Dornenherz
Jutta Wilke
Coppenrath, 2014
978-3649613701
14,95 €
Anna ist traurig, Anna ist verletzt – Anna berührt mein Herz, denn sie möchte so sein, wie ihre tote Schwester. Aber geht das gut? Als sie endlich wieder beginnt ein wenig zu leben, findet sie eine Engelsstatue, die sie berührt. Sie beginnt zu zeichnen, und merkt nicht, was sie damit alles in Gang setzt …
Anna tut mir am Anfang sehr, sehr leid. Jutta schafft es mit wenigen, aber traurigen Worte, Annas Innenleben nach außen zukehren. Immer wieder will ich Anna in den Arm nehmen und ihr sagen: Es wird alles gut. Außerdem finde ich die Familie komisch, habe etwas Wut auf sie und merke, die Charaktere sind wirklich gut durchdacht und liebevoll gestaltet. Es gibt keine Figur, die nicht über ein Gefühl verfügt, dass ich mag oder einen Charakterzug, den ich ihnen austreiben möchte.
Die Engelsstatue wird während des Lesens zu einem festen Bestandteil der Geschichte. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass sie selbst eine Figur ist, der Angelpunkt der Gefühle von Anna und allen anderen Figuren in dieser Geschichte.
Zuerst bin ich etwas verwirrt, als ich gemeinsam mit der Geschichte in die Vergangenheit springe und miterlebe, wie ein Mädchen bald auswandern soll. Was hat das mit meiner Geschichte zu tun?, habe ich immer wieder gedacht. Natürlich klärt sich alles später auf und es ergibt tatsächlich ein stimmiges Bild.
Und das Schöne ist, Jutta Wilke hat sich mit beiden Geschichten wahnsinnig viel Mühe gegeben. Immer wieder habe ich kleine Details entdeckt, die hier und da wieder auftauchen. Mal am Rande, mal sind sie wirklich wichtig, aber egal wie, sie machen das liebevolle Bild der Geschichte komplett.
Zwei Handlungen, die parallel zueinander laufen, aber die eine ist sehr leise und fügt sich in die Lücken, der großen, traurigen, aber schönen Erzählung. Ich weiß gar nicht, welchen Teil ich lieber mag. Die Vergangenheit ist interessant, traurig und so wahrhaftig erzählt, dass ich mich gut in die Zeit hineindenken kann und mittendrin bin.
Aber auch Annas Geschichte, die zeigt, wie sehr uns der Tod eines geliebten Menschen trifft und alles was danach passiert, hat mich verzaubert. Gerade weil Anna so wütend und so traurig zu gleich ist, habe ich sie in mein Herz geschlossen.
“Dornenherz” spricht von der Angst, alles falsch zu machen, von einem Leben, dass niemand zu Ende leben kann und dies auch nicht tun sollte. Jutta Wilke hat starke und gebrechliche Charaktere geschaffen, die mich für einen Nachmittag verzaubert haben. Sie brauchten meine ganze Aufmerksamkeit, denn die Geschichte hat nicht nur eine Facette an Schmerz und Glück, sondern sehr, sehr viele.
Der Coppenrath Verlag hat sich wieder ganz viel Mühe gegeben und ein einzigartiges Buch erschaffen. Wenn ich den Umschlag abmache, sehe ich sogar die süße Katze, die eine wichtige Rolle spielt. Ich kann gar nicht sagen, ob ich das Buch mit oder ohne Umschlag schöner finde. Alle wichtigen Komponenten spiegeln sich im Cover wider. *Daumen hoch*
Die Lesung in Münster war schon ein Erlebnis, aber auch das Buch war eine Herzensangelegenheit und hat damit 5 Bücherpunkte verdient.