¡Doppelrezension!: Silber - Das erste Buch der Träume

Von Collectionofbookmarks

Inhalt:
Geheimnisvolle Türen mit Eidechsenknäufen, sprechende Steinfiguren und ein wildgewordenes Kindermädchen mit einem Beil … Liv Silbers Träume sind in der letzten Zeit ziemlich unheimlich. Besonders einer von ihnen beschäftigt sie sehr. In diesem Traum war sie auf einem Friedhof, bei Nacht, und hat vier Jungs bei einem düsteren magischen Ritual beobachtet. Zumindest die Jungs stellen aber eine ganz reale Verbindung zu Livs Leben dar, denn Grayson und seine drei besten Freunde gibt es wirklich. Seit kurzem geht Liv auf dieselbe Schule wie die vier. Eigentlich sind sie ganz nett. Wirklich unheimlich – noch viel unheimlicher als jeder Friedhof bei Nacht – ist jedoch, dass die Jungs Dinge über sie wissen, die sie tagsüber nie preisgegeben hat – wohl aber im Traum. Kann das wirklich sein? Wie sie das hinbekommen, ist ihr absolut rätselhaft, aber einem guten Rätsel konnte Liv noch nie widerstehen …

Wie ihr seht, sieht es heute ein wenig anders aus. Das liegt daran, dass die Kirsche und ich uns für eine Doppelrezension entschieden haben, weil 1.) wir beide das Buch zur gleichen Zeit gelesen haben und 2.) sogar die gleiche Meinung dazu hatten. Was hatten wir uns gefreut, als das neuste Buch von Kerstin Gier angekündigt wurde und dann auch noch mit so einem hübschen Cover. Wir zwei sind große Fans ihrer Edelstein-Trilogie und konnten kaum glauben, als wir es endlich in den Händen hielten. Nur dieses Mal schreibt Kerstin Gier nicht über Zeitreisen, sondern über das ähnlich interessante Thema Träume. Na? Hört sich gut an, oder?

(Erdbeere)

Das denkt sich auch Liv. Denn seit sie nach London gezogen ist, in einer höchst angesehenen Schule angemeldet wird und Bekanntschaft mit Grayson und seinen Freunden macht, werden ihre Träume immer skurriler.  Und alles hängt irgendwie mit den vier Jungs zusammen. Liv wäre aber nicht Liv, würde ihre Neugier nicht überwiegen und sie Kopf und Kragen riskieren, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und dabei ihr Leben in Gefahr zu bringen.
Frau Gier hat sich mit den Träumen ein Thema ausgesucht, das sehr spannend ist und in viele Richtungen gehen kann. Daher wusste man nie, was einen so genau erwartet. Zudem wird der Leser schnell ins Geschehen geworfen, wodurch die Geschichte nie an Spannung verliert und man das Buch in einem Rutsch durch gelesen hat. Zusammen mit den ganzen Geheimnissen, die aufgedeckt werden und den Fragen, die sich der Leser immer wieder zu stellen hat, wurde Silber ein gewohnt gutes Buch von Kerstin Gier. 

(Kirsche)

