Einfach nur schön: Ein Stück Foccaccia gratis zum Broteinkauf dazu!
Es gibt im Alltag soviele kleine Gesten, die Herz und Gemüt erwärmen. Ich denke da an die vielen „Geschäftsbeziehungen“, die wir beim Einkaufen so führen. Dass der Kunde König ist, wissen ja alle. Aber dass kleine Geschenke die Kundschaft erhalten, ist nicht nur einfach ein Werbegag, sondern eine erfreuliche Tatsache.
In meiner Lieblingsbäckerei in meinem Dorf bekomme ich stets ein Stück Foccaccia gratis zu meinem Broteinkauf dazu. Kaum habe ich bezahlt, landet das Stück Foccaccia auch schon im Papiersack. Nicht, dass es dort meine Lieblingsbrotsorten zu kaufen gäbe, aber diese kleine Geste lässt mich immer wieder zur besagten Bäckerei zurückkehren. Dabei freue ich mich wie ein kleines Kind, welches das beliebte Wursträdli vom Metzger bekommt.
Dasselbe geschieht bei meiner Gemüsefrau: Als Stammkundin bekomme ich ein Sträusschen Küchenkräuter ins Einkaufskistchen gelegt oder ein Gemüse vom Vortag geschenkt. Im Bioladen drückte mir die Verkäuferin kürzlich eine Einkaufstasche aus Netzstoff in die Hand, obwohl dort nicht Stammkundin bin, sondern nur ab und zu vorbeigehe. Denn beim anderen Bioladen habe ich eine Kundenkarte und sammle eifrig Stempel, um bei voller Karte einen 10-Euro-Gutschein einlösen zu können. Ganz überrascht war ich vor Weihnachten im Dorf – Coop: Als ich meine Einkäufe in den mitgebrachten Stoffsack packte, streckte mir die Kassiererin plötzlich einen Panettone entgegen. Und zwar einen der Qualitäts-Hausmarke „fiorfiore“ (was dem schweizerischen „fine food“ entspricht). Voller Freude bedankte ich mich überschwenglich und war danach den ganzen Tag gut drauf. Das ist es ja, warum die kleinen Gesten den grossen Unterschied machen: Sie sorgen für gute Laune. Und zeigen einem, dass die Kundenbeziehung etwas mehr ist als nur Einkäufe tätigen und Waren gegen Geld tauschen.
Am Wochenmarkt ist diese so ganz menschliche Beziehung noch ausgeprägter: Mein Käser versorgt mich schon zu frühesten Morgenstunden mit „Probiererli“ beim Käsekaufen, da muss ich oftmals ausdrücklich ablehnen. Und bald schon steht der Internationale Frauentag an: Am 8. März decken sich die Geschäfte mit gelben Mimosen ein, um jeder Kundin ein kleines Sträusschen zu überreichen. Das ist die angenehme Seite von „Kundenbindung“. Die andere besteht aus einer Vielzahl an Kundenkarten und eine Schwemme von Mails, Sms und Whatsapp-Nachrichten. Über alle möglichen Kanäle werden die Kunden über etwaige Sonderangebote informiert. Gäbe es eine Hitliste in Sachen Marketing und Werbung, so würde ich die Kosmetik-Firma „Bottega Verde“ zuoberst platzieren: Dort werde ich nicht nur mit sämtlichen Sonderangeboten richtiggehend zugedeckt (ich bekomme auch wöchentlich Post, neben Mails und Sms!), sondern kann meine Lieblings-Tagescreme zum halben Preis beziehen und bekomme dazu noch eine Fülle von Rabatten, Punkten und zusätzlichen Hauswaren gegen einen symbolischen Aufpreis. Bis ich gar nicht mehr weiss, wo mir der Kopf steht. Aber dafür bei getätigtem Einkauf mit einer frisch einparfümierten Grossraumtasche von dannen ziehe. Natürlich mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Welche Kundengeschenke haben euch letztmals ein Lächeln übers Gesicht gezaubert?
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Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (15 und 12) und einem Sohn (8) seit 17 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!
Mehr über Sarah und ihre Familie erfährt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!
Seid gespannt auf Sarahs nächsten Beitrag, in welchem sie uns berichten wird, inwiefern sie das Sprichwort „geteiltes Leid ist halbes Leid“ am eigenen Leib erfahren hat…
Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:
- Kalter Kaffee und Schnee von gestern
- Von elterlichen Hausaufgaben
- Im Wunder- äh, Gardaland
- Auf sonntäglicher Shoppingtour
- Strandleben mit Kids im blauen Paradies
- Familientrip nach Rom
- Schule aus: Dolce Vita für Italiens Sprösslinge
- Ob “Happy Hour” oder “Apericena” – Kinder unerwünscht!
- Tanti auguri: Kindergeburtstag all’italiana
- Besser als sein Ruf: Das italienische Gesundheitssystem
- Vom Schlangenstehen in der Schneckenpost
- Von wegen Januarloch – In Italien heisst es “Ausverkauf”!
- Festtage all’ italiana: Es geht nichts über Gaumenfreuden
- Alles eine Frage der Verantwortung
- Italien: Sport und andere Aktivitäten im Leben der bambini
- Nach drei Monaten Schulferien: Endlich heisst es Back to School in Italien