Don't Blame the Greeks! (Blame the Aliens instead?) Wie die Vorurteils-Vorwurfs-Debatte zum Schaden des deutschen Steuerzahlers instrumentalisiert wird


Als deutscher Steuerzahler habe ich die Schnauze gestrichen voll.
Von unseren Zahlungen an unsere eurozonären 'Bruderländer' überhaupt, aber ganz gewiss von unseren Zahlungen an Griechenland.
Und im letzteren Fall ganz speziell von einer Debatte, welche die Vorurteils-Vorwürfe frech instrumentalisiert, uma) von der Verantwortung der Griechen für ihren eigenen (Sch.-)Laden abzulenken, und b) uns das Geld aus der Tasche zu stehlen.
Der deutsche Blog "kantooseconomics", wird von einem "31-jährigen [anonymen] Ökonom mit Schwerpunkt Politische Ökonomie" betrieben. Gelegentlich ist die Diskussion dort hochfachlich; im Großen und Ganzen kann man ihr aber auch als ökonomisch-politisch interessierter und informierter Laie durchaus folgen.Aktuell führt "Kantoos in mehreren Postings (in englischer Sprache) eine Debatte mit dem griechischen Wissenschaftler Yanis Varoufakis, der ebenfalls einen Blog betreibt. Letzter hatte, gemeinsam mit einem Stuart Holland (ebenfalls ein Volkswirt), einen  "Modest Proposal for Resolving the Eurozone Crisis" vorgelegt, mittlerweile in der Version 3.0 von ca. Ende Mai/Anfang Juni 2012.In my modest opinion, the "Modest Proposal" is a rather immodest effort to divert unlimited funds to Greece (and other deficit countries of the Euro zone).
Auch "Kantoos" zeigt sich ausgesprochen skeptisch, und ebenso zahlreiche (mutmaßlich deutsche) Leserkommentatoren.
Aber darum geht es hier nicht. Wie nicht anders zu erwarten, dreht sich die Debatte im Kantoos-Blog (genau wie teilweise bei Varoufakis, und ebenso ganz allgemein und weltweit nicht nur in Foren und Blogs, sondern auch in den Medien) teilweise um das Thema der gegenseitigen Vorurteile, nach dem Motto: 'You [Germans, Greek] are playing a blame game', d. h. "ihr" macht "uns" zu Unrecht Vorwürfe (bzw. genauer: Pauschalvorwürfe).
Ganz klar, dass pauschale Verurteilungen problematisch sein können. Andererseits haben wir es aber bei Griechenland oder den Griechen nun einmal mit einem Kollektiv zu tun. Ich kann nicht die Guten ans Futtertöpfchen lassen und die Bösen ausschließen; wir haben nur die Alternative 'to pay or not to pay' - zahlen oder nicht zahlen.
Nicht erst bei meiner Analyse der Fernsehdebatte zwischen Thilo Sarrazin und Peer Steinbrück habe ich entdeckt, dass die (grundsätzlich natürlich nicht illegitime) Warnung vor einer Art 'Volksverhetzung' missbraucht wird, um uns Steuerzahlern einen Schuldkomplex einzuimpfen. Logik: "Ihr pflegt Vorurteile gegen die Griechen. Also seid ihr böse. Und wer böse war (das wisst ihr ja!) muss bluten (bis in alle Ewigkeit)".
Das Schlimme für mich als deutscher Steuerzahler ist, dass solche Argumente sogar hier in Deutschland bei vielen durchaus Widerhall finden.
Und das Schlimme an der entsprechenden (natürlich noch viel ausgeprägteren) einschlägigen Debatte in Griechenland (über diese vgl. z. B. "Griechenland: ein 'besetztes' Land?" von Michael Kelpanides, Focus 27.02.12) ist, dass sie den Besitzstandswahrern hilft, ihre anti-sozialen Besitzstände zu verteidigen.
Und die Griechen davon abhält, ihr Schicksal mit Verve selbst in die Hände zu nehmen, denn die sagen sich: 'Wir können weder etwas dafür, noch können wir etwas gegen unsere Misere unternehmen: die böse Frau Merkel ist an unserem Elend Schuld, die gibt doch wahrhaftig den Banken das Geld, das wir ihnen schulden, anstatt es uns zu geben.'
