Was tun, wenn es am Berg plötzlich blitzt und donnert? Wir haben bei Meteorologe Gerhard Hohenwarter nachgefragt!
Wolken türmen sich auf, der Himmel verfinstert sich und aus der Ferne hörst du Donnergrollen. Wenn du jetzt noch am Berg bist, könnte es unangenehm oder gar gefährlich werden. Gemeinsam mit dem Meteorologen Gerhard Hohenwarter zeigen wir, wie du dich bei Gewitter am Berg richtig verhalten und welche Fehler du vermeiden solltest!
Gute Tourenplanung ist Voraussetzung
„Wer am Berg in ein Gewitter kommt, hat schon den ersten Fehler gemacht“, sagt Gerhard Hohenwarter. Denn mit einer guten Tourenplanung seien solche Situationen meist vermeidbar.
Informiere dich vor der Tour neben den Anforderungen der Route auch über das Wetter am Tourentag und wie es sich im Laufe des Tages entwickeln wird. Schau dir auch an, in welcher Exposition deine Tour ausgerichtet ist, wo genau der Berg liegt und ob du dort Veränderungen im Wetter schnell erkennen kannst.
Gerhard Hohenwarter ist Meteorologe und lebt in Kärnten. Er ist begeisterter Bergsteiger und Skitourengeher und bietet auch Bergwetterseminare an. Dort lernst du in Praxiseinheiten am Berg, wie du das Bergwetter beurteilst, wo du die besten Prognosen erhältst und was du bei einem Gewitter tun musst. Hier bekommst du mehr Infos und kannst dich zu Gerhards Seminaren anmelden!
Wann Gewitter entstehen
Im Sommer gibt es zwei unterschiedliche Arten von Gewittern, von denen man am Berg betroffen sein kann: Wärmegewitter und Kaltfrontgewitter.
Wärmegewitter entstehen an sonnigen und warmen Tagen, bevorzugt am Nachmittag. Kaltfrontgewitter treten im Zuge einer Kaltfront auf und sind nicht an eine Tageszeit gebunden.
Sieh dir deshalb bei der Tourenplanung an, ob du an einem warmen, sonnigen Tag unterwegs sein wirst. Dann musst du vor allem im Laufe des Nachmittags mit Gewittern rechnen. Plane deine Tour an schwülen Sommertagen so, dass du am frühen Nachmittag spätestens wieder zurück im Tal bist.
Kaltfrontgewitter kannst du meiden, indem du an Tagen mit bevorstehendem Wetterumschwung sehr defensiv unterwegs bist. Informiere dich, wann und von wo die Kaltfront eintreffen wird oder bleibe bei Unsicherheit gleich im Tal.
Wie schnell sich Gewitter am Berg bilden
Du kennst das bestimmt: vor einer halben Stunde war der Himmel noch blitzblau und plötzlich türmen sich dicke Wolken auf.
Gewitter können sich binnen 45 bis 60 Minuten bilden. Also ziemlich schnell! „Das heißt, im schnellsten Fall dauert es nicht einmal eine Stunde, bis aus einer kleinen Quellwolke ein Gewitterturm wird“, unterstreicht Gerhard Hohenwarter.
Innerhalb von nur einer Stunde kann aus einer kleinen Quellwolke ein Gewitter entstehen.Warnzeichen für Gewitter
Wie erkenne ich nun, ob ein Gewitter kurz bevorsteht? Warnzeichen sind mächtig auftürmende Quellwolken, die mehrere Kilometer hoch werden können. Ein akutes Alarmzeichen ist Donnergrollen. „Denn wenn man Blitze sieht, ist es eigentlich schon zu spät!“
Das klassische Wärmegewitter am Nachmittag dauert oft nur 30 Minuten, dann zieht es weiter und die Blitzaktivität verlagert sich. Es regnet aber vielleicht noch weitere 30 Minuten.
Wenn für den Nachmittag verbreitet Gewittertätigkeit angesagt ist, kann es aber vorkommen, dass ein Gewitter vom nächsten abgelöst wird. Hier gilt es auf die Prognose zu achten.
