Drei Forderungen an die Gesundheitspolitik

Von Bert Ehgartner
Bei Diskussionen im Gesundheitsbereich geht es meist um lange Wartezeiten, Gangbetten, Zwei-Klassen Medizin oder die Interessen der Ärzteschaft. Fast alle Anliegen, die öffentlich transportiert werden, haben im Hintergrund Lobbys, die sich Vorteile erhoffen. Die Patientenanwälte kommen oft erst zum Zug, wenn es bereits zu spät ist. Wir brauchen endlich Gesundheitsbehörden, die offensiv und wirksam für den Schutz der Bevölkerung eintreten und die zahlreichen gefährlichen und unnützen "Angebote" im Medizinsystem kontrollieren.
Hier drei Forderungen, die seltsamerweise von keiner Partei bisher aufgegriffen wurden:


Bild: N-Media-Images – Fotolia.com



1.) Behörden sollten der Bevölkerung verpflichtet sein und Interessenskonflikte meiden
Gesundheitspolitik, Behörden und deren Berater müssen aus der Umklammerung und finanziellen Obsorge der pharmazeutischen Industrie befreit werden.
Es muss klar sein, dass Arzneimittelzulassung nach den Kriterien der strengst möglichen Kontrolle auf Sicherheit zu erfolgen hat und die Führungsriege der Behörde nicht Angst haben soll, dass private Interessen der Geldgeber aus der pharmazeutischen Industrie zu negativen Sanktionen führen, wenn die Behörden in ihrer Kontrollfunktion unbequem werden. Derzeit jedoch werden sowohl internationale Behörden (z.B. EMA, WHO) als auch nationale Arzneimittelbehörden zu einem beträchtlichen Teil aus Mitteln der pharmazeutischen Industrie bezahlt.
Was bedeutet dies? - Vor allem, dass die Behörde "bequem" gehalten wird. Dass der Geldgeber mitredet, wenn es um Karriereplanung geht, ist – zumindest hinter den Kulissen – selbstverständlich. Und deshalb werden jene Karriere machen, die von Haus aus konfliktscheu und Industrie-freundlich sind – oder sich durch "Wohlverhalten" schon einen lukrativen Job auf der Gegenseite reservieren.
Überall werden nach wie vor Public-Private-Partnerships eingefordert. Behörden sind oftmals gezwungen, sich Sponsoren aus der Industrie zu suchen, um Projekte umsetzen zu können. Dies führt zu absurden Interessenskonflikten. (z.B. wenn die Token Studie des Robert Koch Institut die Aufgabe hat, die Sicherheit der Kinderimpfstoffe zu untersuchen - und diese Studie ausgerechnet von den Herstellern dieser Impfstoffe finanziert wird, welche sich vertraglich ein Mitspracherecht bei der Bewertung der Studienergebnisse zusichern lassen.)
Dasselbe Problem tritt im Bereich der universitären Forschung auf, aus deren Führungskräften sich die Berater der Behörden rekrutieren. Diese Führungskräfte sind an der Universität dazu gezwungen in allen Bereichen für die Wirtschaft zu arbeiten. Und bringen demnach unzählige Interessenskonflikte in ihre Beratungstätigkeit ein.
Im Gesundheitsbereich werden derartige Kooperationen und Verflechtungen jedoch für schlau gehalten, "weil sich das Gemeinwesen Geld spart.“ Eine ebenso naive wie grundfalsche Annahme!
2.) Unabhängige Kontrollen - Orientierung am Rechnungshof
Hauptaufgabe der Behörden wäre es, für die Sicherheit der Bevölkerung einzustehen und in allen Bereichen der Medizin die aufgestellten Behauptungen der großen Player im System nachzuprüfen. Egal ob es sich um die behauptete Wirkung und Sicherheit von Medikamenten handelt, den behaupteten Nutzen von Grenzwerten und Untersuchungen oder die vielen Ideen der Ärztekammer-Vertreter. Überall, wo berechtigte Zweifel auftreten, sollte es den Behörden möglich sein, zu prüfen.