Natürlich gibt es auch andere Stimmen in Griechenland (und erst Recht von Auslandsgriechen - vgl. den Blog "GreekDefaultWatch" von Nikos Tsafos), aber DAS scheint mir der dominierende Tenor zu sein, und leider fördert auch der o. a. Wirtschaftswissenschaftler Yanis Varoufakis diese fatalistische Sicht der Dinge, indem er 'dem System', oder 'Europa' die Schuld in die Schuhe schiebt, oder gar - Gipfel der Unverschämtheit - Deutschland im Verhältnis zu Griechenland ein "fiscal waterboarding", also eine finanzielle Erstickungsfolter, vorwirft (meine Hervorhebung): "First, ..... Germany does not really want interest rate relief for the struggling Periphery. For some reason ..... Mrs Merkel feels that fiscal waterboarding is what the Periphery needs more of these days. Secondly, ... such a scheme would mean that Germany would lose its capacity to leave the eurozone...". (Charakteristisch ist bei Varoufakis selten von Griechenland und immer von der "Peripherie" die Rede; auf diese Weise kehrt er die spezifisch griechischen Probleme unter den Teppich eines angeblich im Prinzip überall gleichen Problems der europäischen Peripherie - ein Begriff, den ich schon bei Soros kritisiert habe.)
Wie gesagt: das größere Problem sehe ich weniger darin, dass ein solcher Vorwurf das Verhältnis zwischen den Völkern vergiftet: Das wäre relativ rasch wieder bereinigt, wenn die Wirtschaft in Griechenland brummen würde. Und der Varoufakis-Blog ist ja lediglich ein relativ zufälliges, und außerdem englischsprachiges, also an ein weltweites Publikum - auch an uns Deutsche - adressiertes Beispiel. Da darf man sicher sein, dass die innergriechische Debatte weit, weit schlimmer aussieht.
Durch seinen negativen Rückkopplungseffekt auf die (anscheinend recht zahlreichen) Leser von Varoufakis' Texten, und erst recht den Texten der innergriechischen Debatte auf deren Teilnehmer tragen solche Vorwürfe im Ergebnis eine Mitschuld daran, dass die Griechen ihren Laden nicht zum Brummen bringen (wollen / zu müssen glauben).
Sie legen die Hände in den Schoß, reißen ihre Mäuler in echter Kuckucksart auf und schreien: "Mutti Merkel, schmeiß gefälligst Futter rein!" Das bringt mich als deutschen Steuerzahler natürlich auf die Palme. Soll ich ein derartiges Verhalten etwa NICHT verurteilen dürfen?
(Ja, ja, ist ja gut: es sind ja nicht alle Griechen, das weiß ich schon, und das weiß auch jeder, der meine Worte liest. Und der die Berichterstattung verfolgt hat - andere lesen diesen Blott sowieso nicht.)
Oder wenn ich in einem sehr langen Text"gefecht" (das aus meiner Sicht 'hart aber fair' geführt wurde) mit einem gewissen "Demetris" im Blog von Varoufakis höre:
'Ja, okay, wir müssen uns ändern. Aber die Elektrizitäts- und Wasserwerke verkaufen wir nicht, das wäre eine Preisgabe unserer Souveränität'.
Dann höre ich (auch wenn "Demetris" selber genau wie - fast - alle Griechen, die zweifellos seiner Meinung sind, über diesen Zusammenhang nicht nachdenkt) folgende Botschaft:
'Verkauf dein Haus und gibt mir dein Geld, damit ich meine Wasser- und Elektrizitätswerke behalten kann'.
Denn darauf (wenn auch nicht gleich auf einen Verkauf "meines" Hauses) läuft es ja hinaus: Fremde Steuerzahler sollen die Griechen alimentieren (und ggf. Deutschland soll/müsste Staatsbesitz verkaufen, um die Kohlen zu holen), und die Griechen bleiben im Vollbesitz ihres Staatseigentums. (Was in der Praxis bedeutet, dass die Parteien in der Verfügungsgewalt der Job-Pfründen bleiben, Privatleute nicht mehr illegal Strom abzapfen können und die Arbeiter die Privilegien von Staats-Firmen-Bediensteten genießen. Und die letzten ehrlichen griechischen Stromkunden zwangsläufig bis auf's Blut geschröpft werden - hilfsweise die Steuerzahler und am Ende 'die Deutschen' Steuerzahler!)
