Doktor, ich habe Flugscham – Reisetipps für Wenigerflieger

Von Lilligreen @lilligreen

Fliegen ist wie Rauchen: Man weiß irgendwie, dass es nicht gut ist, aber macht trotzdem weiter, und fühlt sich dann dabei auch noch schlecht und schuldig. Von dem schwedischen Wort Flygskam gibt es seit kurzem plötzlich eine deutsche Variante: Flugscham. Wir schämen uns zunehmend für unsere Flugreisen, weil diese unser Klima und die Umwelt belasten. In Schweden hat dieser neue Trend bereits Impact: Fliegen fängt langsam an, Tabu zu werden.

Flugscham und Klima-Angst

Auch die Friday-for-Future-Schüler werden irgendwann selber merken, dass eben die Klimakrise jeden vor ein Dilemma stellt. Wir wollen die Welt retten, sie aber gleichzeitig erleben und erkunden. Wir haben uns so an den grenzenlosen Reisekonsum gewohnt, dass es nicht einfach ist, damit wieder aufzuhören. Was bleibt, ist Flugscham und Klima-Angst. Wie sollen wir jetzt im Rahmen der Klimakrise mit unserem Reiseverhalten umgehen? Flugreisen verringern, kompensieren oder ganz darauf verzichten?

#Wirbleibenamboden

Die mittlerweile weltbekannte 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg geht mit gutem Beispiel voran und hat sich vorgenommen, nicht mehr zu fliegen. Selbst zur kommenden UNO-Klimakonferenz in New York möchte sie ohne Flugzeug anreisen. Auch andere schwedische Prominente haben mittlerweile mit dem Hashtag #vistannarpåmarken („#Wirbleibenamboden“) angekündigt, am Boden zu bleiben. Über Instagram werden Influencer, die sich noch trauen, Fernreisen zu posten, systematisch angeprangert. Die schwedische Regierung hat bereits angekündigt, wieder mehr Nachtzüge ins europäische Ausland einführen zu wollen.

Ein weiteres Wort ist in Schweden ebenfalls schon mehr verbreitet als hier: klimatångest oder auf Deutsch: Klima-Angst. Etwas, was dort bei Jugendlichen tatsächlich auch zu Depressionen führen soll. Greta Thunberg hatte ebenfalls mit Depressionen zu kämpfen, bis sie zu dem Schluss kam, selbst etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Von Flugscham zu Flugcharme in 3 Schritten

1. Verzichten: Schöner reisen ohne Flieger

Wo es nur geht, sollte man komplett auf den Flieger verzichten. Keine Inlandsflüge mehr, und wenn es geht, auch ins europäische Ausland lieber den Zug nehmen. Für ein paar Tage Urlaub kann es auch mal in der Nähe sein, auch in Deutschland und den umliegenden Ländern gibt es wunderbare Urlaubsziele!

Der Verzicht auf Fliegen (und am besten auch Autofahren) kann zu wunderbaren neuen Reisemöglichkeiten führen. Ganz romantisch mit dem Nachtzug oder mit dem Schiff nach Skandinavien oder Großbritannien, mit dem Fahrrad oder gar zu Fuß: Viele wunderbare Optionen werden sich anbieten, sobald man sich für die Alternativen öffnet.

2. Verringern: Weniger ist mehr!

Fernreisen und Flugreisen sollten wieder zu etwas wirklich Besonderem werden. Wir nennen es: Flugcharme. Langsames, achtsames Reisen, mehr Zeit an einem Ort verbringen und sich mit den lokalen Kulturen und Gegebenheiten verbinden. Wählen Sie sich besser wirklich besondere Reiseziele aus und bleiben Sie dort dann länger, statt immer nur kurz um die Welt zu rasen. Das ist nicht nur nachhaltiger für die Umwelt, sondern am Ende auch für Sie. Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Kurzreisen kaum zu Entspannung führen und Auszeiten erst nach einigen Wochen zu einer wirklichen, nachhaltigen Erholung vom Alltagsleben werden.

Fliegen Sie am besten direkt, auch das spart viel CO2-Ausstoß. Auch ein Vergleich der Fluganbieter kann sich lohnen, um den persönlichen CO2-Fussabdruck bei einer Reise zu verringern. So zeigt der Atmosfair Airline Index die Effizienz der verschiedenen Airlines im Vergleich.

3. Kompensieren gehört zu einem nachhaltigen Reisestil

Wirklich kompensieren kann man einen Klimaschaden nicht, deshalb ist es immer besser, den Schaden erst gar nicht entstehen zu lassen. Dazu gehören ein nachhaltiger Lebensstil und auch ein nachhaltiger Reisestil. Aber um den Impact dann doch auszugleichen, gibt es wunderbare Projekte zum C02-Ausgleich, die über gemeinnützige Organisationen unterstützt werden können. Wenn Sie sich doch für eine Fernreise entscheiden, haben Sie die Möglichkeit, Ihren CO2-Fußabdruck zu kompensieren. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie hier.

Beim Erstellen unseres Reise-Specials haben wir uns bewusst dafür entschieden, dass ca. 75 % der beschriebenen Reiseziele in Deutschland oder umliegenden Ländern sind. Hier gibt es jede Menge Tipps für den nachhaltigen Urlaub – auch ohne Flieger!