Die sanfte Seite des Gesäuses. Sie entdeckst du auf einer Rundwanderung über Rifflspitz, Sparafeld und Admonter Kalbling.
Wild und zerklüftet. Felswände – dunkel und steil. Ein tosender Fluss. Schnappschüsse aus dem Gesäuse, die jeder kennt. Was dadurch vielen verborgen beleibt: Der Nationalpark hat auch eine sanfte Seite.
Bei dieser Drei-Gipfel-Tour bewegen wir uns auf der Sonnenseite des Gesäuses, im äußersten Westen des Nationalparks. Almwiesen überziehen hier die Berghänge. Klettern ist ausnahmsweise nicht gefordert. Die drei Gipfel erreichen wir wandernd, unsere Hände können wir an den Schulterriemen der Rucksäcke baumeln lassen. Am Rifflspitz legen wir uns zufrieden ins Gras. Diesen Moment sollte man lange auskosten. Denn am Sparafeld und am Kalbling beherrschen schon wieder Fels und Gestein den Untergrund. Aber von Anfang an.
Ausgangspunkt: Klinkehütte
Die drei Berge erreicht der Gesäuse-Besucher am unbeschwertesten über die Klinkehütte. Diese wiederum über eine Mautstraße (Maut 7 €), die sich von der Kaiserau durch den Wald fast bis an den Fuß des Admonter Kalblings zieht. In die Kaiserau kann man sowohl von Trieben, als auch von Admont auffahren.
Am Ausgangspunkt der Tour angelangt begrüßt uns gleich das typische Gesäuse-Panorama. Eine urige Schutzhütte, dahinter der Felsaufbau eines schroffen Berggipfels – in diesem Fall des Admonter Kalblings. Das ganze eingerahmt von Latschen und Nadelwäldern, die freien Flecken überzogen von saftigen Bergwiesen.
Durch dieses Bergidyll zieht sich der Weg von der Klinkehütte hinauf bis an die Südwand des Admonter Kalblings. Je näher wir der Felswand rücken, umso schroffer wird der Untergrund. Spitze Steine bohren sich durch den Boden. Bald wandern wir auf griffigen Gesteinsblöcken.
Den Kalbling umgehen wir links und streifen einige Kletterrouten, die sich in der Süd- und Westwand einen direkteren Weg auf den Gipfel bahnen.
Drei Gipfel, ganz nah: Riffl, Sparafeld und Kalbling
Wir treten aus dem Schatten des Admonter Kalblings, gelangen auf ein Plateau und spüren wieder Grasbüschel unter den Sohlen. Hier sollte sich der Wanderer entscheiden, wie er die Rundtour anlegen will. Die drei Gipfel liegen nur wenige hundert Meter auseinander. Sanfte Mulden trennen die Erhebungen. Der Bergsteiger wandert auf den Wogen des Nationalparks Gesäuse.
Wir überqueren das Plateau und steuern geradewegs auf den Rifflspitz zu. Vor uns ein Bergrücken, von Grasteppichen aus sattem Grün bedeckt. Darüber der tiefblaue Himmel, über den Schäfchenwolken tanzen.
Den Bergrücken stapfen wir leichten Schrittes hinauf und gelangen auf einen Grat, der uns mit ungewohnter Sanftheit empfängt. An seinem Scheitelpunkt ist er abgerundet, links und rechts des Steiges säumen Alpenblumen den Weg zum Gipfelkreuz.
Am Rifflspitz vereinen sich Sonnen- und Schattenseite. Am Gipfel fällt der Blick hinab ins „wilde“ Gesäuse. Wir zögern nicht lange, legen uns auf der Sonnenseite ins Gras und blicken hinüber auf die schattigen Nordwände der Hochtorgruppe. Über der berühmten Kletterwand thronen Hochtor und Planspitze. Gegenüber steht markant und frei der Große Buchstein. Von der Sonne gestreift wirkt er freundlicher als seine finsteren Nachbarn.
Nur mit starkem Willen kann man sich von diesem Aussichtsplatz losreißen. Im Nachhinein betrachtet wäre es vielleicht schlauer gewesen, den Rifflspitz zum Schluss zu besteigen und hier liegen zu bleiben, bis die Nacht hereinbricht.
Dann waren’s nur noch zwei
Uns zieht es weiter zum Sparafeld, dem höchsten Punkt der heutigen Tour. Der Weg führt uns zurück in die Mulde und über einen Gegenanstieg hinauf auf einen Sattel zwischen Kalbling und Sparafeld. Exakt hier entlang des Kammes zwischen den zwei Gipfeln verläuft die Grenze des Nationalparks Gesäuse.
Das Sparafeld erreicht man wie den Rifflspitz über einen Grat, er allerdings schroffer und steiniger ist. Am Gipfel angekommen: ein Déjà-vu: Wieder dieses wilde Gesäuse. Am Sparafeld ist es noch näher. Diesmal steht man dem Admonter Reichenstein gegenüber. Ein wahrer Gesäuse-Charakter, auf den es keinen einfachen Weg gibt.
Der Admonter Kalbling ist bloß einen Katzensprung entfernt. Wir folgen dem Grat zurück und nehmen die Direttissima auf den Gipfel. Erneut dämpft Grasboden unsere Schritte.
Oben angekommen lassen wir uns auf einem von der Sonne vorgewärmten Felsblock nieder. Zufrieden gehen wir die Tour mit dem Auge nochmals ab. Die drei Berge sehen aus wie Geschwister, oder Drillinge. Eine Seite des Gipfelaufbaus ist mit Gras überzogen. Ein jeder hat aber auch eine schroffe, wilde Seite. Klar, sie sind Gesäuse-Kinder.
Der Kreis der Tour schließt sich mit dem Abstieg zur Klinkehütte. Vom Kalbling führt der Weg hinab in die Mulde unterhalb des Rifflspitz, vorbei an den Südwänden, die jetzt in der prallen Sonne liegen. An der Hütte heißt es Abschied nehmen vom Bergidyll. Oder man gönnt sich eine Jause und bleibt dem Gesäuse ein wenig länger treu.
Berghasen-Tipps
Die Drei-Gipfel-Tour kann nach Belieben zu einer Viel-Gipfel-Tour erweitert werden. Entscheidet man sich dazu, fährt man nicht bis zur Klinkehütte hoch, sondern steigt an der letzten scharfen Kurve vor der Hütte in den Wald ein und wandert über die Scheibleggerhochalm auf den Kreuzkogel und von dort hinüber zum Rifflspitz. Details in der Karte unten.
Wer es liebt, Nächte draußen zu verbringen, das Plateau unterhalb des Rifflspitz bietet sich als Zeltplatz an. Es liegt nicht auf Nationalparkgebiet – die Grenze verläuft zwischen Sparafeld und Kalbling. Darum kann man ohne Bedenken sein Nachtlager aufschlagen und seinen Gesäuse-Besuch ein wenig in die Länge ziehen.
Tourdaten
- Dauer: 3 bis 4 Stunden
- Länge: 8 Kilometer
- Höhenmeter: 950 hm
- Ausgangspunkt: Klinkehütte