Double-Feature in der Villa Stuck: Minifilme und Promibesuch

Von Villastuck @villastuck

Wie setzt man in einem Tanz-Film neue visuelle Erzählformen um, wenn einem nur 60 Sekunden bleiben? Diese Frage haben 96 Künstler aus ganz Europa für den Wettbewerb CHOREOGRAPHIC CAPTURES sehr unterschiedlich beantwortet. Am Dienstag, den 25. November verrät die Jury anlässlich der Ausstellungseröffnung MOVING MOVIES in der Villa Stuck, welche Beiträge am stärksten überzeugt haben. Nicht so kurz fassen muss sich Tilman Spengler am gleichen Abend. Gemeinsam mit Margot Th. Brandlhuber wird er in der neuen Reihe “Prominente Begegnungen” bei einem öffentlichen Rundgang über den Alltag in einer Künstlervilla, den Mythos des Gesamtkunstwerkers Franz von Stuck und die gesellschaftspolitische Rolle eines Künstlerfürsten in München um 1900 diskutieren.

Zum sechsten Mal verleiht hat der Verein JOINT ADVENTURES Choreografen, Tänzern, Performern und Multi-Mediakünstlern eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt: In einem 60-sekündigen Werbeclipformat sollten sie neue ästhetische Wege finden und mit einer außergewöhnliche visuelle Sprachen entwickeln. Durch die Teilnahme von Michael Buhrs in der Jury des Preises entstand die Idee, die Arbeiten erstmals auch in einer Ausstellung zu zeigen.

Wer sich für Medienkunst interessiert, sollte einen Besuch der Ausstellung MOVING MOVIES nicht verpassen, die bis 14. Dezember fünf Siegerfilme an die Wände der Künstlervilla projizieren wird.

Die Bilder der bisherigen Preisträger vermitteln einen kleine Eindruck, was es dort zu sehen gibt.

Der dritte Preis von 2011 Maarten van der Glas “Moving Within Without”

Remote von Robert Shaw

Über den Wettbewerb CHOREOGRAPHIC CAPTURES entwickelte sich ein neues künstlerisches Format. Die maximal 60-sekündigen filmischen Miniaturen experimentieren mit den unbegrenzten Möglichkeiten von Film und Choreografie und etablieren ein neues Genre nach dem Tanzvideo. Animation, Stop Motion, Videoschnitt oder Compositing treffen auf choreografische Strategien. In der Verbindung aus Film, Kunst, Video und Choreografie entstehen filmisch-mediale Auseinandersetzungen mit neuen choreografischen Ansätzen, die den Blick des Zuschauers auf den Film und die Choreografie als Kunstform irritieren und zugleich für eine Choreografie der Bilder öffnen.

Aus 107 Filmen von 96 Künstlern aus 34 verschiedenen Ländern werden 5 Gewinner nominiert, die am 25. November 2014 in der Villa Stuck ausgezeichnet werden. In zwei Kategorien werden Preise vergeben: Zum einen Geldpreise in Höhe von bis zu 2.000 EUR. Zusätzlich werden Kinopreise verliehen: Die Gewinnerclips werden ein Jahr lang deutschland- und europaweit im Werbeblock in zahlreichen Partnerkinos, auf verschiedenen Festivals und im öffentlichen Raum präsentiert.

JOINT ADVENTURES startete 2008 CHOREOGRAPHIC CAPTURES als Kunstprojekt mit Kurzfilmwettbewerb. Das Ziel ist ebenso einfach wie anspruchsvoll: Die Kunstformen Tanz, Choreografie und Film sollen stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt und die Interaktion zwischen diesen Bereichen vorangetrieben werden. CHOREOGRAPHIC CAPTURES sind maximal 60sekündige Filme, die sich mit verschiedenen Darstellungs- und Realisierungsformen von Choreografie und Film auseinandersetzen. Sie werden an Stellen präsentiert, an denen das Publikum sie nicht erwartet: eingestreut in der Kinowerbung, aber auch auf Festivals und Events, sowie im öffentlichen Raum.

25.11.2014, 19 Uhr
Ausstellungseröffnung MOVING MOVIES und Preisverleihung CHOREOGRAPHIC CAPTURE

Bevor die Videos laufen, lädt Sammlungsleiterin Margot Th. Brandlhuber um 18 Uhr zu einem besonderen Rundgang:

Dialogführung mit dem Sinologen, Schriftsteller und Journalisten Tilman Spengler, München, und Margot Th. Brandlhuber, Leiterin der Sammlungen
Ein Gespräch über den Alltag in einer Künstlervilla, den Mythos des Gesamtkunstwerk(er)s und die gesellschaftspolitische Rolle eines Künstlerfürsten in München um 1900

Über seine Romane und Reportagen hinaus ist Tilman Spengler spätestens durch seine Sendereihe “Klassiker der Weltliteratur. Mit Tilman Spengler durch die Literaturgeschichte” einem großen Publikum bekannt. Eloquent und tiefsinnig stellt er Autoren von Homer bis Franz Kafka, von Dostojewski bis Moliere und von Jane Austen bis Raymond Chandler vor. Als China-Kenner begleitete Tilman Spengler mehrfach Delegationen der deutschen Bundesregierung und wurde 2011 wegen seines Einsatzes für Liu Xiaobo und anderer Dissidenten mit einem Einreiseverbot belegt.

2008 wurde Tilman Spengler der Literaturpreis der Landeshauptstadt München verliehen. In ihrer Begründung schrieb die Jury seinerzeit: “Mit Tilman Spengler wird … nicht nur ein vielseitiger Schriftsteller und Publizist geehrt, … sondern auch eine Persönlichkeit, die mit ihrer kulturellen Vermittlungsarbeit den Münchner Literaturbetrieb belebt.” Gemeinsam mit Daphne Wagner verfasste Spengler ein Buch, das hinter die Kulissen von Richard Wagners Villa Wahnfried in Bayreuth blickt.

25.11.2014, 18 Uhr
Prominente Begegnungen – Dialogführung mit Tilman Spengler und Margot Th. Brandlhuber