Dortmunds grandiose Pokalnacht
Roman Weidenfeller war nicht mehr zu halten. Als Ivan Perisic den siegbringenden Elfmeter verwandelt hatte, stürmte Weidenfeller von der anderen Seite des Spielfelds auf seinen kroatischen Kollegen zu, als habe er soeben eine Einladung von Bundestrainer Jogi Löw zur Nationalmannschaft bekommen oder gerade die Titelverteidigung mit dem BVB klargemacht. Weidenfeller warf sich Perisic so ungestüm auf die Schultern, dass man beinahe Angst haben musste um den schmächtigen Schützen.
Kurz darauf erklomm Weidenfeller die Absperrung des Dortmunder Fanblocks und schwenkte im Siegestaumel eine schwarz-gelbe Fahne. So ausgelassen und frenetisch wie nach dem 5:4-Sieg nach Elfmeterschießen im DFB-Pokalachtelfinale gegen Fortuna Düsseldorf hat man den meist coolen Weidenfeller lange nicht mehr gesehen. Wenn zufällig wieder ein Reporter des Senders Al Jazeera im Stadion gewesen wäre, hätte ihm der BVB-Torhüter vermutlich ins Mikrofon gebrüllt: «We have a grandios Pokalfight abgeliefert.» Und Auch BVB-Trainer Jürgen Klopp konnte sich nach dem Schlusspfiff kaum beruhigen: «unfassbar», «verrückt, absolut verrückt», «unglaublich».
Das Team von Borussia Dortmund freute sich über den Sieg gegen den Herbstmeister der 2. Liga, als sei dem Deutschen Meister gerade eine Pokalsensation gelungen. Und irgendwie war das an diesem Abend auch der Fall – selbst wenn Dortmund der große Favorit war. Doch das Spiel hatte «seine eigene Geschichte», wie Klopp treffend feststellte
Die Statistik sprach für Düsseldorf
Ohne sieben Spieler, darunter fünf wichtige Stammkräfte wie Mario Götze, Neven Subotic, Lars Bender und kurzfristig auch Shinji Kagawa, war der BVB nach Düsseldorf gefahren. Als dann auch noch der kurzfristig eingesprungene Patrick Owomoyela in der 34. Minute Gelb-Rot sah, gingen die Dortmunder im langen letzten Spiel des Jahres auf dem Zahnfleisch.
Mit insgesamt 19 Torschüssen (Dortmund brachte 10 zustande) und sieben guten Möglichkeiten zwangen die Düsseldorfer Matchwinner Weidenfeller zu Glanzparaden. Zwar hatte die Borussia 57,8 Prozent Ballbesitz, aber Düsseldorf gewann die Mehrzahl der Zweikämpfe (53,6 Prozent) und spielte sich in dem laufintensiven Spiel das deutlich bessere Eckenverhältnis heraus (8:2).
Die Angst vor der Blamage trieb Dortmund an
Doch der Wille, nach dem Aus in der Champions League nicht auch noch aus dem Pokal zu fliegen, trieb das Team um Kapitän Sebastian Kehl an. Zwar gelangen in der regulären Spielzeit keine Tore, doch die Defensive mit Kevin Großkreutz als Aushilfsinnenverteidiger hielt stand. Zwar gingen mit Jürgen Klopp an der Außenlinie einmal mehr die Gäule durch, doch das dramatische Elfmeterschießen entschieden seine Spieler nervenstark für sich. Zwar tat Schiedsrichter Manuel Gräfe mit den skurrilen Wiederholungen zweier Elfmeter alles dafür, dass das Spiel in einem Eklat enden würde. Doch die ersatzgeschwächten Dortmunder verwandelten eiskalt fünf von fünf Strafstößen. «Das erste Mal in der Vereinsgeschichte», wie Mats Hummels süffisant bemerkte.
So beendete Borussia Dortmund ein kurioses, teils märchenhaftes, teils ernüchterndes Kalenderjahr 2011 mit einem kuriosen Spiel. In ersten Partie des Jahres hatten die Himmelsstürmer durch das 3:1 gegen Bayer Leverkusen den Grundstein für die erfolgreiche Rückrunde und damit den Gipfelsturm zum Deutschen Meistertitel gelegt. Im letzten Spiel elf Monate, 22 Siege, zehn Unentschieden und zehn Niederlagen später hat Jürgen Klopps verschworene Gemeinschaft den Pokalfluch besiegt und das Meisterjahr mit einem Erfolgserlebnis abgeschlossen.
Die Chronologie des Spiels und alle Statistiken zum Nachlesen im news.de-Liveticker.
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