Die Rolle der Gesundheitsbehörden sollte sich mehr an jener des Rechnungshofes in Wirtschaftsbelangen orientieren als an jener des freundlichen Durchwinkens neuer Medikamente und der Promotion von Impfstoffen und Vorsorgeuntersuchungen.
Und dort, wo Zweifel an den vorgelegten Studien bestehen, braucht es ein öffentlich finanziertes Budget für unabhängige wissenschaftliche Forschung.
Etwa 50 Prozent der zugelassenen Arzneimittel sind nie ordentlich auf ihre Sicherheit und Wirksamkeit geprüft worden. Kritische Pharmazeuten schätzen den Anteil an kontraproduktiven Therapeutika auf etwa ein Drittel. Dazu kommen die extrem teuren neuen Arzneimittel, speziell in der Krebstherapie. Sie werden auf Basis von Studien zugelassen, die von den Herstellerfirmen in einem schwer überschaubaren Prozess von vorne bis hinten kontrolliert wurden. Stimmt der darin ermittelte – meist ohnehin nur geringe durchschnittliche Lebenszeitgewinn überhaupt?  Oder bringt die Therapie den sterbenden Patienten wenig und trägt stattdessen zum vollständigen Verlust der verbliebenen Lebensqualität bei?
Unabhängige "Kontroll-Studien" könnten dem Gemeinwohl helfen, ein Vielfaches der Studienkosten hereinzubringen und würden zudem die Bevölkerung schützen.
Diese Forderung sollte vorrangig auf Ebene der EU umgesetzt werden.
Falls das über die mächtigen Lobbys verhindert wird, so eben auf nationaler Basis - oder im Zusammenschluss mehrerer Länder.
3.) Behörden die Impfungen oder Screening-Programme empfehlen, sollen nicht gleichzeitig den Erfolg ihrer Empfehlungen kontrollieren
Im Bereich der Prävention sollte es zudem eine strenge Trennung geben zwischen den Behörden, die Impfpläne oder Früherkennungs-Programme erstellen - und einer unabhängigen Kontrollinstanz, welche mögliche unerwünschte Folgen sammeln und wissenschaftlich objektiv beurteilt.
Derzeit gibt es diese Trennung nicht: Die Behörden sind alles in einer Instanz.
Im Wirtschaftsbereich ist es klar, dass Interessenskonflikte ein „No Go!“ darstellen und sich der zu Kontrollierende nicht selbst kontrollieren soll. Hier jedoch erwartet man plötzlich Wunder an Zivilcourage. Wunder, die nicht passieren.
Die Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennungs-Screenings sind stets genannte Positivbeispiele der Gesundheitsförderung. In Wahrheit umfassen die Programme eine ganze Reihe von Maßnahmen, die wenig evidenzbasiert sind, sondern ihre Klientel im Medizinsystem mit Aufträgen füttern.
Wer entrümpelt die Vorsorgeuntersuchung von unnötigen Tests?
Wer sorgt dafür, dass die im Übermaß erhobenen Daten endlich zusammen geführt und wissenschaftlich objektiv ausgewertet werden können?
Warum kopieren wir nicht das erfolgreiche Screening Programm der Finnen zur Früherkennung des Zervix-Karzinoms, anstatt windige Labors für fragwürdige Expertisen zu bezahlen, welche zu tausenden unnötigen Eingriffen Anlass geben?
Chaotische Zustände bestehen im Bereich des Impfens. Ständig neu entwickelte Impfungen wurden auf Basis zweifelhafter Studien zugelassen und von extrem aggressiven Lobbys in die Impfpläne der Industriestaaten gedrückt.
Die Kinder bekommen heute dreimal so viele Impfungen wie noch in den 1980er Jahren.
In einem vernünftig organisierten Gesundheitssystem müsste es möglich sein, die Auswirkungen dieser Impfungen mit einfachen statistischen Methoden zu erfassen und zu bewerten.
  • Erfüllen die Impfungen die in sie gesetzten Erwartungen?
  • Stimmen die in den Zulassungsstudien ermittelten Risiken?
