Dokumentation: "Thomas Pynchon: A Journey into the Mind of [P.]" [D, CH 2002]

Dokumentation:
Wie einen Schriftsteller porträtieren, der als Phantom durch die Postmoderne geistert? Keine Adresse, ein Interview, ein nicht quellensicheres Bild. Die einzigen Spuren Thomas Pynchons liegen in seiner Literatur: in intertextuellen Kopplungen zwischen lexikalischem Wissen und fragmentarischen Gedankensprüngen. Thomas Pynchon, Wegbereiter semiotischer Erzählungen im seitenverkehrten Nichts, möchte nicht gefunden, offengelegt werden. Und auch wenn das damalige Apartment in San Francisco auffindbar ist, heißt es noch lange nicht, dass der Neumieter uns Zugang gewährt, um wenigstens einen Hauch Pynchon zu spüren, einen Parfumnebel Literaturgeschichte zu erschnuppern. In überveranschlagten 90 Minuten erzählen Donatello und Fosco Dubini eine kreisförmige Geschichte, die zurück zum Anfang geleitet. Denn Pynchon konnten sie nicht finden. Nur Kritikerstimmen, Lob, Nostalgie, Zeitgefühle, verwirrende Vergänglichkeiten. Manisch montieren die Regisseure historische Filmaufnahmen amerikanischer Innen- und Außenpolitik aneinander, die mit Nixon und Vietnam einst den Ausgangspunkt für Pynchons subversive, ja wütende Metagewebe gebildet haben. Zum Großteil schlimmstenfalls oberflächliche, laufzeitstreckende Paralleleinschübe, verabschiedet sich diese Dokumentation allerdings flott davon, anstatt in die Psyche Pynchons eher in der Suche nach Pynchon erhellende detektivische Momente einzustreuen. "Thomas Pynchon – A Journey into the Mind of [P.]" darf andererseits als einer der einzigen Versuche gewertet werden, einen legendären Geist zu materialisieren. Im Märchen gebe dieser Versuch spannende Kinderunterhaltung ab.
4 | 10

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