Dragon Quest Builders
9Action-RPGMinecraft ist mehr Phänomen als Videospiel. Ein Erfolg, der für so manchen Schreibtischakrobaten aus der Strategieabteilung klassischer Videospielpublisher nicht ganz nachvollziehbar ist. Man darf sich eigentlich nicht wundern, wenn das Management von Square Enix in seiner Verzweiflung die Idee durchwinkt, seine populäre Dragon Quest-Reihe mit den Minecraft-Mechaniken zu kreuzen um so den Anschluss an die Trends der heutigen Jugend zu finden. Es ist einfach, ein Spiel wie Dragon Quest Builders als einfallslosen Cashgrab abzutun, aber: Dragon Quest mit Minecraft mischen, was heißt das überhaupt?
Das Spiel teilt sich in vier voneinander unabhängige Kapitel. Am Anfang eines solchen entdeckt man eine Stadt-Ruine, die es fortan mit neuem Leben zu füllen gilt, bis daraus wieder eine umtriebige Pixel-Metropole wird. So bastelt man an Unterkünften, Werkstädten oder Thermenbädern – alles im Sinne des Fortschritts – die den Spieler im Gegenzug mit neuem Equipment belohnen um in der weiträumigen Welt die lauernden Gefahren besser bewältigen zu können. Im Laufe der Rekonstruktion schaltet man Schritt für Schritt den Zugang zu weiteren Inseln frei, auf denen sich meist hochwertigere Ressourcen wie Eisen oder Edelsteine finden lassen, die im Gegenzug wieder ein Stück mehr Zivilisation versprechen.
Die Bau-Schablonen für diverse Einrichtungen erinnern ein wenig an die klassische Dark Cloud-Serie, doch hat man in einer Engine, die Minecraft nachempfunden ist, natürlich unendlich viel mehr Freiheit. Das Schöne dabei ist, dass man nicht dazu gezwungen wird sich mit den architektonischen Möglichkeiten des Spiels zu befassen. Wer lieblos nur das Minimum aus Dreck und Spucke hinklatscht um wieder zurück in die Welt zu laufen um zahlreiche Quests, Puzzleeinlagen oder versteckte Schätze zu entdecken, dem steht das völlig frei. Wer sich stattdessen lieber damit auseinandersetzt, wie man einen epischen Palast aus dem Boden zieht, der die Jahrtausende überstehen wird um in die ewigen Analen der Meisterarchitekten aufzusteigen, der hat dazu jede nur erdenkliche Freiheit.
So oder so bleibt es dem Spieler nicht erspart, immer wieder in die Umgebung hinauszuziehen um neue Ressourcen einzusammeln. Zwischendurch hat man immer wieder Angriffswellen abzuwehren, wodurch es sich empfiehlt, auch diverse Verteidigungsanlagen zu konstruieren. Gegen Ende eines Kapitels steht dann noch ein besonderes Bosskampf, in dem der Spieler sein Geschick und die Qualität seiner Konstruktion unter Beweis stellen muss. Rückt man dann in das nächste Kapitel auf, geht alles wieder von vorne los, denn behalten kann man nichts. Das mag sich zwar eher frustrierend anhören, dieses Design sorgt aber dafür, dass die Entwickler vier Kapitel entwickeln konnten, die sich stilistisch stark voneinander unterscheiden.
Der Fokus liegt dabei auf ganz unterschiedlichen Aspekten: So ist ein Kapitel ein klassisches RPG-Abenteuer, in dem der Spieler Zugriff auf alle Basics erhält, während ein anderes Kapitel den Fokus eher auf das Erstellen von heilenden Items richtet, um in einer Welt, die von Krankheit und Elend bestimmt wird, Hoffnung zu säen. Jedes Kapitel offeriert eine ganz eigene Atmosphäre und in gewisser Weise greift hier die Dragon Quest-Formel, in der man von Landstrich zu Landstrich zieht, um völlig unterschiedliche Plagen zu bekämpfen, viel besser als in so mancher Hauptausgabe.
Durch die Dragon Quest-Lizenz erhält das Spiel dann noch Zugriff auf einige der besten Tracks aus der Reihe, wodurch eigentlich alle Kriterien für einen Qualitätstitel erfüllt sind. Zu guter Letzt gibt es noch einen freien Modus, in dem sich die Werke auch mit einer Online-Community teilen lassen. Als Gesamtpaket ist Dragon Quest Builders also absolut empfehlenswert. Mit dem Titel beginnt das Jahr für die Switch ausgezeichnet. Das Beste dabei: Ein Sequel zeichnet sich bereits am Horizont ab.
Plattform: Switch (Version getestet), PS4, PS3, PS Vita, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 7, Release: 09.02. 2018 (Switch), 14.10.2016 (PS4, Vita), Link zur Homepage
Autor
Florian KranerAufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis. Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.
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