Drei Fragen an den Facebook-Guru.

Reiseerinnerung.

2014 war der Rückgang der organischen Reichweiten bei Facebook ein Dauerthema, das für heisse Köpfe sorgte. Wie sieht es aktuell aus? Im Rahmen von verschiedenen Projekten beobachten wir: Hohe Reichweiten sind auch 2015 organisch realisierbar. Zufall oder Handwerk? Ich frage den Facebook-Guru Thomas Hutter und erhalte umgehend einleuchtende Antworten. Grosses Kino im Dämmerwald.

Unser Fazit: die Party ist noch nicht vorbei. Trotz Türsteher. Aber es ist höchste Zeit für Unternehmen, ihren Umgang mit Facebook zu professionalisieren. Dann geht die Party weiter. Der Türöffner heisst: relevante Fans und Inhalte + Handwerk + bezahlte Werbung.

Reisebericht.

Erinnern Sie sich an die Party? Ich meine die Facebook-Party, die ich in meinem letzten Blogpost angesprochen habe. Die Party gibt zu reden, seit Facebook Ende 2013 einen ebenso rigorosen wie undurchsichtigen Türsteher angestellt hat, der den Newsfeed filtert und kontrolliert. Es kommt längst nicht alles bei den Fans an, was Unternehmen in Facebook posten.

Das Thema ist auch 2015 nicht abgestandenes Bier, im Gegenteil. Experten gehen davon aus, dass die organische Reichweite, also die Anzahl Menschen, die man mit einem Beitrag kostenlos erreicht, gegen null geht. Und dass Unternehmen folglich gezwungen sind, für Visibilität auf Facebook Werbegelder in die Hand zu nehmen. Das sorgt für heisse Köpfe.

Aber stimmt denn das wirklich? Im Rahmen von verschiedenen Projekten haben wir beobachtet, dass hohe Reichweiten auch 2015 organisch realisierbar sind. Als Beispiel haben wir im Februar die letzten 20 Posts eines aktuellen Projekts analysiert. Das Ergebnis: eine durchschnittliche Reichweite von 457 Prozent. Ist das Zufall oder lassen sich Inhalte doch noch organisch - also ohne die Unterstützung von Werbung - unter die Leute bringen?

Jetzt mal schön der Reihe nach. Facebook hat bekanntlich einst als lockere Studenten-Party begonnen, wo die Drinks noch gratis und die Gespräche informell waren. Easy eben.

Die Community der Partygänger wuchs rasant, und immer mehr Unternehmen profitierten von den gratis Drinks. Kurzum - die Party ist regelrecht ausgeufert, und da macht es nur Sinn, dass Facebook gewisse Handlungsvorschriften (die berüchtigten Algorithmen) einführte, um seine Partyfreunde bei der Stange zu halten. Ende der guten alten Zeiten. Und höchste Zeit für Unternehmen, ihren Umgang mit Facebook zu professionalisieren. Denn die Party geht weiter.

"Höchste Zeit für Unternehmen, ihren Umgang mit Facebook zu professionalisieren. Denn die Party geht weiter."

Keiner weiss das besser als Facebook-Guru Thomas Hutter. Sein Blog thomashutter.com ist im Bereich Facebook Marketing und Social Media tonangebend im deutschsprachigen Raum. Aus dem Dämmerwald haben wir ihm drei Fragen gestellt - und umgehend einleuchtende Antworten erhalten. Grosses Kino für den Dämmerwald.

Interview mit Thomas Hutter

Inhaber und Geschäftsführer Hutter Consult GmbH

Dämmerwald: Kann man 2015 auf Facebook auch ohne Werbung hohe Reichweiten erzielen?

Thomas Hutter: Grundsätzlich ja, dafür müssen aber mehrere Faktoren stimmen. Zum einen muss die Fanbasis einer Facebook Seite aus relevanten Fans bestehen, das heisst aus bestehenden Kunden oder Personen, die eine hohe Affinität zum Thema aufweisen. Zum anderen müssen die über die Facebook Seite publizierten Inhalte für die Zielgruppe eine hohe Relevanz aufweisen. Stimmen diese Faktoren, also relevante Inhalte für die relevante Zielgruppe zum relevanten Zeitpunkt, steht einer guten Reichweite nichts im Weg.

Allerdings bringt mir die Reichweite nur etwas, wenn sie innerhalb einer relevanten Zielgruppe generiert wird. Entsteht die Reichweite mehrheitlich durch Sharing bei Freunden von interagierenden Fans, die für mein Business irrelevant sind, ist die Zielsetzung trotz guter Reichweite faktisch nicht erreicht. Aus diesem Grund ist der Einsatz von Facebook Werbeanzeigen so wichtig, denn nur mit diesem Instrument kann ich an die relevanten Zielgruppen ausserhalb meiner Fanbasis gelangen.

