Dong Duong - neues Buch zur Erforschung einer vergessenen Kultur

Von Rudravarman @Bhadresvaravarman
#Vor ein paar Tagen bin ich in meiner Lieblingsbuchhandlung auf ein neues Buch gestoßen. Professor Dr. Ngo Van Doanh ist Archäologe in Ha Noi und beschäftigt sich mit der Cham-Geschichte. Wir wissen ja bereits viel über die Cham in den Provinzen Quang Nam, Quang Ngai und auch den südlichen Gebieten, die im 11. Jahrhundert als Amaravati, Kauthara, Vijaya und Panduranga bekannt waren. Ich habe ja auch auf diesem Blog schon das ein oder andere über die Cham geschrieben.
Dong Duong (Đồng Dương) ist ein faszinierender Ort. Von der Forschung wird er mit dem historischen Indrapura in Zusammenhang gebracht. Wir wissen, dass Indravarman II. die Hauptstadt von Simhapura nach Indrapura verlegte - im Jahre 875. Die Gründe sind nicht bekannt. Viele Autoren nehmen die Übernahme der Macht durch eine neue Dynastie an - der Indrapura-Dynastie. Tatsächlich finden sich viele Brüche in der Kunstgeschichte und Religion. Indrapura, also Dong Duong, weist einen vollkommen neuen Kunststil aus; die Religion scheint vermehrt auf den Buddhismus Bezug zu nehmen. Es ist allerdings falsch, dass der Buddhismus erst jetzt nach Champa gekommen sei. Quellen belegen buddhistische Klöster schon für die Lin-Yi-Phase im 5. Jahrhundert.
Dong Duong war bis circa 1000 Hauptstadt der nördlichen Champa-Fürstentümer. Ich umschreibe dies einmal sehr vorsichtig, denn es gab niemals ein geeintes Champa-Reich, so dass es auch keine geeinte Hauptstadt geben konnte. Indrapura war vielmehr ein Hauptort für die nördlichen Fürstentümer. Die Beziehungen innerhalb Champas und seiner Territorien sind bislang kaum wirklich erforscht. So findet sich der Dong Duong-Stil auch in My Son - trotz des eindeutigen Fokus auf den Buddhismus. Dong Duong war eine der ersten Blüten der Champa-Kunst und bereitete den flamboyanten A1-Stil des 10./11. Jahrhunderts vor, der sich dann in My Son A1 niederschlug. Leider wurde die Anlage in My Son im Amerikanischen Krieg zerstört.
Dies gilt leider auch für Dong Duong, das sogar noch erheblich mehr erleiden musste. Kein einziger Ziegel liegt mehr aufeinander. Neben Simhapura ist damit auch eine weitere "Hauptstadt Champas" verloren. Die angefügten Bilder zeigen den Zustand Dong Duongs Anfang des 20. Jahrhunderts. Heute steht lediglich nur noch EINE Torhälfte. Versuche, die Anlage wiederherzustellen, scheiterten. Weder finanziell, noch organisatorisch dürfte da etwas zu machen sein. Auch in der Forschung hat Dong Duong eher ein stiefmütterliches Dasein geführt. Lediglich Anne-Valerie Schweyer hat sich meines Wissens nach intensiver mit der historischen Entwicklung Indrapuras beschäftigt. Deswegen ist das Buch von Doanh so erfreulich.
Ich habe es direkt gekauft. 150 000 VND sind nun wirklich keine Investition. Leider sind die Farbbilder nur gedruckt - also keine wirklichen Farbtafeln. Und ich wurde schon nach einigen Minuten Lesens in meinen Lieblingscafé enttäuscht. Trotz des zweisprachigen Titels (Vietnamesisch- Englisch) ist das Buch ausschließlich in Vietnamesisch. Lediglich eine einseitige Einführung auf Englisch ist dem Band voran gestellt. Es dürfte dementsprechend lediglich dem Experten wirklich von Nutzen sein, der aber vieles, was in diesem Buch behandelt wird, bereits aus der Fachliteratur kennt. Der Laie dürfte mangels Sprachkenntnissen kaum etwas von dem Buch haben; ebensowenig der Kunstliebhaber, denn der Band vermisst leider glänzende Farbtafeln, die die Pracht des Dong Duong-Stils hätten vermitteln können.
Trotzdem ist das Buch ein Anfang - die Abwendung von My Son und Nha Trang (Po Nagar) zu anderen wichtigen Fundstellen Zentralvietnams. My Son und Po Nagar sind touristisch sehr erschlossen, das dürfte sich in Dong Duong kaum vermitteln lassen. Denn Dong Duong bietet eben nicht mehr den Reiz von My Son. Mein eigener Aufenthalt in Dong Duong war dementsprechend auch nur kurz. Es gibt wirklich nichts zu sehen, und das, was noch übrig ist, dürfte Touristen eher zu einer Klage gegen den Reiseveranstalter veranlassen, denn zur Freude. Es ist schade, dass eine der bedeutendsten Städte Südostasiens so in Vergessenheit geraten konnte. 

Das alte Indrapura - Dong Duong, Anfang des 20. Jahrhunderts. Quelle: Baodatviet.vn


Letzes Relikt. Quelle: Vov.vn


Der Dong Duong- Stil. Quelle: Ashui.com