  • Wie unterscheidet sich der Gesundheitszustand Geimpfter von jenem der Ungeimpften?

Die Beantwortung derartiger Fragen ist nicht möglich, weil es kein Impfregister gibt, das mit den sonstigen Gesundheitsdaten verknüpft ist. Es wird ins Blaue hinein geimpft, ohne die positiven oder negativen Auswirkungen des Impfens überhaupt wissenschaftlich überprüfen zu können.
Zudem ist das Nebenwirkungs-Meldewesen katastrophal schlecht organisiert. Zwar gibt es am Papier die gesetzliche Meldepflicht der Ärzte bei Verdacht auf Nebenwirkungen. De facto ist die Meldepflicht aber nicht existent, weil sie von den Ärzten unterlassen oder aktiv verweigert wird.
Aus zahlreichen Vorfällen weiß ich, wie schwierig es ist, Ärzte zu einer Meldung zu bewegen. Sie erklären sich für unzuständig oder wissen nicht, wie man überhaupt melden soll. Meist jedoch behaupten sie, dass eine aufgetretene Nebenwirkung nach ihrer Meinung "sicher nicht vom Impfen kommen kann" und verweigern deshalb die Meldung.
Im Gesetz heißt es jedoch, dass Ärzte zur Meldung verpflichtet sind, wenn eine Nebenwirkung "im zeitlichen Zusammenhang zu einer Impfung" auftritt. Es ist keinesfalls ihre Aufgabe, selbst den kausalen Zusammenhang zu beurteilen. Viele Nebenwirkungen sind unbekannt und selten. Und nur wenn eine große Zahl von Meldungen vorliegt, ist es möglich, solche seltenen Fälle überhaupt zu identifizieren.
Kaum ein Arzt hätte es beispielsweise für möglich gehalten, dass eine Impfung Narkolepsie auslösen kann. Bei dieser bislang unheilbaren Krankheit schlafen die Betroffenen von einem Moment auf den nächsten ein, weil der von der Hypophyse im Großhirn gesteuerte Schlaf-Wach-Rhythmus gestört ist. Diese Menschen können nie einen Führerschein machen, oft keinem normalen Beruf nachgehen. Sie sind schwerstens in ihrer Lebensqualität geschädigt.
Mittlerweile ist es wissenschaftlich bis ins Detail geklärt, dass die anlässlich der Schweinegrippe-Pandemie eingesetzte Impfung "Pandemrix" tausende Fälle dieser Autoimmunerkrankung verursacht hat. Der Nachweis gelang, weil aufmerksame Mediziner in Finnland einer verdächtigen Häufung von Nebenwirkungsmeldungen nachgegangen sind. In Deutschland oder Österreich wäre das zum einen nie aufgefallen, zum zweiten wäre es nicht möglich gewesen, den Verdacht nachzuprüfen.
Die hiesigen Ärzte melden auch deshalb nicht gerne, weil sie Angst haben, damit in ein behördliches Verfahren verwickelt zu werden, das ihnen nichts als Scherereien bringt. ("Habe ich die vorgeschriebene Impfberatung korrekt durchgeführt? Habe ich möglicherweise falsch geimpft?")
Hier bräuchte es intensive Aufklärung der Ärzte durch die Behörden oder die Gesundheitspolitik. Doch davon ist nicht das Geringste zu merken. Und hinter dieser Passivität steckt Absicht. Denn würden die Behörden das penetrante Nichtmelden vieler Ärzte tatsächlich ahnden, so würde das zweifellos zu einem deutlichen Anstieg der amtlich registrierten Nebenwirkungen führen. Das hingegen würde das Vertrauen in Impfungen reduzieren, für Unruhe sorgen und die Behörden in ihrer Ansicht stören, dass eh alles in bester Ordnung ist.
Insofern muss man sich nicht wundern, dass die Dunkelziffer bei nicht gemeldeten Impfschäden enorm hoch ist. Seriöse Schätzungen gehen von einer Meldequote im einstelligen Prozentbereich aus.