Drama, Baby - Spielbericht von der Landeswahlversammlung

Als die Uhr schon auf 1 Uhr geht fragt der Versammlungsleiter: "Wir hier oben haben von dem Spiel überhaupt nichts mitbekommen. Haben die Bayern denn verdient gewonnen?" Antworten von links (vor allem ich): "Nein!", von rechts (Pressesprecher): "Jaa!" - "Ok, dann stelle ich einen Beschlussantrag..."
Das findet wahrscheinlich nur lustig, wer die sechzehn Stunden Landeswahlversammlung selbst mitgemacht hat. Vor dem Spiel waren die Emotionen so richtig hochgekocht. Verbaler Schlagabtausch im Netz. Ausfälle und Suche nach Ersatzleuten. Drohungen und Verfahren. Skripte und Drehbücher, Angst, Unsicherheit und Zweifel.
Im Stadion will ich die Mannschaftsaufstellungen wissen. Als Delegierter reagiere ich eher allergisch, wenn man mir Listen zusendet. Am besten noch im Imperativ.
Wenn dann aber beide Seiten ihre Mannschaftsaufstellungen klar haben, muss einer kommen, und alles durcheinander hauen. Am besten mit einem Angebot, das beide Seiten nicht ablehnen können.
Klopp brachte nicht Götze. Aber Lucke brachte Starbatty. Wir hätten uns zwei Stunden Anträge zum Management unseres Misstrauens sparen können, wenn wir gewusst hätten, wer gleich zur Tür rein kommt. Da war es wieder, das Aufbruchgefühl, mit dem wir hier vor kurzem alle Mitglied geworden waren. Des Kandidaten Leben muss seine Kandidatenrede ausfüllen - nicht umgekehrt. Wir bringen Starbatty gegen Schäuble. Der Professor muss uns keine Zweikämpfe mit dem Finanzminister mehr versprechen, er ist ihm und seinen Vorgängern in Karlsruhe bereits mehrmals reingegrätscht. Überwältigendes Votum für ihn, er ist unser Mannschaftskapitän im Wahlkampf, Listenplatz 1! Japp!
Die Floskel "da ist viel Politik im Spiel", oder "da ging es nur um Politik" gilt auch für die Politik selbst und sogar für Parteien.. Man muss entlang der Reihen Kompromisse machen. Und manchmal geht man sogar in Verhandlungen, in denen man eine Position vertreten muss, die nicht nur schwierig sondern nicht mal die eigene ist. Auf der Bühne spielt dann ein Stück, das die Zuschauer emotional beteiligt und bewegt. Wer jedoch mit etwas Abstand von der Empore drauf guckt, dem fällt manchmal etwas auf. Eine Unebenheit, die nicht zum Rest des Bildes passt. Bohrt man etwas nach, erfährt man etwas, was nur den Zweck hat, die Neugier zu bedienen. Doch wie bei "Ocean's eleven" gibt es unter dem Doppelboden manchmal noch eine dritte Ebene. Folgt Lewandowski dem Götze nach Bayern? Oder will er mit dem Gerücht nur das eigene Gehalt verbessern? Oder streut ein Wurstmanager solche Gerüchte, um die Kosten für einen Dritten hochzutreiben? "Man glaubt man schiebt, dabei wird man geschoben." (Ringelnatz).
Es ist manchmal auch so, dass man ein Puzzlestück nach dem anderen in die Hand nimmt und dabei nicht merkt, dass die nicht alle zum selben Bild gehören. Man merkt es erst, wenn man die meisten Stücke mal in der Hand gehabt ab. Oder wenn die Liste fertig ist. Hat die nicht eine merkwürdige Schlagseite, wenn man sie mal mit den Vorstandswahlen im April vergleicht? Wehte hier nicht mal ein liberaler Wind? Hat uns der Krach im Vorstand alle härter gemacht und glauben womöglich einige, dass wir den aufgestauten Frust jetzt über stramme Außen abarbeiten sollten? Außen bis zur Linie ist ja ok, es macht die Wege für den Gegner länger. Aber nicht auf der Linie und bitte überhaupt nicht hinter der Linie. Da muss abgepfiffen werden.
So erbittert sich Watzke und Hoeneß, Sammer und Klopp auch beharken, sie würden nie im Brauhauskeller saufen und Hasslieder aufeinander anstimmen. Die Führung weiß, dass sie Verantwortung dafür trägt, wie weit ihre Anhänger gehen würden. Im Gegenteil erkennen Spieler oder Fans oft selbst - spätestens wenn das Spiel entschieden ist- dass die auf der anderen Seite auch Menschen sind.
Auch können sich die oben genannten sicher sein, dass keiner ihrer Spieler an ihrem Stuhl sägt weil er -oder sie- mit "der Grundausrichtung" der Vorderen nicht einverstanden ist. Kein Spieler bringt eine Zeitung heraus, in der er seinen Trainer, Manager oder Vorstand abledert. Obwohl,... man kann nie wissen.
So gesehen hat die AfD Berlin gestern ein Problem mit Bravour gelöst. Relativ betrachtet, war dies aber ein kleineres.

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