Doppelt hält Leser

Erstellt am 23. August 2010 von Ppq @ppqblog

"Seine Weisheit ist seine lebenslange Neugier", ließ ihn sein Arbeitgeber loben, als er 80 wurde. Da hatte Claus Jabobi, ehemals Seekadett und danach Chefredakteur sowohl beim "Spiegel" als auch bei der "Welt", nach Recherchen der "Bild", bei der er inzwischen gelandet war, noch "nie Sonnenbrille und nie Jeans" getragen, dafür aber "Freunde wie Günter Netzer und Ferdinand Fürst von Bismarck, Rolf Hochhuth und Berthold Beitz, Richard Gruner und Winston Churchill jr." eingeworben. Immer noch füllt der Springer-Biograf jeden Samstag zuverlässig sein Eckchen im großen Boulevard, "Mein Tagebuch" ist ein Zettelkasten aus Kalendersprüchen, eher geschüttelt als gerührt und so aktuell politisch wie einst die Rotlichtstunden bei der NVA.
Was Jacobi dort schreibt, weiß der mittlerweile 83-Jährige schon längst nicht mehr, mittlerweile aber gehen ihm auch schon die originellen Histörchen aus. Jetzt griff der Doyen der deutschen Edelfedern so in der Not auf die feine Geschichte des Kunsthistorikers Emil Schaffer zurück, der "nie vergass, einer befreundeten Dame zum Geburtstag Blumen zu senden. "Dass Sie sich den Tag so gut merken können, wunderte die sich", schreibt Jacobi. "Aber ich bitte Sie", antwortete Schaffer: "Drei Tage bevor die Medici aus Florenz vertrieben wurden!" Zuletzt war das ein Brüller in der Jacobi-Kolumne vom 5. Juni, drei Tage bevor sich der Todestag des Propheten Mohammed zum 1378. Mal jährte