Liebe Leserinnen und Leser,
das war sie schon, meine Blog-Pause; ich bin zurück, zunächst noch mit einer etwas kürzeren Rezension, der eine weitere kürzere folgen wird, doch dann geht hier wieder alles seinen gewohnten Gang. Zum Pausen-Ende habe ich wieder mal in der Harold-Lloyd-Box gekramt und folgenden Film gefunden:
DR JACK
USA 1922
Mit Harold Lloyd, Mildred Davis, Eric Mayne, u.a.
Regie: Fred C. Newmeyer
DAuer: 60 min
Nach all den bereits hier publizierten Rezensionen zu Harold Lloyds Stummfilmschaffen mache ich nun einen Sprung zurück zu seinem zweiten Langfilm.
Dr Jack entstand noch unter Hal Roachs Aegide. Safety Last sollte darauf folgen, danach machte Lloyd sich selbständig.
Nach der Visionierung der späteren Filme fällt hier ein deutlich anderer Tonfall auf, man könnte es als den etwas rauheren Roach-Touch bezeichnen. Dieser äussert sich in einigen Sequenzen, die gefährlich nah am Rassismus vorbeischrammen, und am etwas ungehobelteren Slapstick. Lloyds Stil ist aber schon sehr deutlich erkennbar und scheint immer in jenen Momenten auf, in denen die Geschichte sich in feinsinnigeren Bahnen entwickelt.
Erzählt wird die Geschichte zweier Menschen, die am Schluss zueinander finden. In immer kürzeren Abständen parallel montierten Sequenzen lernen wir ein kränkliche junge Dame aus gutem Hause kennen, die von ihrem Hausarzt und dem besorgten Vater von jeglicher Aufregung ferngehalten und ans Bett gefesselt wird, und den beherzten und behornbrillten Landarzt Dr. Jackson (kurz Dr. Jack genannt). Jackson weiss für jedes Wehwehchen Abhilfe, da er offenbar intuitiv die psychologischen Ursachen der Krankheiten erfasst und auf dieser Ebene für Remedur sorgt (eine für jene Zeit erstaunliche Erkenntnis).
Natürlich trifft Dr Jack auf das kranke Mädchen, entlarvt ihren pompösen Hausarzt als Scharlatan und verordnet ihr eine „Aufregungs-Kur“, die sie so richtig aufblühen und das Elternhaus in Ruinen zurück lässt.
Soweit, so gut. Dr Jack sticht aus Lloyds Schaffen nicht besonders hervor. Es ist ein herziger Film mit einigen wirklich gelungenen Sequenzen, dem Wärme und Menschenliebe zugrunde liegen, ohne dass er diese Eigenschaften besonders herausstreichen oder thematisieren müsste (wie dies ein berühmter Kollege Lloyds gern getan hatte).
Der Film ist gut, solide, und im Vergleich zu späteren Lloyd-Werken noch etwas ungehobelt in der Machart. Kein Muss – aber durchaus ein Gewinn. Und da er ja eh’ in der Lloyd-Box mit drin ist…
7/10
Die DVD-Ausgabe: Der Film ist in der 10-DVD-Box Harold Lloyd – The Collection erschienen (Regionalcode 2).
Dr Jack ist wie alle anderen enthaltenen Filme digital neu aufbereitet und auf Hochglanz poliert worden.
Die Filmmusik von Robert Israel ist einmal mehr sehr gut. Sie wurde extra für den Film komponiert und von einem Kammermusik-Ensemble engagiert eingespielt. Sie passt sich dem Rhytmus und den Zwischentönen des Film sehr schön an.
Verfügbarkeit:
Deutschsprachiger Raum: Die Lloyd-Box ist hierzulande verfügbar – allemal eine lohnende Anschaffung, denn die allermeisten der darin enthaltenen Lloyd-Werke sind den Preis wert! Die Box gibt’s bei amazon.de, ebendort bei privaten Anbietern auch ziemlich günstig.
Es gibt inzwischen auch eine Neuauflage mit verbesserten Extras (dem Schwachpunkt der alten Box): Hier.
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