Das Wetter verstehen: Wetterseminare von Gerhard HohenwarterBei Gewitter am Berg: so solltest du dich verhalten
Hast du die gerade beschriebenen Warnzeichen ignoriert oder das sich nähernde Gewitter zu spät erkannt? Solltest du dich beim Eintreffen des Gewitters noch am Berg befinden und es nicht mehr rechtszeitig ins Tag schaffen, ist das richtige Verhalten besonders wichtig!
- Meide exponierte Punkte wie Gipfelkreuze, Bäume oder Masten
- Meide metallische Gegenstände
- Suche Mulden auf und setze dich hinein
Befinden sich auf deiner Route seilversichere Passagen, musst du diese beim Gewitter unbedingt meiden. Warte das Gewitter lieber darüber oder darunter ab. Wer in einem Klettersteig in ein Gewitter kommt bleibt unbedingt eingehängt, hält sich aber nicht am Stahlseil fest!
Einzelne Bäume solltest du unbedingt meiden. Und auch ein Wald bietet nur eine trügerische Sicherheit. Falls man gerade in einem Wald ist, sollte man wenn möglich sogar eine Lichtung aufsuchen, rät Gerhard Hohenwarter.
Schutz vor Blitzschlag bieten Schutzhütten. Ist kein Unterschlupf in der Nähe, solltest du dich bei Gewitter am Berg ruhig verhalten und dir eine gute Schutzposition suchen.So schützt du dich vor Blitzschlag
Sicher ist man in Schutzhütten oder im Auto. Beides ist am Berg aber meistens nicht um die Ecke. „Unterschlupf kann auch eine Höhle oder ein Felsüberhang bieten“, empfiehlt Gerhard Hohenwarter. Dann sollte man aber immer Abstand von der Felswand lassen. „Bäume bieten keinen Schutz vor Blitzschlag, auch nicht Buchen!“
Solltest du keinen Unterschlupf entdecken, dann meide wie bereits erwähnt exponierte Geländestellen und seilversicherte Passagen. Such dir am besten eine Mulde im freien Gelände oder nahe einer Felswand und mach dich dort klein.
Gerhard Hohenwarter empfiehlt diese Schutzstellung: Füße zusammenstellen, um Schrittspannung zu vermeiden. Setze dich auf deinen Rucksack oder auf dein Seil und ziehe die Knie an, damit du möglichst keinen Bodenkontakt hast. „Wer in kleinen Gruppen unterwegs ist, sollte mehrere Meter Abstand zu den anderen lassen.“
Und wer mit Kindern in ein Gewitter kommt: Kinder auf den Schoß nehmen und nicht nebeneinander stehen lassen (Schrittspannung).
Im Idealfall geraten wir am Berg gar nicht in ein Gewitter, weil wir das Wetter in der Tourenplanung berücksichtigt haben.Gewitter am Berg: Verhalten beim Klettern und auf Hochtouren
Beim Alpinklettern und auf Hochtouren befinden wir uns meist im stark exponierten Gelände oder in abgelegenen Landschaften. Eine schnelle Flucht nach unten ist bei Gewittern häufig nicht möglich.
Befindet man sich beim Eintreffen des Gewitters gerade in einer Kletterroute, rät Gerhard Hohenwarter dazu, abzuseilen. Denn falls ein Blitz einschlägt, tut er das am ehesten höher oben in der Wand. Ist Abseilen nicht möglich hilft nur eins: Ruhe bewahren!
Entferne alle metallischen Gegenstände wie Karabiner, mobile Sicherungsmittel oder Expressschlingen und deponiere sie möglichst weit von dir weg. Warte dann das Gewitter in Schutzstellung ab.
Bei Hochtouren solltest du dich bei Gewitter am Berg ähnlich verhalten. Entferne metallische Gegenstände wie Pickel, Steigeisen oder Karabiner, bleib aber gesichert und warte, falls keine Flucht möglich ist, das Gewitter ab.
Bei den Wetterseminaren von Gerhard Hohenwarter lernst du mehr übers Bergwetter!Wir wünschen dir einen gewitterfreiem Bergsommer. Solltest du trotz guter Vorbereitung am Berg in ein Gewitter kommen, weißt du jetzt aber, wie du dich korrekt verhalten musst.
Und falls du dich noch intensiver mit dem Wetter beschäftigen willst: Gerhard Hohenwarter bietet regelmäßig Wetterseminare an! Dort lernst du praktisch, wie du mit Wetterwissen sicherer am Berg unterwegs bist.