Wie wird der französische Schriftsteller Francis Picabia zitiert? »Der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung wechseln kann.« Wie recht er doch hat. In letzter Zeit habe ich mehrere meiner Ansichten zum Thema fotografieren revidiert.
1. UV-Filter sind nur unter Extrembedingungen sinnvoll
Mir schien das schnell einmal logisch: Der beste Schutz für die Frontlinse ist die Streulichtblende. Da Objektivglas nicht aus Zucker ist, ist die Wahrscheinlichkeit sich Kratzer einzufangen bei sorgsamem Umgang sehr gering. Und zweifellos sorgt Zusätzliches Glas im Lichtdurchgang eher nicht für mehr Bildqualität. Also habe ich UV-Filter abgelehnt und lediglich unter sandsturmähnlichen Bedingungen auf meine Objektive geschraubt.
Und dann das: Ein – nein zwei – Kratzer ausgerechnet an meinem teuersten und aktuell geliebtesten Objektiv, dem M.Zuiko 300mm ƒ4.
Das hat mich dann doch zum Nachdenken gebracht und ich habe meine gesamten Objektive sorgsam gereinigt und untersucht. Das Ergebnis: Ein zweiter, wenn auch winziger Kratzer auf dem M.Zuiko 12–100mm ƒ4. Bitter.
Nun muss ich vielleicht dazu erklären wie ich in den letzten Jahren fotografiere: Ich bin oft und mehrere Kilometer lang mit umgehängter E-M1 II und 300mm ƒ4 unterwegs und will stets rasch Schussbereit sein. Vor dem Einsatz einen Objektivdeckel abnehmen zu müssen würde mich zu viele Aufnahmen versäumen lassen. Die Streulichtblinde ist zwar vorgeschoben, doch die kann beim 300er schon einmal versehentlich zurück rutschen. Und dann sind da noch die Verschlüsse des Rucksacks die gelegentlich an ihren Riemen herumbaumeln. Was letzten Endes zum Kratzer in der Linse geführt hat – keine Ahnung. Aber er ist da. Und er schmerzt.
Weitwinkelzooms wiederum sind lediglich von recht kurzen Streulichtblenden geschützt. Zwar ist für die Motive die ich damit fotografiere Sekunden schnelle Einsatzbereitschaft nicht notwendig. Doch alle paar Minuten den Deckel abnehmen und dann wieder aufsetzen ist dann doch etwas mühsam. Außerdem: Beim Aufsetzen kann der Deckel schon einmal quer laufen und die Frontlinse streifen. Ob das keine Kratzer erzeugen kann? Ich hatte Vergütungen immer für sehr widerstandsfähig gehalten – zumindest hört man das immer wieder – aber nun bin ich mir diesbezüglich nicht mehr so sicher.
Also habe ich zum ersten Mal recherchiert was andere zu dem Thema zu berichten haben – bislang schien mir einfach logisch was die vermeintlich meisten die etwas zu Fotografie zu sagen haben propagieren. Besonders erhellend fand ich dabei einen Versuch den Roger Cicala machte: Er hat 50 sowohl billige als auch teure UV-Filter übereinander geschraubt und Testaufnahmen gemacht. Nicht verwunderlich, dass das Ergebnis Matsch war. Interessanter ist aber sein Vergleich mit jeweils einmal fünf teuren und einmal fünf billigen Filtern. Mag der Qualitätsverlust mit einem Filter gering sein, so zeigt er sich mit fünf Filtern im Vergleich zu einer Aufnahme ohne doch recht deutlich – er lässt sich also nicht weg diskutieren. Ebensowenig lässt sich aber leugnen, dass die Investition in hochwertige Filter lohnt – wenn man schon welche nutzen möchte.
