Don’t fight the Rain! von Melanie Treber

Von Ute Schierwagen @Kabelljau

Zwischen Schatten, Herz und Schweigen,lernt ein Blick mehr als ein Wort.Manchmal kann das Fühlen zeigen, dass Liebe da ist – auch ohne Ort.

Cover von Don’t fight the Rain!

Du bist nicht zu viel – du fühlst nur mehr. Und genau das macht dich so unendlich wertvoll.

Was geschieht, wenn sich zwei Seelen erkennen – aber das Leben dazwischenfunkt? Manchmal sind es nicht die lauten Geschichten, die am längsten in uns nachhallen. Sondern jene, die zwischen den Zeilen leben. Die sanft flüstern statt zu brüllen, und dennoch eine emotionale Wucht entfalten, der man sich nicht entziehen kann. „Don’t fight the Rain!“ von Melanie Treber ist genau so ein Roman: zurückhaltend, ehrlich, tiefgründig – und schmerzhaft schön. Bereits der Titel klingt wie ein leiser Appell: Kämpfe nicht gegen den Regen – gegen das, was in dir ist. Nimm es an. Und genau darum geht es in diesem Auftakt der Seelenschatten-Dilogie. Um die Akzeptanz von Gefühlen, um innere Kämpfe, um das Aushalten von Schmerz und Sehnsucht – aber auch um Liebe in ihrer zerbrechlichsten und reinsten Form. Wenn du jetzt neugierig geworden bist, dann komm doch auf eine Buchlänge mit. Auf geht’s…

Zwei Menschen, zwei Seelenschatten – eine Verbindung jenseits des VerstandesFranziska ist eine stille Heldin. Sie lebt mit einem Inneren, das so intensiv fühlt, dass es weh tut. Ihre Seelenschatten begleiten sie seit vielen Jahren – und Stefan, ihr langjähriger Partner, gibt ihr Halt. Sicherheit. Doch dann tritt Morgan in ihr Leben – und mit ihm eine neue Dimension von Nähe. Von Verstehen.

Morgan, charismatischer Sänger der Band No Way!, ist mehr als nur eine flüchtige Begegnung. Er ist wie Franziska – und doch ganz anders. Auch er trägt Dunkelheit in sich, aber er begegnet ihr mit einer Offenheit, mit einem Mut, der Franziskas Sicht auf sich selbst erschüttert.

Wenn zwei Menschen sich in ihrem Schmerz erkennen, kann daraus etwas wachsen, das größer ist als Trost. Etwas, das heilt. Doch was, wenn dieses Etwas zur falschen Zeit kommt? Wenn das Leben bereits Entscheidungen getroffen hat, denen man kaum entkommen kann?

Ein Buch wie ein leiser Song aus den 80ern – Einer der größten Zauber dieses Romans ist sein Klang. Der Synthpop der 80er schwebt durch die Seiten wie ein Soundtrack, der nie laut auftritt, aber immer präsent ist. Er legt sich wie ein melancholischer Schleier über die Handlung, als wolle er sagen: „Auch Melancholie hat eine Melodie.

Die Atmosphäre im Waldhaus – ein Rückzugsort außerhalb der Welt – ist so sinnlich und fein beschrieben, dass man fast den Wind durch die Blätter rauschen hört. Hier, wo Franziska und Morgan sich schrittweise öffnen, entfaltet sich eine Intimität, die nicht auf körperlicher Nähe basiert, sondern auf echtem Verstehen.

Hier geht es nicht um „Spice“, nicht um körperliche Leidenschaft. Es geht um das, was oft davor kommt – und danach bleibt. Um Vertrauen. Um das Teilen von Abgründen. Um das Gefühl, gesehen zu werden, ohne sich erklären zu müssen.

Was dieses Buch so besonders machtMelanie Trebers Sprache ist klar und unaufgeregt, aber sie trifft mitten ins Herz. Ihre Figuren leben nicht von großen Gesten oder plakativen Entwicklungen, sondern von leisen, inneren Bewegungen. Das macht „Don’t fight the Rain!“ zu einem stillen, aber intensiven Leseerlebnis.

Gefühle sind keine Krankheit. Und genau das feiert dieses Buch – Was Melanie Treber hier schafft, ist außergewöhnlich: Sie schreibt über Depression, emotionale Überforderung und tiefe Trauer – ohne Pathologisierung. Ohne Drama. Ohne Klischees. Ihre Sprache ist klar, feinfühlig und voller Kraft. Sie beobachtet präzise und schreibt mit einer Ehrlichkeit, die wehtut, weil sie so wahr ist. Es ist kein Buch, das auf Effekte aus ist. Keine Explosionen, keine dramatischen Plot Twists. Es ist ein Roman, der still fließt – aber der einen von innen bewegt.

