Ich bin ein echter Drachenfreak. Hab ein paar Bücher hier stehen über das Thema, bin allgemein ungemein Mythologie-interessiert. Und da ich nicht weiß, was ich sonst als Beginn der Tagebücher nehmen kann, habe ich mich gefragt, was ihr davon halten würdet, wenn ich einfach einen sehr kurzen Text über einen Drachen (oder vielleicht ein anders mythologisches Wesen, was weiß ich) an den Anfang stelle. Gefolgt von der Spoilerwarnung, damit auch diejenigen was zu lesen hätten, die sich den Spaß des Erkundens von Gransys nicht verderben lassen wollen.
Schreibt doch mal in die Kommentare was ihr davon haltet. Oder habt ihr andere Vorschläge? Was kann ich sonst hier schreiben, damit die “Nicht-Dogmatiker” quasi auch etwas zu lesen haben? Lasst es mich wissen. Auch, wie ihr die Idee des Tagebuchs an sich findet.
Aber jetzt folgt erst einmal für euch Tag 1 meines Dragon’s Dogma-Tagebuchs!
(Warum ein Dragon’s Dogma-Tagebuch? Das erfahrt ihr hier!)
Der folgende Artikel erhält SPOILER, d.h. es werden konkrete Inhalte des Spiels benannt. Weiterlesen sollte nur, wer das Spiel entweder bereits kennt oder keine Schwierigkeiten damit hat, manchmal wichtige Passagen bereits vorher kennenzulernen.
Liebes Tagebuch,
Das Leben schlägt manchmal seltsame Wellen an die Küsten von Kassardis. Eben noch schlendere ich mit meinen über 2,10m großen Astralkörper durch die Gassen meiner geliebten Fischerstadt, grüße die kleinen Kinder des alten Piet, da bricht plötzlich die Hölle über uns herein.
Aus heiterem Himmel wird meine Heimat von üblen Monstern überfallen, angetrieben von einer riesigen Bestie aus alten Legenden. Ein urgewaltiger Drache erhebt sich am Firmament. Seine roten Schuppen leuchten diabolisch, als er am Strand landet. Unsere Soldaten fallen. Einer nach dem anderen. Das war der Moment, der mein Leben verändert hat. Wäre ich wie die meisten Menschen fortgerannt, hätte die Nachbarskinder von Piet in Sicherheit gebracht, wäre nie das passiert, was passierte. Vielleicht wäre ich sogar gestorben. Von herabstürzenden Trümmern der Häuser erschlagen. In den Flammen des lodernden Atems der Bestie verbrannt. Vielleicht. Aber ich handelte nicht so.
Ich ergriff ein Schwert, dass ein getöteter Soldat in den Sand hat fallen lassen und stürmte auf das Monster zu, welches meine Heimat zerstörte. Dieser Drache, Zeugnis einer längst vergangenen Ära, vielbesungen in den Dichtungen der Ahnen und in den Apokalyptiken der Kirche gefürchtet – er stand nun vor mir, verbrannte unsere Fischerboote, wirbelte mit seinen Schwingen den Sand auf. Doch ohne Furcht, gänzlich ohne jedes Zittern rannte ich auf ihn zu. Kaum bemerkte er mich, schlug er mit seinen gewaltigen Krallen nach mir, doch ich war schneller. Ich erreichte seinen Hinterlauf, griff mit meiner freien Hand nach einer seiner Schuppen und zog mich langsam hinauf. Hier am Oberschenkel war ich sicher vor den Krallen, den Schwingen, seinem Schwanz. Ich weiß gar nicht, warum ich so präzise agierte. Jetzt glaube ich, es liegt mir im Blut. In der Sicherheit meiner Position fing ich an, das Schwert auf und nieder zu schlagen und in den Körper meines Feindes zu stoßen. Ich spürte den Schmerz des Drachen unter meinem Körper und ich geriet in einen Blutrausch. Wieder und wieder hieb ich auf das Ungetüm ein. Es schien nichts mehr zu existieren. Ich kämpfte nicht mehr für Kassardis, ich wollte den Drachen sterben sehen. Und ich wurde unachtsam. Kaum verfiel ich in diese Raserei, war meine Deckung auch schon zerbrochen, ich verlor den Halt uns stürzt rücklings auf den weichen Sandstrand. Allerdings nicht ohne mit meinem Schwert eine letzte Duftmarke zu setzen und in in dne Pranke des Ungetüms zu rammen.
Ich erinnere mich kaum an die folgenden Augenblicke. In Gedanken sehe ich den Drachen über mich gebeugt, in einer mir unbekannten Sprache flüstern. Dann durchfährt mich ein Blitz, Blut spritzt über den ganzen Strand und vermischt sich mit dem salzigen Wasser des Meeres. Ich glaubte zu sterben. Kurz bevor ich das Bewusstsein verlor, sah ich, wie der Drache langsam einen kleinen, roten Gegenstand verzehrte. Dann wurde mir schwarz vor Augen.
Wie lange ich bewusstlos war, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Plötzlich weckte mich eine tiefe Stimme in meinem Kopf, dass ich mich erheben soll. Es sei Zeit sich für einen Weg zu entscheiden. Werde ich Krieger, Streicher oder Magier. Die Kuttenträger kamen mir gar nicht in den Sinn. Ich brauch die Action, den Kampf. Aber ich will auch nicht blind losstürmen, wie es die Krieger tun. Ich überlege mir genau, was ich tue. Und notfalls muss man auch, wenn es die Sache erfordert auf Distanz gehen. Ich entscheide mich also dafür, dass Leben eines Streichers zu führen. Die rostigen Dolche liegen leicht in meiner Hand, ich spüre, wie sie eine Verlängerung meiner Arme darstellen. Und auch der Bogen fühlt sich gut an. Fast als wäre er ein Teil von mir.