Nun habe ich nicht eben viele Tests bzw. Vergleichstests zu UV-Filter gefunden, was mit der Skepsis zusammenhängen dürfte mit der die Digitalfotografie- Community dem Thema gegenüber steht. Nach einer Hand voll brauchbarer Suchergebnisse schienen anschließend beinahe nur mehr Tests zu Pol- und ND-Filtern auf. Orientiert habe ich mich für die Bestellung eines Testfilters dann bei lenstip.com. Entschieden habe ich mich unter den dort verglichenen Filtern für einen Hoya UV Pro1 (Amazon) zum Testen. Dieser ist zwar deutlich preiswerter als der Gewinner des Lenstip-Vergleichstests, des Hoya HMC UV, doch sie schreiben dort auch, dass der Pro1 bei gleicher Abbildungsqualität besser zu reinigen sein soll, und auf Grund meiner Erfahrungen mit der Reinigung mancher Filter war das für mich dann doch ausschlaggebend den Mehrpreis zu zahlen.
Mittlerweile habe ich den Filter erhalten und anhand eines Testcharts getestet. Ein Unterschied einer Aufnahme mit und ohne Filter ist mit Panalaica 12mm ƒ1.4 und den 20MP der Pen-F nicht zu erkennen. Das sagt nun natürlich nichts über die Neigung zu Blendenflecken und Geisterbildern auf, aber unterm Strich bin ich doch zur Erkenntnis gelangt, dass ich eine dezente Zunahme dieser Phänomene eher in Kauf zu nehmen bereit bin, als unwiderrufliche Makel in meinen teuersten Optiken. Inzwischen habe ich alle meine Objektive mit Hoya-Pro1-UV-Filtern ausgestattet.
2. Belichtungsmesswertspeicherung brauche ich nicht
Obschon ich den Sinn einer Belichtungsmesswertspeicherung durchaus gesehen habe, habe ich sie bis vor kurzem kaum genutzt. Ich bin eher so vorgegangen, dass ich die Belichtung manuell oder in der Blendenvorwahl eingestellt und ausgelöst habe, die Aufnahme anhand des Histogramms geprüft und bei Bedarf eine neuerliche Aufnahme mit Belichtungskorrektur vorgenommen habe. Mit der Mittenbetonten Belichtungsmessung meiner OM-Ds, Weitwinkel und Landschaftsaufnahmen ist diese Vorgehensweise aber oft etwas mühsam, wenn ich die Kamera nach unten schwenke um auf ein Objekt im Vordergrund zu fokussieren und dann gegen den Himmel richte um ihm mehr Platz einzuräumen. Die Belichtung wird dabei nachjustiert und muss korrigiert werden.
Eine Möglichkeit dem entgegen zu wirken ist eine Belichtungsmesswertspeicherung mit Spotmessung. Und so brauche ich Belichtungsmesswertspeicherung jüngst nun doch.
3. Ich will das Fotografieren nicht einer Drohne überlassen
Kam bis vor einiger Zeit das Thema auf die Fotodrohne, habe ich stets argumentiert, dass ich den Spaß am Fotografieren selbst haben und nicht einem Minihubschrauber überlassen möchte. Allerdings muss ich gestehen, dass Landschaftsfotografie im Flachland oft öde ausfällt, da der flache Blickwinkel dazu führt, dass 90% des Motivs von Himmel und Vordergrund dominiert werden und jegliche Weite in einem Schmalen Streifen verdichtet wird – gerade bei Teichen und Seen sind eindrückliche Aufnahmen meist kaum möglich.
Nun wohne ich in einer Region zahlreicher Berge mit unzähligen Aussichtspunkten die ein Fotografieren in der Aufsicht erlauben. Doch da wo die landschaftlichen Erhebungen fehlen eröffnet ein Flutzug einfach bedeutend eindrücklichere Perspektiven. So bin ich am Ende denn nun doch auf die Drohne gekommen und habe dabei gelernt, dass das Fotografieren damit sich gar nicht so sehr von der Arbeit mit dem Fotoapparat unterscheidet. Zwar ist bei Weitwinkel und kleinem Sensor die Auswirkung einer Blendeneinstellung zu vernachlässigen, doch die Belichtung ist ebenso zu korrigieren wie an der Digitalkamera und die Suche nach dem optimalen Blickwinkel ist auch praktisch dieselbe, nur dass die Bewegung nicht mit den Beinen sondern den Steuerhebeln der Fernbedienung ausgeführt werden.
Der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung wechseln kann!