Dokumentation: "Orson Welles: The One-Man Band" [D, F, CH 1995]

Dokumentation:
Vielleicht war die Zeit noch nicht reif für Orson Welles, noch nicht reif für seine provozierenden Zauberkunststücke (wie der von Studioseite rabiat kastrierte Fake-Trailer zu "F wie Fälschung"). Welles, nicht der museumsreif ausgestellte, rätselhafte Mythos, sondern der füllige, einschüchternde Mensch, war ein Getriebener seiner stets preisenden und parallel ausgetragenen Projekte, allen zu zeigen, dass er wenigstens eins ohne Diktat beenden kann. Der Kunst der Reduzierung, die das Kino ihm gab, wurde er damit unfreiwillig in verschiedener Weise gerecht. Um die unabgeschlossenen Arbeiten, um die Fragmente aufzustöbern, die geblieben sind von einem umtriebigen Geist mit Zigarre, dem "Citizen-Kane"-Schöpfer und surrealem Maler, meldeten sich Welles' langjährige Lebensgefährtin Oja Kodar und der Regisseur Vassili Silovic, in den Nachlass (von Xanadu) hineinzuschauen: Skizzen, Karikaturen und bislang verstaubte, aufgestapelte Filmrollen. Das Inventar, das "Orson Welles: The One-Man Band" (zum Teil zu unersättlich) ausgräbt, ist imposant – humoristisch eher plumpe Sketchversuche, vergnügliche Archivaufnahmen (Welles stellt sich den wortklauberischen Fragen vor einem neunmalklugen Publikum) und krumme Rezitationen berühmter Literaturklassiker, die in seinen (geplanten) Filmen entweder gestrichen oder verschwunden sind. Über Orson Welles selber verbündet sich die Dokumentation mit dem Altbewährten  – sie reiht sich ein in jene, die essayistisch einer Collage an Erinnerungen folgen und ein künstlerisches Erbe wachrufen.     
5 | 10

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