Dorje Drolö – Die Legende des wilden zornvollen Vajras

Von Rangdroldorje

Eine äußerst zornvolle Emanation des Padmasambhava ist Dorje Drolö (tib., rdo rje gro lo). Dorje Drolö ist eine der acht Manifestationen des Lotusgeborenen Gurus und reitet auf einer Tigerin, während er Feinde besiegt.
Wie Jamgon Kongtrul in der kurzen spirituellen Biografie – dem Namthar – vom Guru Padmasambhava schreibt: Der Lotusgeborene Meister, der zweite Buddha erschien in diesem Land Tibet als ein spiritueller Führer, der eine unendliche Zahl an Schülern durch die Methode der allgemeinen Anweisung im Herzen der Lehre Buddhas führte, dem Vajra-Pfad des Geheimen Mantras, und insbesondere durch die Methode der erleuchteten Aktivität der tiefgründigen Schätze. Dieser große Meister war weder ein gewöhnlicher Mensch, der stufenweise den spirituellen Pfad durchlief, noch war er ein außergewöhnlicher Bodhisattva, der eine Stufe des Erwachens erreichte. Er war eine Verkörperung der Erleuchtung, die vom Buddha Grenzenloses Licht und vom unvergleichlichen (Buddha) Shakyamuni manifestiert wurde, um auf vielfältige Weisen die Menschen und nichtmenschlichen Wesen zur Erleuchtung zu führen, die sich sonst einem spirituellen Leben abgeneigt wären. Auch kann man sagen, dass die Schilderung eines kleinen Teils seiner Lebensgeschichte die Kräfte sogar von einer spirituell fortgeschrittenen Person übertrifft,…“

Dorje Drolö – Zornvolle Vajra

„Der Meister wusste, dass der Enkelsohn des Königs die Wiedergeburt eines Dämons sein und den Niedergang der Lehre verursachen würde. Daher machte er für diese kommende Zeit viele Prophezeiungen. Nachdem er sich mit dem König beraten hatte, trafen sie Vorkehrungen, damit die Lehren des Geheimen Mantra niemals abnehmen, von intellektueller Pedanterie nicht verunreinigt und nichts erfunden werden würde, damit der Segen des Meisters nicht verschwinden würde und beständig Schüler in der Welt erscheinen würden. Aus diesem Grund verbarg er insbesondere die 100 Schätze um das Leben des Königs zu fördern, die fünf großen Geistschätz, die 25 großen und tiefgründigen Schätze, sowie unzählige andere benannte und unbenannte Schätze. Er prophezeite für jeden einzelnen die Zeit, die Person, die der Dharma-Halter mit der glücklichen Verbindung sein wird usw. An 13 Orten, die Tiger-Nest genannt wurden, wie in Nering Sengedzong in Mönkha usw. erschien er in Gestalt des unkontrollierbaren Zorns und band alle Geister und Dämonen Tibets mit Eiden und vertraute ihnen die Schatzlehren zum Schutz an. Seit dieser Zeit ist er als „wilder zornvoller Vajra“ (DORJE DROLÖ) bekannt.“

Die Lebensessenz des zornvollen Vajras

Die tiefgründige Praxis der Lebensessenz des zornvollen Vajra, der den Quälgeistern das Herzblut entzieht (tib., bdud ‚joms khrag ‚thung pad+ma’i srog sgrub zab mo) ist die Herzenspraxis von Dudjom Rinpoche Jigdral Yeshe Dorje gewesen. Bereits für seine frühere Inkarnation, für Dudjom Lingpa, war die Praxis des Dorje Drolo eine essentielle Verwirklichung, mehr noch, da Dudjom Lingpa als Emanation des Dorje Drolö galt. Dudjom Rinpoche empfing diese Praxis bereits in sehr jungen Jahren im Alter von 13 Jahren während er Dorje Drolö praktizierte als Geist-Schatz (tib., dgongs gter). Sie war von da an seine Herzessenz, weshalb sie auch als „Sogdrub“ (tib., srog sgrub) bezeichnet wird. Durch das heilige Versprechen, welches mit dieser Praxis für Dudjom Rinpoche verbunden war, war er angehalten, diese Praxis erst dann zu veröffentlichen, wenn er das Alter von 50 Jahren überschritten hat. Ansonsten würde es seine Lebenskraft gefährden und zu einem frühen Tod führen.
Bhakha Tulku Rinpoche meint dazu: „Diese äußerst zornvolle Praxis des Dorje Drolö ist wesentlich für das Befrieden von allen negativen Umständen, denen wir heutzutage in der Welt begegnen. Da das gesamte Spektrum der Lehren des Buddhadharma und seine Essenz Liebe, Mitgefühl und Weisheit sind, ist diese zornvolle Praxis nicht der Ausdruck einer gewöhnlichen Raserei. Vielmehr ist sie der Gipfel der Praxis von Mitgefühl und Weisheit, die der Praxis des Buddhadharma auf sehr tiefgründige Weise zu Grunde liegt. Deshalb ist zum Wohle der fühlenden Wesen insbesondere in diesen Zeiten des Niedergangs die Praxis der „Lebensessenz-Sadhana von Dudjom Thragthung Padma“ eine sehr machtvolle und direkt wirksame Weise, Frieden und Harmonie in die Welt zu bringen.“
Wie Dudjom Rinpoche in seiner spirituellen Biografie selbst sagt, konnte er viele Hindernisse beseitigen und ein langes Leben erlangen. Im Nachwort zu seiner Praxis schreibt Dudjom Rinpoche: „Während dem dunklen Zeitalter wird es Streit zwischen den Menschen und dem Buddhadharma geben. Wenn die Zeit vieler ungesetzlicher Handlungen naht, dann wird die Kraft der Damsi und der Gong-Geister wie Winde umherwirbeln. Die Macht anderer Meditationsgottheiten wird fern sein, aber meine erleuchtete Aktivität wird die rascheste sein. Dennoch werden wenige Menschen Vertrauen in mich haben. Bitte betet zu mir und ich schwöre, dass Padma euch nicht täuschen wird. Für die Vertrauensvollen gibt es keine Trennung oder Zusammentreffen mit Padma. Wenn darin kein Zweifel besteht, ist es sicher, dass Verwirklichung eintritt.“ Und als Resultat der Praxis verspricht er: „Die Resultate dieser Praxis sind so, dass die Königsgeister (Gyalpogong) und Elementargeister (Jungpos) nicht fähig sind, sich zu nähern. Das dreifache Erstrahlen[1] wird auftreten und die Verwirklichung der Ansammlungen (spiritueller und materieller Wohlstand) werden erlangt werden.“
Einst bat Dilgo Khyentse Rinpoche, dass Dudjom Rinpoche ihm die Ermächtigung in seine Termas geben möge. Doch da die Zeit damals knapp war, bat er ihn, ihm die Ermächtigung in seine wichtigste Praxis zu geben. Dudjom Rinpoche gab ihm daraufhin die Ermächtigung in den Dudjom Thragthung Padma Sogdrub – die „Herzessenz des Lotus, die den Dämonen das Blut entzieht“. Auch heute noch wird diese tiefgründige Praxis des Dorje Drolö sehr geheim gehalten und wird sehr selten gegeben. Daher sollten alle vom Glück begünstigten die Gelegenheit ergreifen.

[1] Die drei Strahlenden sind: 1) das Erstrahlen der glückseligen Wärme im Körper; 2) das Erstrahlen der Macht in der Rede; und 3) das Erstrahlen der Erkenntnis im Geist.

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