Auch in ihrem neuen Buch präsentiert uns Frau Gier eine sympathische, aber auch wieder recht tollpatschige Heldin, welche mit ihrem sarkastischen Humor, der unbändigen Neugier und der Liebe zu Sherlock Holmes (oh ja, das gefiel mir wirklich sehr) bestach. Doch das 15jährige Mädchen überzeugte nicht nur mit ihrer taffen Art, sondern zeigte uns auch oft ihre schwächere, ja sogar sehr verletzliche Seite, deren Quelle in ihrer Vergangenheit zu suchen war... mehr verrate ich nicht ;)
Was ich an Liv vielleicht nicht ganz so mochte, aber dafür konnte das Mädchen nun wirklich nichts, war die Tatsache, dass sie mit ihrer Nerdbrille und dem Zopf total unattraktiv wirkte, sobald sie beides entfernte aber zum absolut hübschen Girly wurde. Das war mir dann doch ein bisschen zu typisch. 
Wie wir es von der Autorin gewohnt sind, belies sie es jedoch nicht bei einer starken Protagonistin. Neben Liv gabs es etliche weitere Figuren für die ein Leserherz höher schlagen konnte. Ob nun ihre jüngere Schwester, das liebevolle Kindermädchen oder ihre neugewonnenen Freunde aus der Schule, alle hatten sie ihre besonderen Eigenarten, die bezaubern, manchmal aber auch abschrecken konnten. Besonders die vier blonden Herren Grayson, Arthur, Jackson und Henry spielten im Verlauf der Geschichte eine wesentliche Rolle. Auch wenn man sie vorerst gern als die oberflächlichen Schönlinge der Schule abstempeln wollte, so verbargen auch sie ihre kleinen Geheimnisse, die dem Buch den letzten Kick verpassten. Man wird kaum jeden von ihnen mögen, aber der ein oder andere hatte schon seinen Charme. 
Apropos blond. Mir ist aufgefallen, dass fast jede wichtige Person im Buch blond war. Irgendwie empfand ich das als störend, auch wenn viele von euch jetzt "Häh? Das ist doch total uninteressant." sagen mögen. 

(Erdbeere)

Natürlich kommt die Geschichte auch nicht ganz ohne Romantik aus. Ich muss gestehen, ich wusste erst nicht recht, wer denn Livs Objekt der Begierde werden sollte - bei all den blonden Schönlingen da. Doch ich fand am Ende Henry und Liv als Paar ganz niedlich. Natürlich kamen wir nicht umher sie ein wenig mit Gwen und Gideon zu vergleichen, denn irgendwie hat man ja dieses Buch immer im Hinterkopf beim Lesen. Und da schneiden Liv und Henry nicht ganz so gut ab. Wo es bei Gwen und Gideon nur so knisterte und lustige Dialoge umher flogen, ging es bei den anderen eher ruhiger, fast freundschaftlicher zu. Und irgendwie ging das auch ganz schnell mit dem Händchenhalten. Ich bin gespannt auf die nächsten Teile und wie es mit den beiden weitergeht, denn irgendwie habe ich im Gefühl, da ist noch was im Busch.

(Kirsche)

Schwarze Magie, seltsame Türen, durch die man die Alpträume Anderer besuchen kann, ein bedrohlicher Dämon, der dir alles geben, aber ebenso alles wieder nehmen kann - dieses Buch scheint düster zu sein. Und ja, das ist es auch, und somit ganz anders als wir es von Kerstin Giers früheren Jugendbüchern gewohnt waren. Sie legt es außerdem darauf an ein bisschen ernster zu werden, ein bisschen erwachsener, und so sind Themen wie Mobbing, Familienprobleme und erste sexuelle Erfahrungen ganz normal. Das wirkte sich übrigens auch auf ihren Humor im Buch aus. Das freche, naive wurde durch dreckige Witze und zweideutige Anspielungen abgelöst. Mir hat es gefallen, jedoch würde ich es dadurch kaum einem Jugendlichen unter 14 Jahren empfehlen. 
Die Mischung aus Realität und Fantasie ist ihr aber mal wieder ganz ausgezeichnet gelungen, sodass für jeden Leser etwas Passendes dabei sein sollte. Vielleicht musste an der ein oder anderen Stelle das Niveau etwas leiden, und vielleicht konnte mich auch nicht jeder Gag kriegen, wie es bei beispielsweise "Rubinrot" so war, aber trotzdem, das Gesamtpaket passte irgendwie. Der Lesefluss war jedenfalls reibungslos und so kann man das Buch schnell, in einem großen Happen verschlingen. 
 

Wer von euch, so wie wir, sehr an der Edelsteintrilogie hängt und sich nun Großes erhofft, sei vielleicht schon einmal auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Silber ist ein gutes, unterhaltendes Buch, was Parallelen zu Rubinrot aufweist, in unseren Augen aber nicht ganz so gut war. Trotzdem freuen wir uns natürlich auf mehr und sind schon gespannt, wie es mit Liv und den anderen weitergehen wird.
"Denn in Wirklichkeit hat es gerade erst begonnen."