Sonntags herrscht in italienischen Einkaufszentren viel Rummel
In Italien sind die Geschäfte und Einkaufszentren auch am Sonntag geöffnet. Jeden Sonntag. Von morgens bis abends. Man kann seinen Grosseinkauf also gemütlich auch am Sonntag tätigen oder sich auf Shoppingtour begeben. Der Besuch im Einkaufszentrum gehört zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen der Italiener am Wochenende. Klar, es ist fraglich, warum man sich scharenweise in einem Einkaufstempel einfindet, wie wenn es etwas gratis gäbe. Oder Massen von Leuten hinterherläuft, ohne in Ruhe die neuesten Modekollektionen einzelner Geschäfte betrachten zu können. Doch die Italiener fühlen sich wohl im Rudel, im Trubel, im Chaos. Was einem im italienischen Alltag immer wieder bestätigt wird: Kein Mensch gerät aus der Ruhe in einer langen Schlange. Staustehen nimmt man ebenso gelassen hin. Und für Massenaufläufe in Einkaufszentren hat der Italiano ebenfalls nur ein müdes Lächeln übrig.
Ich nicht! Immer wieder betone ich, dass mir als Schweizerin das „Schlangestehen–Gen“ fehlt. Dass ich Schweissausbrüche bekomme, sobald ich Menschenaufläufe wahrnehme. Nervös werde, wenn sich ein Stau anbahnt und unruhig von einem Bein aufs andere trete, wenn ich länger als zehn Minuten anstehen muss. Was für mich zur Folge hat, dass ich keine öffentlichen Ämter, sprich Post oder Bank, betrete (siehe auch Vom Schlangenstehen in der Schneckenpost). Und ich bin sehr wählerisch, wenn es darum geht, eine Shoppingtour zu planen. Ich habe es lieber gemütlich an einem (kinder-)freien Vormittag, zusammen mit einer guten Freundin, mit der ich in Ruhe in den Geschäften nach Schnäppchen stöbern und ungestört auch einen Kaffee trinken kann. Oder an einem sonnigen Nachmittag mit meinen Mädels, die das Shoppingalter erreicht haben. Wie vor einigen Wochen, als wir um drei Uhr nachmittags bei mörderischen hochsommerlichen Temperaturen durch die halbleere Innenstadt spazierten, um zum ebenfalls wenig besuchten Wochenmarkt zu gelangen. Ach wie schön, durch menschenleere Markstände zu gehen, mit der Gewissheit, gegen den Strom zu schwimmen und dem Menschenauflauf ein Schnippchen geschlagen zu haben.
In die Falle getappt bin ich diesen Sommer im Outletcenter: Meine Teenie-Töchter wollten unbedingt an einem Samstagabend dorthin fahren, weil ein junger Nachwuchsmusiker einer Talentshow zu Gast war. Ihr könnt euch die Menschenmengen kaum vorstellen – um sich wenige Meter fortzubewegen, brauchte man fast eine halbe Stunde. Die eingefleischten weiblichen Fans standen schon mittags Schlange, um ihren Star anzuhimmeln. Nachdem der Spuk vorbei war, ging gar nichts mehr. Jeder hatte denselben Gedanken: Ab nach Hause! Das Verkehrschaos war vorprogrammiert, man konnte nicht einmal aus dem Parkplatz fahren. Und so drehten wir eine Extra-Runde im Outletcenter, das immer leerer wurde.
Mein Mann ist hierbei das komplette Gegenteil. Ganz der Italiener geniesst er das Bad in der Menschenmenge, lässt sich durch Schlangestehen kaum aus der Ruhe bringen und gibt sich dem Verkehrschaos gelassen hin. Und ab und zu tu ich ihm den Gefallen und suche das Einkaufszentrum auch sonntags auf – aber ganz sicher zu den unmöglichsten Zeiten. Etwa dann, wenn der Durchschnittsitaliener am Tisch sitzt. Denn betreffend Essenszeiten gibt es kein Pardon – Shoppingtour hin oder her!
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Mehr über Sarah und ihre Familie erfährt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!
Seid gespannt auf Sarahs nächsten Beitrag, in welchem sie uns über einen Familienausflug ins Wunderland erzählen wird!
Sarahs bisher erschienenen Beiträge könnt ihr hier nachlesen:
- Strandleben mit Kids im blauen Paradies
- Familientrip nach Rom
- Schule aus: Dolce Vita für Italiens Sprösslinge
- Ob “Happy Hour” oder “Apericena” – Kinder unerwünscht!
- Tanti auguri: Kindergeburtstag all’italiana
- Besser als sein Ruf: Das italienische Gesundheitssystem
- Vom Schlangenstehen in der Schneckenpost
- Von wegen Januarloch – In Italien heisst es “Ausverkauf”!
- Festtage all’ italiana: Es geht nichts über Gaumenfreuden
- Alles eine Frage der Verantwortung
- Italien: Sport und andere Aktivitäten im Leben der bambini
- Nach drei Monaten Schulferien: Endlich heisst es Back to School in Italien