Besonders beeindruckt hat mich, wie emphatisch und differenziert die Autorin über psychische Belastungen schreibt – ohne zu pathologisieren. Franziskas Gefühlstiefe ist keine „Störung“, sondern ein Teil von ihr. Etwas, das sie nicht loswerden muss, sondern lernen darf, zu tragen. Und Morgan begegnet ihr nicht mit Mitleid, sondern mit Würde.

Ein leiser Soundtrack und die Lautstärke der Gefühle – Der 80er-Synthpop-Soundtrack verleiht dem Roman eine ganz eigene Atmosphäre – melancholisch, träumerisch, bittersüß. Die Musik spielt nicht nur eine Rolle im Hintergrund – sie ist wie ein Echo der Gefühle, eine zusätzliche Erzählebene. Songs wie von Depeche Mode oder A-ha scheinen aus dem Text herauszutönen, wie das emotionale Grundrauschen einer Liebesgeschichte, die nicht sein darf – und doch existiert.

Ein paar Wellen im sonst so ruhigen Fluss – Ja, es gibt kleine Stolpersteine. Die Handlung bleibt über weite Strecken ruhig, fast statisch. Wer auf große Spannungsbögen hofft, könnte enttäuscht sein. Auch die Nebenfiguren – allen voran Stefan –wirken stellenweise etwas schemenhaft, was es schwer macht, sich in den größeren Kontext einzufühlen.

Gerade weil Franziskas Entscheidung zwischen Sicherheit und Sehnsucht so zentral ist, hätte eine etwas tiefere Auseinandersetzung mit Stefans Perspektive dem Roman zusätzliche Tiefe verliehen. Aber: Diese Ruhe ist gewollt. Diese Zurückhaltung ist kein Mangel – sie ist ein Stilmittel. Und in der Tiefe dieser Stille liegt die wahre Intensität des Romans.

FAZIT: Ein Buch für alle, die nicht schreien, um gehört zu werden – Dieser erste Teil der „Seelenschatten“ Reihe bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung. „Don’t fight the Rain!“ ist kein Roman, den man einfach nur liest. Es ist ein Roman, den man fühlt. Und zwar mit allem, was man hat. Melanie Treber erzählt mit großer Wärme und kluger Zurückhaltung von jenen Momenten im Leben, in denen nichts sicher ist – außer der Tatsache, dass echte Nähe zugleich heilsam und beängstigend sein kann. Es ist ein Buch für all jene, die sich selbst manchmal zu viel fühlen. Für die, die wissen, wie laut Stille sein kann. Und für die, die daran glauben, dass es Menschen gibt, die uns genau so lieben können, wie wir sind – mit all unseren Schatten. Es ist ein Buch, das dich anschaut – und in dir selbst etwas zum Klingen bringt. Vielleicht einen Schmerz. Vielleicht eine Erinnerung. Vielleicht die Sehnsucht nach jemandem, der dich sieht, wie du wirklich bist – in all deiner Zartheit, deinen Schatten, deinem Licht.

Mit dem melancholischen Soundtrack der 80er im Ohr, begleitet uns „Don’t fight the Rain!“ durch die inneren Wetterlagen einer Liebe, die eigentlich nicht sein darf – und doch genau deshalb so viel bedeutet. Für mich ist dieser Roman ein stiller Aufschrei für mehr Verständnis, mehr Echtheit, mehr Gefühl. Und ein kraftvolles Statement gegen eine Welt, in der Sensibilität oft als Schwäche gilt. Wer jetzt also bereit ist, sich berühren zu lassen – auch dort, wo es weh tut – wird diesen Roman lieben. Er ist wie Regen an einem heißen Sommertag: befreiend, melancholisch, wunderschön. Mir bleibt jetzt nur noch dir eine schöne Lesereise zu wünschen und lass dich auf diese Geschichte ein, dann wirst du am Ende mehr fühlen als verstehen. Und vielleicht ist genau das die größte Stärke dieses Buches.

Wieder lege ich ein sehr sehr tolles Buch beiseite und ich würde mich echt freuen, wenn ich die Dilogie als Ganzes lesen kann. Dann stelle ich euch natürlich auch den 2. Teil vor. So lange schaue ich, was noch auf meinem Reader auf mich wartet. Bleibt also neugierig und bis bald