alle, in Deutschland liefen nur noch Blassbacken herum, die nicht weiter als bis drei Millionen zählen können? Die jüngst präsentierten Arbeitsmarktzahlen stimmen hinten und vorne nicht! Die tatsächliche Situation in Deutschland sieht doch ganz anders aus: Es mag zwar »nur« 2,95 Millionen Arbeitslose im Oktober geben, aber was ist mit immer noch 6,6 Millionen Hartz-IV-Empfängern? Wie passt das zusammen? Die Bayernpartei schreibt auf Ihrer Website: »Würde man die Rahmenbedingungen bei Erfassung der Arbeitslosen von 1970 zugrunde legen, dann läge die Zahl der Arbeitslosen in einem Bereich zwischen sieben und neun Millionen. Dies besagen zumindest inoffizielle Schätzungen von Arbeitsvermittlern.«
Als »falsche Prognose« und »gefälschte Statistiken« bezeichnet der Bundestagsabgeordnete der Linken, Herbert Schui, die aktuellen Zahlen. Der Professor für Volkswirtschaft rechnet vor, dass die Zahl der Arbeitslosen nicht bei über drei Millionen, sondern bei insgesamt fast zehn Millionen liegt.
3,2 Millionen seien registrierte Erwerbslose, 1,2 Millionen gehörten zur »Stillen Reserve«, sie seien nirgendwo gelistet, suchten aber dennoch eine Stelle. Weitere 4,2 Millionen hätten eine Arbeit, die aber nicht zum Leben reiche. Der größte Teil davon sei teilzeitbeschäftigt, ein anderer Teil sei zwar vollzeitbeschäftigt, aber das Einkommen reiche nicht aus. Sie alle suchten eine zusätzliche Beschäftigung, so der ehemalige SPD-Politiker. Auf der Suche nach Arbeit seien also, wenngleich aus recht unterschiedlichen Ausgangslagen, insgesamt 9,7 Millionen Menschen, und nicht etwa drei Millionen, so Schui.
Aber – was stört’s die Eiche, wenn sich die Sau dran reibt? Solange dieses Land Politiker hat, denen persönliches Ansehen und eitle Erfolgsmeldungen wichtiger sind als die Wahrheit und das Volk, und solange wir den Medien weiterhin ungeprüft vertrauen, gleichgültig, welche noch so absurden Rechnungen sie uns auftischen mögen, solange haben wir es nicht besser verdient. Die Bürger im Osten Deutschlands sind ein gutes Stück weiter in ihrer Erkenntnisfähigkeit, was den Wahrheitsgehalt in Politik und Medien angeht: Das Leiden über vier Jahrzehnte hinweg, täglich belogen und betrogen zu werden, hat ihnen die Augen geöffnet. Wir Wessis sollten ihnen häufiger zuhören, wenn sie aus zurückliegender Zeit über Medienmanipulation und Politikpropaganda berichten: So weit, wie manche noch träumen, ist das Grauen nicht entfernt!