The Temper Trap “The Temper Trap” (Infectious)
Mit dem Begriff “Powerpop” sollte man als Rezensent einigermaßen vorsichtig umgehen, nicht wenigen Menschen stellen sich bei diesem Wort die Nackenhaare auf, Powerpop gilt schnell als billig, liebedienerisch, “großes Kino” und ist als Verkaufsargument eher kontraproduktiv. Wenn man jedoch “Power” nicht mit “Einfalt” verwechselt, dann kann die Charakterisierung durchaus eine hilfreiche sein – Pop, bei dem Kraft und Emotion in Versalien geschrieben werden, was kann daran falsch sein?
Die australischen Temper Trap lassen sich mit ihrer klangewordenen Lust an Überschwang, Fülle und Melodie ohne schlechtes Gewissen in diese Kategorie packen, schon bei ihrem Debütalbum “Conditions” aus dem Jahr 2009, von dem es im Übrigen eine hörenswerte Remixvariante gibt, sparten sie nicht mit kalorienhaltigen Arrangements und anrührendem Sentiment – Sänger Dougy Mandagis hohe Stimme gab dem Ganzen zudem eine verblüffend luftige, träumerische Anmutung.
Daran hat sich glücklicherweise auf dem neuen Album nicht viel geändert, noch mehr als der Vorgänger erinnert es an Meilensteine des Genres wie etwa „Whatever You Say, Say Nothing“ der schottischen Band Deacon Blue oder auch „Hot Fuss“ von den Killers. Eine große Kunst, die The Temper Trap verinnerlicht haben wie kaum eine andere Band, ist ihre Fähigkeit, neben allem Pomp und zuckersüßen Brimborium in jeden Song eine Vielzahl kleiner, kluger Verfeinerungen mit einzuflechten, wie beispielsweise die bratzigen Synthies von „Need Your Love“ und „Never Again“, die gern auch mal als dauerhaftes Grundrauschen einen Song wie „Dreams“ geradewegs zurück in die 90er schicken.
Das aufgekratzte „London’s burning“, das die Riots in der englischen Metropole im vergangenen Jahr zum ratlosen Schulterzucken umformuliert („Now who's the one to blame when the children go insane? Dancing on their broken dreams, while London's burning from within...“), erinnert wohl nicht ohne Grund an The Clash: Different times, same problems. Das leidenschaftliche, zarte „Trembling Hands“ wiederum ruft einem das (deutlich dunklere) „Rest My Chemistry“ von Interpol ins Gedächtnis: “So throw me a line, somebody out there help me ... I'm on my own, I'm afraid that I have come here to win you again with trembling hands.“
Emotion satt, baby! Dem verzückten Liebeswerben von “Miracle” (“clever minds will second guess, but for me, your a living miracle“) folgt schnurstracks der Einsamkeitsblues von „This Isn’t Happiness“ – „Rabbit Hole“ und „I’m Gonna Wait“ sind traurig und trotzdem wunderschön. Manchmal wie bei „The Sea Is Calling“ schiessen die vier auch über’s Ziel hinaus – Zeilen wie „naked in light we are born, ... our mothers will cry, is there something in the sky?“ klingen dann doch arg nach Kühlschrankpoesie. Weil der Rest aber so grandios, so verführerisch ist, wird man ihnen solche Ausrutscher gern verzeihen – Powerpop im allerbesten Sinne. http://www.thetempertrap.com/
Mit dem Begriff “Powerpop” sollte man als Rezensent einigermaßen vorsichtig umgehen, nicht wenigen Menschen stellen sich bei diesem Wort die Nackenhaare auf, Powerpop gilt schnell als billig, liebedienerisch, “großes Kino” und ist als Verkaufsargument eher kontraproduktiv. Wenn man jedoch “Power” nicht mit “Einfalt” verwechselt, dann kann die Charakterisierung durchaus eine hilfreiche sein – Pop, bei dem Kraft und Emotion in Versalien geschrieben werden, was kann daran falsch sein?
Die australischen Temper Trap lassen sich mit ihrer klangewordenen Lust an Überschwang, Fülle und Melodie ohne schlechtes Gewissen in diese Kategorie packen, schon bei ihrem Debütalbum “Conditions” aus dem Jahr 2009, von dem es im Übrigen eine hörenswerte Remixvariante gibt, sparten sie nicht mit kalorienhaltigen Arrangements und anrührendem Sentiment – Sänger Dougy Mandagis hohe Stimme gab dem Ganzen zudem eine verblüffend luftige, träumerische Anmutung.
Daran hat sich glücklicherweise auf dem neuen Album nicht viel geändert, noch mehr als der Vorgänger erinnert es an Meilensteine des Genres wie etwa „Whatever You Say, Say Nothing“ der schottischen Band Deacon Blue oder auch „Hot Fuss“ von den Killers. Eine große Kunst, die The Temper Trap verinnerlicht haben wie kaum eine andere Band, ist ihre Fähigkeit, neben allem Pomp und zuckersüßen Brimborium in jeden Song eine Vielzahl kleiner, kluger Verfeinerungen mit einzuflechten, wie beispielsweise die bratzigen Synthies von „Need Your Love“ und „Never Again“, die gern auch mal als dauerhaftes Grundrauschen einen Song wie „Dreams“ geradewegs zurück in die 90er schicken.
Das aufgekratzte „London’s burning“, das die Riots in der englischen Metropole im vergangenen Jahr zum ratlosen Schulterzucken umformuliert („Now who's the one to blame when the children go insane? Dancing on their broken dreams, while London's burning from within...“), erinnert wohl nicht ohne Grund an The Clash: Different times, same problems. Das leidenschaftliche, zarte „Trembling Hands“ wiederum ruft einem das (deutlich dunklere) „Rest My Chemistry“ von Interpol ins Gedächtnis: “So throw me a line, somebody out there help me ... I'm on my own, I'm afraid that I have come here to win you again with trembling hands.“
Emotion satt, baby! Dem verzückten Liebeswerben von “Miracle” (“clever minds will second guess, but for me, your a living miracle“) folgt schnurstracks der Einsamkeitsblues von „This Isn’t Happiness“ – „Rabbit Hole“ und „I’m Gonna Wait“ sind traurig und trotzdem wunderschön. Manchmal wie bei „The Sea Is Calling“ schiessen die vier auch über’s Ziel hinaus – Zeilen wie „naked in light we are born, ... our mothers will cry, is there something in the sky?“ klingen dann doch arg nach Kühlschrankpoesie. Weil der Rest aber so grandios, so verführerisch ist, wird man ihnen solche Ausrutscher gern verzeihen – Powerpop im allerbesten Sinne. http://www.thetempertrap.com/