"Allerdings bringt mir die Reichweite nur etwas, wenn sie innerhalb einer relevanten Zielgruppe generiert wird."
- Thomas Hutter Warum sollen insbesondere auch KMU Facebook als Marketing-Instrument nutzen?

Ein Hauptargument für den Einsatz von Facebook ist die hohe Genauigkeit beim Targeting von Werbeanzeigen. Diese liegt gemäss Nielsen-Studien bei 89 Prozent gegenüber der allgemeinen Genauigkeit im Web von 38 Prozent. Damit ist der Streuverlust minim, und dies bei relativ günstigen Werbekosten. Für das Potential von Facebook als Marketing-Instrument sprechen zusätzlich die Messbarkeit sowie die hohe Nutzung und Nutzungsdauer/-häufigkeit in der Schweiz, gerade auf mobilen Geräten.

Was würdest du bei Facebook einführen respektive abschaffen?

Eigentlich nicht viel. Einführen würde ich Verbesserungen bei der Usability und bei den Arbeitsprozessen, die allerdings nur Menschen betreffen, die wie ich täglich intensiv mit der Plattform arbeiten. Ebenfalls einführen würde ich die konsequente Durchsetzung der Klarnamenpflicht, bzw. eine generelle Verifikation aller Nutzer. Was sich einige Menschen unter dem Deckmantel der vermeintlichen Anonymität erlauben, ist teilweise sehr bedenklich. Abschaffen würde ich eigentlich nichts. Dinge, die ich nicht gut finde, übersehe ich oder nutze ich nicht.

There's no such thing as a free lunch, wenn es um die Erzielung guter Reichweiten auf Facebook geht. Denn gute Reichweiten brauchen Köpfchen. Etwa bei der Planung und Erstellung von relevanten Inhalten. Gleichzeitig erforden sie handwerkliches Geschick in der Umsetzung, beispielsweise bei der Erzielung von Interaktion, der Platzierung von Links oder der zeitlichen Planung von Posts.

Und last but not least zahlt es sich aus, wenn man Inhalte auf Facebook gezielt mit Werbung flankiert. Werbung, die ganz offensichtlich fast so treffsicher ist wie der Apfelschuss von Wilhelm Tell. Dank Thomas rede ich übrigens nicht mehr von einer "hohen", sondern von einer "guten" Reichweite, wobei das Thema Messgrössen auf Facebook selbst bei dem hartgesottenen Tell Schwindel ausgelöst hätte. Aber mehr dazu ein anderes Mal.

"Gute Partys haben eben ihren Preis. Der Türöffner heisst: relevante Fans und Inhalte + Handwerk + bezahlte Werbung."

Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht - aber ich weine den alten Zeiten nicht nach. Diese Studenten-Partys hatten zwar durchaus ihren Charme, aber waren meistens sinnlos - als ob es kein Morgen gäbe. Doch das gibt's nun mal. Wer nachhaltig Erfolg haben will, muss bewusst und gezielt mit Facebook umgehen. Gute Partys haben eben ihren Preis. Der Türöffner heisst: "relevante Fans und Inhalte + Handwerk + bezahlte Werbung".

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PS: Lieber Thomas, herzlichen Dank für deine kompetente Meinung. Du hast uns überzeugt. Deshalb gehen wir als Partylöwen mit gutem Beispiel voran und schalten diesen Post auch als Werbekampagne.

Thomas Hutter (38) ist Inhaber und Geschäftsführer der Hutter Consult GmbH. Er berät grosse und mittlere Unternehmen, Organisationen und Agenturen in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Niederlanden. Neben seiner Berater- und Dozententätigkeit schreibt er Fachartikel für namhafte Zeitungen und Fachzeitschriften. Sein Blog thomashutter.com gilt als eine der Ressourcen zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich Facebook Marketing und Social Media im deutschsprachigen Raum.

Reiseführerin.

Mit der Konzept-Fee von generation y auf einer Wissensreise in eine neue Dimension. Neugierig und mit Menschenverstand kuratiert Susanne Daxelhoffer jeden Monat neu Artikel aus Newsquellen und Blogs, trifft Meinungsmacher und bringt Bahnbrechendes auf den Punkt. Einfach, unterhaltsam und relevant. Bis es dämmert. Ein Muss für jeden Marketing- und Kommunikationsprofi. Und alle, die es noch werden wollen.

Reiseticket.

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