Don Jon

Erstellt am 13. November 2013 von Pressplay Magazin @pressplayAT

Kino

Veröffentlicht am 13. November 2013 | von Hanna Stein

Summary: Tolles Erstlingswerk mit Diskussionsfaktor, Geschlechterklischees leider stark überzeichnet

Tragikomödie

Zu erkennen, dass man ein Stereotyp ist, ist der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung. Doch dieser Weg, wenngleich lang und schwierig, kann dennoch für Unterhaltung sorgen. 

John (Joseph Gordon Levitt), von seinen Freunden bewundernd Don Jon genannt, ist zufrieden mit sich und seinem Leben. Er hat einen einfachen Job als Barkeeper, eine eigene Wohnung, ein Auto und schleppt jedes Wochenende die heißesten Frauen ab. Dennoch gibt es nichts, was ihn so zufrieden und entspannt macht wie seine alltäglichen Pornos. Jede sexuelle Begegnung wird nur durch eine Videosession hinterher abgerundet. Eines Abends begegnet er Barbara (Scarlett Johansson) in seinem Stammclub und sie ist anders. Nicht nur ist sie eine perfekte Zehn, sie lässt sich auch nicht so einfach abschleppen. Eine vorsichtige Phase des Datens beginnt, doch auch da stellt Barbara viele Anforderungen: Er soll in die Schule gehen, sie seinen Eltern vorstellen und allgemein sich nach ihren Wünschen richten.

Als der lang erwartete Abend der sexuellen Erfüllung endlich kommt, stellt Jon auch hier fest: Nur mit einem Porno als Dessert macht es ihm wirklich Spaß. Als Barbara ihn dabei erwischt, droht sie die Beziehung sofort abzubrechen, sollte er nicht Besserung versprechen. Es kommt, wie es kommen muss: Nach einigen Wochen durchsucht sie seinen Computer und findet Beweise. Als sie ihn abserviert, kann Jon sich nur langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass seine Pornosucht doch überhand nimmt. Nur die ältere Esther (Julianne Moore) aus seinem Abendkurs kann ihn wieder aufmuntern.

So kurz lässt sich eigentlich kaum zusammenfassen, mit welchen Themen Joseph Gordon Levitt sich hier auseinander setzt. Im Großen und Ganzen geht es aber um die oberflächlichen Erwartungshaltungen einer oberflächlichen Gesellschaft. Die ständige Auseinandersetzung mit dem perfekten Aussehen, dem perfekten Leben dominiert die Figuren, die darüber ihre eigenen Interessen vergessen. Gordon Levitt hat sich jedoch in sein schmerzhaft reales Drehbuch die besten Schauspieler hineingecastet.

Nicht nur variieren er und Scarlett Johansson von ihren typischen Rollen, in dem sie Kleinstadtproleten spielen, auch Jons Familie und Freunde runden den Film ab, ohne zum Klischee zu werden. Besonders Brie Larson in der Rolle der Schwester kann hier allein mit ihrer Mimik ganze Szenen bestimmen. Julianne Moore als scheue und dennoch aufdringliche Studienkollegin gibt Don Jon einen ganz eigenen Charme – sogar so viel, dass man sich am Ende wünscht eine Fortsetzung zu sehen.

Natürlich kann man behaupten, dass Joseph Gordon Levitt so viele tolle Leute bekommen hat, weil er selbst berühmt ist. Doch sein Drehbuch schafft es, auf dem schmalen Grat zwischen Witz und ernstem Lebenswandel zu balancieren. Don Jon ist provokant inszeniert und wird sicher einige Zuschauer etwas beleidigt zurück lassen – entweder weil man zu viel sieht oder eben zu wenig. Besonders witzig ist auch der „New Jersey Lifestyle“ der allen Jersey Shore-Fans bekannt vorkommen dürfte und auch so für einige Lacher sorgt. Die Auseinandersetzung mit Jons Pornosucht zeigt ein Problem der modernen Gesellschaft zur fehlenden Fähigkeit von Intimität auf.

Dennoch sind die Geschlechterklischees stark übertrieben gezeichnet – eines der wenigen Mankos die man dem Film ankreiden kann. Joseph Gordon Levitt beweist seine Kreativität und die Fähigkeit, reale Themen unterhaltsam zu verfilmen. Wenn das nur der erste Versuch einer Regie-Karriere ist, sollte man auf weitere Filme gespannt sein.

Regie und Drehbuch: Joseph Gordon Levitt
Darsteller: Joseph Gordon Levitt, Scarlett Johansson, Julianne Moore, Brie Larson, Tony Danza
Laufzeit: 90 Minuten, Kinostart: 15.11.2013, donjon.derfilm.at

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Über den Autor

Hanna Stein Aufgabenbereich selbst definiert als: Special Operations – Notizen schreiben im Dunkeln leicht gemacht. Findet “Wenn dies ein Spiel ist, sind wir verloren. Wenn nicht- erst recht” (Juli Zeh) Gedanken anregend.