Typisch italienisches Info-Board…
Kalter Kaffee in Bella Italia? Was soll das bedeuten? In meinem heutigen Beitrag geht es um Veranstaltungen. Schöne, nette, interessante Events, die auch in Italien wohl immer mehr über Social Media publiziert werden, aber doch noch nicht ausschliesslich virtuell angepriesen werden.
Immer noch prangen grössere und kleinere Plakate und Manifeste von den Wänden und Hausmauern und weisen auf tolle Events hin. Eine Fülle an Freizeitangeboten an einer einzigen Wand! Und oft entdeckt man sie an unscheinbaren Orten, an denen man kaum einen spannenden Hinweis vermuten würde. Man tut sich also gut daran, unterwegs die Augen offen zu halten. Das fällt mir jeweils auf, wenn ich eine Zeit lang nicht in der Stadt war und mir dann vorkomme, ganz ab der Welt zu sein. Soviele tolle Dinge, die man unternehmen könnte, wenn man vermehrt auf Plakatwände achten würde. Doch was hat das mit Schnee von gestern zu tun? Tja, die typisch italienische Angewohnheit ist, diese Plakate wochen- , monate- oder gar jahrelang hängen zu lassen!
Erblickt man eine interessante Veranstaltung, muss man sich deshalb stets in Sachen Datum vergewissern. Schade, schon vorbei! Oft ärgere ich mich über verpasste Veranstaltungen, sehe aber dieses „Hängenlassen“ neuerdings auch aus positiver Optik: Vielleicht lässt man die Hinweise hängen, um zu zeigen, was man auf die Beine gestellt hat, wozu man fähig war? Und schön gestaltete Plakate sind auch dann noch ein Blickfang, wenn die Veranstaltung schon längst über die Bühne ist, nicht? Sie überdecken graue Mauern und zieren leere Schaufenster, zudem ist deren Druck meist kostenintensiv, so dass es sich auszahlt, sie noch ein Weilchen hängen zu lassen, auch wenn der Anlass nicht mehr aktuell ist.
Bereits durchgeführte Veranstaltungen immer noch zeigen zu können, macht die Organisatoren stolz. Und sind eine Garantie für potentielle Veranstalter, sich bei jenen Organisatoren in guten Händen zu wissen. Nicht zuletzt ist diese Tatsache auch für Einwohner eine Gewissheit, dass in jener Stadt etwas läuft. So habe ich den wöchentlichen Newsletter der Gemeinde abonniert, der mich pünktlich jeden Montagmorgen über die kommenden Ereignisse meines Dorfes informiert. Ein willkommener Service.
Die gute alte Mundpropaganda ist immer noch am verlässlichsten, auch wenn sie in die Social Media, sprich Facebook und Whatsapp, verlagert wurde. Dort bekommt man Veranstaltungstipps nämlich doppelt und dreifach, also lieber einmal mehr als einmal weniger. Und dank immer ausgeklügelteren Erinnerungsfunktionen kann man schon bald auf den Stadtbummel verzichten, um auf kommende Veranstaltungen aufmerksam gemacht zu werden. Schade eigentlich, wenn ich dereinst im stillen Kämmerchen übers Weltgeschehen informiert werde.
Doch längst nicht alles ist im Web präsent, was den Plakaten wieder ihre Daseinsberechtigung einräumt. Und gewisse Webseiten werden auch im Digital-Zeitalter nicht aktualisiert. Und sollte man sich über eine verpasste Veranstaltung ärgern, die von einer bunten Plakatwand prangt, so kann man sich diese fürs kommende Jahr vormerken. Denn dieses, das ist sicher, kommt bestimmt.
Wie hält euch eure Gemeinde über aktuelle Veranstaltungen auf dem Laufenden? Über Plakatsäulen? Mundpropaganda? Newsletter? Social Media? Und: Wie à jour seid ihr?
………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………
Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (15 und 12) und einem Sohn (8) seit 17 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!
Mehr über Sarah und ihre Familie erfährt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!
Seid gespannt auf Sarahs nächsten Beitrag, in welchem sie uns berichten wird, inwiefern sie das Sprichwort „geteiltes Leid ist halbes Leid“ am eigenen Leib erfahren hat…
Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:
- Von elterlichen Hausaufgaben
- Im Wunder- äh, Gardaland
- Auf sonntäglicher Shoppingtour
- Strandleben mit Kids im blauen Paradies
- Familientrip nach Rom
- Schule aus: Dolce Vita für Italiens Sprösslinge
- Ob “Happy Hour” oder “Apericena” – Kinder unerwünscht!
- Tanti auguri: Kindergeburtstag all’italiana
- Besser als sein Ruf: Das italienische Gesundheitssystem
- Vom Schlangenstehen in der Schneckenpost
- Von wegen Januarloch – In Italien heisst es “Ausverkauf”!
- Festtage all’ italiana: Es geht nichts über Gaumenfreuden
- Alles eine Frage der Verantwortung
- Italien: Sport und andere Aktivitäten im Leben der bambini
- Nach drei Monaten Schulferien: Endlich heisst es Back to School in Italien