Nach Recherchen der ARD-Sportschau und des WDR-Magazins “sport inside” betrügen Doping-Kontrolleure, indem sie beauftragte und abgerechnete Proben mit eigenem Urin füllten. Es liegen Informationen vor, nach denen beispielsweise eine Kontrolleurin zu Hause blieb, anstatt im Auftrag des Deutschen Handball-Bundes bei Frauen-Pokalspielen die beantragten Proben zu nehmen. Mindestens acht Proben, die jeweils etwa 400 Euro kosten, wurden auf der heimischen Toilette gefüllt und anschließend als angebliche Doping-Proben deklariert.
Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Mannheim wegen Leistungsbetrugs und Urkundenfälschung. Dem Deutschen Handball-Bund (DHB) sind die Vorgänge seit einem halben Jahr bekannt. Er kündigte der betroffenen Mannheimer Firma, verzichtete jedoch darauf, den Fall öffentlich zu machen.
“Das ist nach unserer Auffassung - und das ist ja auch der tatsächliche Sachverhalt - ein schlichter Betrugsfall, der eigentlich mit der gesamten Dopingproblematik überhaupt nichts zu tun hat”, begründete Berndt Dugall, der Vorsitzende der Frauen-Bundesliga, auf Anfrage der ARD das Schweigen des Verbandes. “Die erste Sorge von mir war, dass ich eventuell, wenn das nicht alles aufgeklärt werden würde, gesperrt werde”, erklärte Nationalspielerin Nadja Nadgornaja, die zum betreffenden Zeitpunkt in Trier spielte und jetzt beim Thüringer HC unter Vertrag steht.
“So ein Fall ist in Deutschland erstmalig und einzigartig”, erklärte Anja Berninger, die Justiziarin der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada der ARD. “So etwas kann dem Anti-Doping-Kampf in Deutschland massiv schaden”, fügte sie hinzu. Die Mannheimer Firma war zuletzt auch mit Kontrollen in den Sportarten Schwimmen, Hockey, Tennis, Baseball und bis 2009 auch im Männer-Handball betraut.
Den vollständigen Beitrag sendet das Hintergrundmagazin “sport inside” am Montagabend (30.8.) ab 22.45 Uhr in seiner 100. Ausgabe im WDR Fernsehen
Quelle:www.netz-24.com