Gegenüber derartigen Zumutungen ist der Focus-Stinkefinger der Göttin Aphrodite eine absolut adäquate optische Fokussierung darauf, wie das griechische Verhalten auf unsereinen zwangsläufig wirken muss
[In diesem Falle hatte sich - wg. Pressefreiheit - sogar die Süddeutsche Zeitung hinsichtlich der seinerzeit in Athen anhängig gewesenen Klage wegen übler Nachrede, Verleumdung und Verunglimpfung griechischer Staatssymbole auf die Seite des Focus geschlagen; zwischenzeitlich wurde die Klage abgewiesen.]
Die aktuelle Lage in Griechenland ist gewiss kein Zuckerschlecken (Handelsblatt 05.06.12: "Griechenlands Geldnot stranguliert die Wirtschaft" oder WELT 11.06.12: "Hilferuf aus Athen. Griechisches Gesundheitssystem vor Kollaps"). 
Das liegt allerdings zu einem guten Teil auch daran, dass die reichen Ratten die sinkende Griechengaleere verlassen. Fett schwimmt halt auch in Griechenland oben: Die Reichen entziehen sich ihren Bürgerpflichten,während die Armen die Hunde beißen.
Aber das ist gerade NICHT das Ergebnis des "Memorandums" (wie in Griechenland die Auflagen der 'Troika' aus Internationalem Währungsfonds, Europäischer Zentralbank und EU-Kommission genannt werden), sondern im Gegenteil ein Resultat aus der Nicht-Umsetzung der reformorientierten, nicht-fiskalischen Teile dieser Auflagen. Doch den Privilegierten ist es gelungen, die einschlägige Wahrnehmung des griechischen Volkes gründlich zu verzerren (vgl. z. B. meine oben erwähnte Blogleserdebatte mit "Demetrius", oder den FAZ-Artikel vom 11.06.12 "Die 'faschistische Logik' der Gläubiger"):
"Die Behauptung, das Memorandum sei für Griechenlands Rezession verantwortlich, ist inzwischen ein parteiübergreifend akzeptiertes Axiom in Athen."
Die Wahrheit jedoch ist:
"Giorgos Tzogopoulos von der griechischen Stiftung für europäische und auswärtige Politik (Eliamep), einem der führenden Forschungsinstitute Südosteuropas, bezweifelt diese Darstellung allerdings. „Der Behauptung, die Memorandums-Politik sei gescheitert, liegt ein Missverständnis zugrunde, das sich durch den Wahlkampf zieht und in der griechischen Öffentlichkeit, aber auch in der europäischen Debatte, weit verbreitet ist: Man kann nämlich nicht vom Scheitern einer Politik sprechen, die überhaupt nicht angewendet wurde“, sagte Tzogopoulos während einer Konferenz, zu der Eliamep auf die abgelegene Ägäisinsel Chalki geladen hatte. Das Memorandum sei bestenfalls selektiv angewandt worden, sagt Tzogopoulos. Er nennt Beispiele von Gesetzen, die vom Parlament verabschiedet, aber nie durchgesetzt wurden. Am bekanntesten ist der Fall der „geschlossenen Berufe“, wie der Taxifahrer oder der Spediteure, deren Öffnung für den Wettbewerb noch unter der Regierung von Ministerpräsident Giorgios Papandreou (Pasok) unter großem internationalen Beifall im Parlament beschlossen, dann aber verzögert, verwässert und letztlich nicht durchgesetzt wurde."
Mir hängt die Zahlerei für fremde Länder insgesamt gründlich zum Hals raus. Mir hängt Griechenland zum Hals raus, das meinetwegen den Bach runtergehen mag (Souveränität wollen die haben? SOLLEN die haben - aber bitte auf eigene Kosten, nicht auf meine!).Und die "Vorurteils-Vorwurfs-" Propagandamasche kotzt mich nur noch an!Und darum habe ich den Blog-Eintrag "Γερμανία, ο νέος εχθρός της Ελλάδας? Yet another response to Yanis’ response" bei Kantooseconomics wie folgt kommentiert (hier in einigen unwesentlichen Details - insbesondere im Layout - leicht verändert gegenüber meinem Original-Kommentar): 
I am thoroughly fed up with two trends in our (Forum, Germany, Greece, World) current 'blame-game-debate':
1) The grossly exaggerated sensibility ('sissyness' I'd call it) of the attributions of blame2) The "blame-the-blamers"-game, being played not only in Greece, but also in Germany.
Is it fair to say that "Germany killed the Jews"? Well, 'wasn't Britain that killed them, was it?Is it fair to say that "the Germans killed the Jews"? Well: the Aliens didn't do it, did they?
