Dokumentation: "William S. Burroughs: A Man Within" [USA 2010]


In "William S. Burroughs: A Man Within" heißt es, dass sie aufschauen zu ihm, die Unangepassten, Unausstehlichen, die individuell herausgeputzten Revoluzzer und die in ihrer hermetisch abgeriegelten Welt isolierten Sonderlinge. Burroughs war selbst einer von ihnen, ein charismatischer Opa mit Stock, ein Vordenker, Fixer, Punk und Schmierfink von popkultureller Bedeutung. Er schrieb vulgäres, burleskes, groteskes Zeug in gewitzten Kombinationen, von Aliensex und Insektendrogen, von Transformationen und Metaphysik, postmodern, durcheinander und aberwitzig. Einen vergleichbar verspielten Formgedanken verfolgt dieses üppige Porträt über ihn, über einen Mann, der seine gegenüber seinen Weggefährten rigoros abgeriegelte Liebe in der Kunst kanalisierte und mit Traditionen abrechnete, die in der gutbürgerlichen Bohème als Obszönität verunglimpft wurden. Regisseur Yony Leyser tackert erhellendes bis seltenes Interviewmaterial mit Burroughs aneinander, Videomaterial, Showmaterial, Tagebücher, außerdem rekapitulieren Freunde, Bekannte und Kollegen ihre Erinnerungen. Zusammengenommen ergibt das ein abenteuerlich vermischtes Bild, das der Lektüre Burroughs merkwürdigerweise nicht fern ist: Abrisse und Fetzen aus Blickwinkeln und Sequenzen, die kurz, aber prägnant, geistreich, aber nicht prätentiös, gefühlsbetont, aber nicht cholerisch einen Lebensinhalt in einer Etappenlogik fassen. Aber auch nach Leysers fleißig recherchierter Seelendokumentation, in der ein Mann freiheraus einem System unerwartete Impulse  gab, bleibt die Marke Burroughs ein Geheimnis in einem unergründbaren Geheimnis. Shotgun Art?


6 | 10


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