Kaum verlasse ich das Haus des Dorfobersten, wechsle ich ein paar Worte mit Quina, die mich gesund gepflegt hat. Eine große Narbe prangt auf meiner Brust, die mir wohl der Drache zugefügt haben muss. Und das rote Ding, was er verzehrte, war wohl mein Herz, welches nun nicht mehr in meiner Brust zu hören ist. Warum lebe ich noch? Keiner kann mir eine Antwort darauf geben. Aber jeder ist froh mich wiederzusehen, als ich auf die Bewohner von Kassardis treffe. Die Zerstörungen sind nicht so schlimm wie befürchtet, aber die menschlichen Verluste sind hoch. Ich erkunde jeden Winkel meiner Heimat und sammle alles auf, was in meine Tasche passt. Das ist ausgesprochen viel. Ich kriege sogar einen Besen in meine Gürteltasche. Jede Menge Kräuter, Flaschen, Krüge. Genauso ein magisches Geheimnis wie der Köcher meines Bogens, der nicht leer wird, egal wie viele Pfeile ich verschieße. Das Leben in Gransys ist halt manchmal ein wenig seltsam.
Dann begegne ich einem Fischer, den ich zwar oft gesehen habe, aber nie wirklich kennengelernt. Er bittet mich, etwas für ihn zu erledigen. Er hat mit angesehen, wie der Sohn eines anderen Fischers beim Überfall starb und weiß nicht, wie er es dem Vater beibringen soll. Natürlich zögere ich nicht ihm zu helfen, auch wenn ich den Mann für seine Feigheit bemitleide. Kurz drauf komme ich mit der frohen Kunde wieder, dass der Vater überglücklich und traurig zugleich ist, endlich Gewissheit zu haben. Der Mann, der zuviel Angst davor hatte, belohnt mich mit seinen letzten Ersparnissen. Ich habe keine Skrupel, ihm seinen letzten Groschen abzunehmen. Für so eine Lappalie. Ich glaub, wenn ich herausfinden will, was mit mir geschehen ist, darf ich nicht zimperlich sein und wirklich jede Möglichkeit nutzen mich zu bereichern.
Kurz nachdem ich meine Bogenkünste an wehrlosen Möwen testete und erstaunt feststellen durfte, wie präzise meine Pfeile flogen, wie ruhig und kaltblütig ich bei jedem Schuss war, machte ich mich auf den Weg hinaus. Plötzlich wurde der Weg von einer seltsamen Präsenz erfüllt und aus einem wabernden Strudel sprang ein Mann heraus. Der Dorfoberste sagt mir, dass es sich um einen Vasallen handelt, der mich scheinbar auf meiner Reise begleiten will. Ich nehme jede Hilfe dankend an. Obwohl ich mich doch schon frage, warum der Vasall, der übrigens Rook heißt, aussieht wie aus einem 70er Jahre Porno gekrochen. Und dann der Name…passt irgendwie, oder liebes Tagebuch?
Kurz bevor ich mich auf meine Reise zum Lager der Vasallen, das nur wenige Kilometer die Küste hinunter liegt, mache, besuche ich noch den Stall und erblicke die zwei großen, braunen Bullen. Verschämt schau ich nach, ob niemand in der Nähe ist, weise Rook an, aufzupassen, dass ich nicht gestört werde und zücke meine Dolche. Mit wenigen Hieben der Klingen liegen auch schon die Leichname im Stroh. Ich schnitt mir das beste Fleischstück raus und beeilte mich aus der Stadt. Ich bin ein echter Metzger. Gnadenlos, brutal, präzise – ein echter Schlächter. Doggett, der Schlächter…so sollen es meine Nachfahren über mich singen.
Die Strecke zum Lager ist kurz, aber gefährlich. Das wird mir schnell bewusst. Ein fahrender Händler bangt um sein Leben und in alter Heldenmanier presche ich mit gespanntem Bogen auf die Goblins zu, jage einem Pfeil nach dem nächsten in die Schädel der Monster und rette so das Leben des Händlers. Dankbar schenkt er mir einen Mantel. Danke Sankt Martin, will ich flüstern, doch einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Unsere Wege trennen sich. Und an sich bleibt der Rest der Reise zum Lager ruhig. Hier und da fleucht ein Goblin durch die Sträucher – ich metzle ihn. Hier und da springt ein Hase durchs Gebüsch – ich jage ihm einen Pfeil hinterher. Ein wunderbares Gefühl eine Waffe in der Hand zu halten, die so auf einen reagiert, wie dieser Bogen. Ich werde sicher oft von ihm gebrauch machen.
Und dann stehen Rook und ich plötzlich vor der stark befestigten Anlage des Vasallenlagers. Das Ende unserer Reise. Ich schaue in das blöde Gesicht meines Begleiters, zwirble mir mit den Fingern den kunstvoll geschnittenen weißen Bart entlang und lächle. Der Drache wird schon sehen, dass er sich mit mir nicht anlegen sollte. Und mit Vasallen an meiner Seite wird es sicher um einiges interessanter. Ein neuer Tag bricht an, eine ungewisse Zukunft liegt vor mir. Doch ich setze alles daran, sie nach meinem Willen zu gestalten.