Nobody who makes those previous statements is implying that every German grabbed a knife from his drawer, smashed his Jewish neighbors’ door and slaughtered them.And nobody means that each and every Jew in the whole world got killed during the holocaust.And everybody who listens knows what people refer to and mean, when they say "The Germans killed the Jews".Am I offended by a statement like that? No: it's simply a historical fact that "the Germans killed the Jews". It's shorthand for what actually happened, and which, more or less, everybody knows.
Am I offending the Greeks when I say that "they" lied their way into the Euro? Well, tough look, if they feel offended.Everybody in their right mind knows that I'm not implying that the people on the street knew about it - just as common people in Nazi-Germany didn't know about the gas chambers.But we have to stand up for what our Government did, and so do, mutatis mutandis, the Greeks.
It's funny: Nobody feels offended when the discourse is "poor Greeks, no medication, no roof over their heads, we simply MUST help them".But when I say: "Me? Help them tax evaders? Not for the life of mine!" it would be considered offensive.
One reason why I get so upset about this blame-sissyness is the fact that the blame-game-reproach is being exploited for a very vicious "blame-the-blamers-game".
A simple example for it, right here [i. e. in the Kantoos-Blogleser-Debatte], is the nick "Greek swine". "Swine" implies: “You evil folks are unjustly calling us innocent Greeks swines".
Is it "national character assassination", when I compare the Greek attitude towards the crisis negatively with the Irish? Is it legitimate, to sweep Greek (levels of) corruption, tax evasion, bureaucratic byzantinism etc. under the rug, with the intention to build "more trust in the Greek people" (commentator "Alex")? I don't know which exact remarks BILD made, but who (really) cares what remarks the Daily Mirror is making about us 'Nazis'? You may not like the Focus "Stinkefinger", but that is, in essence, what has happened, what is still going on right now and what will be happening (in my assessment) from now on into eternity: "Griechenland bringt uns um unser Geld" as the Focus had titled then (though with a question mark): "Greece is robbing is of our money". So are, of course, Ireland and Portugal, but those peoples are making every effort to get out of the mire. Greece, on the contrary, is playing hammock. Not implying that there is no hardship: but that is for a good part due to the fact that Greece (not the olive trees, but the Greeks!) - have implemented hardly any of the meaningful, not cost-related reforms "forced upon them" by the Troika.
My answer to the Greek Demetris in our discussion on the Varoufakis-blog, when he said he refuses to sell the public waterworks and electricity company (which only reflects general feeling in Greece): "Bluntly speaking, you are telling me: 'Go sell your house and give me the money, so that I can keep my property'."
That attitude to me IS like “showing the Stinkefinger” (even though I know very well that the Greeks themselves don’t see it this way, and don’t draw any mental connection between their refusal and the extra payments that I have to make because of it)! And I'm not supposed to criticize "the Greeks"? You’re kidding!  No: This "Don't-blame-them" thing is being grossly abused to divert from every people's responsibility for their own wellbeing!
Not just in Greece, but also in Germany we keep hearing this "You bad Germans are accusing those innocent folks in Greece of being lazy". (“And so, fellow Germans, because you are so full of evil prejudice, you better cough up the dough for them poor innocent Greeks!”)
Guess what: The Greeks ARE lazy. Not too lazy to work (and maybe on average even putting in more work hours than we), but too lazy to thoroughly clean up in politics and society! Okay: you may find the word "lazy" inappropriate to describe this situation. Doesn't change the fact though: The Greek society IS ROTTEN to the core, and Greece IS a FAILED STATE (not quite like Somalia, of course), and I am dead certain that this country is going to drench OUR fiscal resources forever. Do I like that? Am I supposed to be neutral over that? Don't morals count anymore?
Personally, I don't want none of my money to go neither to Ireland and Portugal, nor to Greece. But If the money was to be spent anyway, and my decision was restricted to determining which of those countries should receive help: you bet it would not be Greece!  
Was wird passieren? Nichts Neues:
Unsere kriminelle Berliner Politkaste wird "weiter so" wurschteln. Wir, das Volk, werden in die  UdESFR gepresst, eine Union der Europäischen Sozialistischen Falschgeldrepubliken, und dort genau so verelenden wie weiland die Bewohner der UdSSR.
  ceterum censeoEuropa ja, Albtraum nein!Euro ja, Fremdschulden nein!Freunde ja, Kostgänger nein!
Textstand vom 13.06.2012. Gesamtübersicht der Blog-Einträge (Blotts) auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm. Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.

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