Seht ihr, Kinder, so wird das gemacht. Eine wunderbar klickstarke Woche lang livetickerte das Qualitätsmagazin "Der Spiegel" im Chor mit sämtlichen anderen deutschen Medienschaffenden den atomaren Untergang herbei. "Verzweifelt" war der Kampf der "letzten Helden", verstrahlt waren die "Fukushima 50", der Wind drehte immer mal auf den "Großraum Tokio", so dass die Lufthansa, die auch "Spiegel" liest, dort gleich nicht mehr landen wollte. Kraftwerke abschalten, das musste sein, denn konnte man zuletzt, nach 9/11, noch in den Krieg ziehen gegen den Feind, der ins traute Heim eingebrochen war, so fiel diese Möglichkeit diesmal aus.
Doch Buße tun ist nötig. Aktionismus gehört zu Deutschland wie die Panik, einmal eine Woche ohne aufgeregte Grundsatzdiskussion über eine ausgesuchte Nebensächlichkeit durchstehen zu müssen. Was braucht noch Atom, wer Braunkohle hat? Und warum Braunkohle, wo es doch genügend Wind gibt? In den vom Tsunami im stärksten betroffenen Regionen Baden-Würtemberg und Rheinland-Pfalz erschallte stundenweise der Ruf nach einer baldmöglichsten Evakuierung Deutschlands, die Frage der Stromrationierung lag in der Luft, die Kanzlerin kam bei einem Rettungsflug im Hubschrauber ins Schleudern und Jodtabletten waren ausverkauft.
Beinahe hätte das letzte verbliebene Kernland des "alten Europa" (Rumsfeld) führungslos zum Ritt auf der absehbaren nächsten großen Mediensau antreten müssen. Doch immerhin ist da noch der "Spiegel", dem es immer wieder gelingt, die Geschütze im richtigen Moment herumzudrehen: Von der Französin Cécile Calla lässt das Magazin seinen Lesern jetzt erläutern, warum alles, was in den letzten sieben Tagen an verdünnten Informationen und Expertenfantasien über den Weltuntergang zu lesen war, nur "German Angst" gewesen ist.
Wie der Gau, der schon geschehen war, schließlich doch verhindert werden konnte