Dracyr – Das Herz der Schatten

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Dracyr – Das Herz der Schatten

Susanne Gerdom

cbj, 2014

978-3570402245

14,99 €

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Kay sinnt auf Rache. Ihr Plan: In der Burg des Dracyrlords in seine Nähe kommen und ihn für alles büßen lassen. Leider gib es da ein Problem, mit dem Kay nicht gerechnet hat: Damian, Sohn des Lords, ihr Feind. Aber auch wenn er ein Mistkerl war, irgendwie brachte er Kay immer wieder durcheinander und dann wären da noch die Dracyr…

Kay lernt der Leser als starkes Mädchen kennen, das viel erlebt hat. Ich mochte sie sehr, denn manchmal bringt sie Licht in das Dunkel von Albrastor, dem Land in dem die Dracyr, das Sagen haben. Sie hat ein festes Ziel vor Augen. Aber was wäre ein Ziel, wenn es bis dahin keine Hürden gäbe? Ich zitterte mit ihr mit, lächelte mit ihr und war immer gespannt, wie sie sich entwickeln würde.

Damian ist derjenige, den ich manchmal mag und manchmal nicht. Susanne hat es geschafft, seine schlechten, wie auch vielleicht guten Seiten effektiv und verschiedenen zu betonen. Ich bin mir nie sicher, ob ich ihn mag oder eigentlich nicht, da mein Kämpferherz für die Kämpferin Kay schlägt. Aber genau das macht auch die Spannung zwischen den beiden Charakteren aus und der Leser muss keine Angst haben, einfach nur in eine verkappte Fantasy-Liebesgeschichte verwickelt zu werden.

Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der Dracyr und das Wirken zwischen ihnen und Mensch. Ich konnte mir die Verbindung gut vorstellen, sie war nicht allzu abwegig oder wirkte auch nicht aufgesetzt, sondern natürlich. 

Albrastor ist fantastisch und genial. In der Burg des Lords würde ich freiwillig putzen, nur um Damian einmal zu sehen oder dem Lord selbst zu begegnen. Das Düstere der Welt ist eingefangen in verwinckelten Fluren, Spionen, dunklen Zimmer und tiefen Kellern. Aber im Keller war ich immer am liebsten ;)

Eine Welt, die ein Leser nie betreten wird, die wir nur in Gedanken besuchen können. Wo Machtkämpfe herrschen, Menschen sterben und es einen tyrannischen Herrscher gibt. Ein Land, in dem Kay lebt und liebt, hofft und bangt und Rache schwört.

Im letzten Jahr habe ich so viel Fantasy gelesen, dass ich schon sehr kritisch geworden bin. Menschen, die sich in Drachen verwandelten, rissen mich nicht vom Hocker. Elfen kommen mir nicht mehr ins Bücherregal und auch Zwerge: Nein, danke. Eine Fantasygeschichte muss mich locken, anders sein und trotzdem vorstellbar.

Und so ist die Geschichte, die Kay mir hier bietet. Sie ist mysteriös und dunkel am Anfang. Sie lockt mit vielem, was der Leser nicht versteht. Und sie lockt mit Kreaturen, die gefährlich sind, aber im Laufe der Geschichte frage ich mich trotzdem: Sind sie wirklich zu Bösem geboren oder nur erzogen worden?

Und auch die Liebeskomponente vor der ich immer angst habe, denn in vielen Büchern ist sie plump angebiedert an die Spannung und den Rest, beginnt nichts ahnend. Nie weiß ich, wird daraus etwas oder nicht? Und auch wenn ich manchmal mit Gänsehaut den Blicken des Dracyrlords standhalte, durch dunkle Gänge stolpere und Angst um Kay habe, will ich mehr davon. Ich bin gespannt, ob es mit Kay und Damian weitergeht, was dem Land passiert, dass ich mochte und gerne bereist hätte. Als Auftakt gab es genug Spannung, genug verschiedenen Protagonisten und eigenwillige Kreaturen, dass da noch mehr dahinter steckt. Ich wollte mich nicht aus Albrastor verabschieden, aber auf jeden Fall will ich wieder dahin zurück.


Ich mag das Cover, es ist nicht zu voll und zu fantastisch. Die Farben sind sehr gedeckt und der sehnsuchtsvolle Blick der Figur (oder wäre er ängstlich) passt auch gut zur Stimmung. Die kleinen Dracyr Bilder im Innern sind auch toll. Also kann ich von der Gestaltung her nicht meckern.

Ein fantastisches Abenteuer, das ich hier lesen durfte! Kay ist eine tolle Persönlichkeit, die Macken hat, aber nie eigenartig wirkt. Es ist keine simple Fantasygeschichte, aber auch keine triefende Liebesgeschichte – es ist das perfekte Spiel zwischen zwei Polen mit fliegenden Kreaturen, die mich in den Bann gezogen haben.