„Zwei Minuten und 38 Sekunden pure Magie“. Das ist, mit den Worten des Stadionsprechers des FC Liverpool, George Sephton, die bekannteste Fußballhymne der Welt: „You’ll never walk alone“. Die verblüffende und über 100 Jahre zurückreichende Geschichte dieses Songs erzählt jetzt der gleichnamige Dokumentarfilm, der am 18. Mai in die Kinos kommen und in Kooperation mit dem Jüdischen Museum zuvor schon auf dem 32. Internationalen Dokumentarfilmfestival München gezeigt werden wird. Aber was hat dieses Musikstück, das wohl zu den bekanntesten und meist gesungenen des Planeten gehört, in dem es jedoch eigentlich gar nicht um Fußball geht, denn mit jüdischer Geschichte zu tun?
Geschrieben und vertont 1945 von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein für ihr Broadway-Musical „Carousel“ in New York City, seither neu interpretiert von dutzenden von Künstlerinnen und Künstlern, nicht zuletzt 1963 von der Band Gerry & the Pacemakers, deren Nummer-Eins-Hit vom Liverpooler Fanblock „The Kop“ übernommen und somit erstmals mit der weltweit populärsten Ballsportart in Verbindung gebracht wurde, steht das Lied für Gemeinschaft und Hoffnung. Es ist ein Ritual für den Borussia Dortmund, dessen Südtribüne den Song vor jedem Heimspiel anstimmt und der auch nach dem jüngst verübten Anschlag auf den BVB-Bus mehrfach zitiert wurde, genauso wie es ein Ritual geworden ist für die Toten Hosen, die ihn auf Drängen des eingefleischten Liverpool-Fans Campino hin stets am Ende ihres Sets spielen.
Den Zauber des Liedes kann auch der Schauspieler Joachim Król nachempfinden, den man vor allem noch als mürrischen Hauptkommissaren Frank Steier aus dem Frankfurter Tatort in Erinnerung hat. In dem Dokumentarfilm „You’ll never walk alone“ hingegen kann man fast 90 Minuten lang Króls Augen leuchten sehen. Der glühende BVB-Fan reist nach Budapest, Wien, New York, Liverpool und nicht zuletzt in seine Heimatstadt Herne, wo er in dem Stadion von „Westfalia Herne“ einst zusammen mit seinem Vater seine Leidenschaft für den Fußball entdeckte.
„You’ll never walk alone“, das ist auch der Titel der derzeit im Jüdischen Museum München gezeigten Wechselausstellung zu jüdischen Identitäten im Sport. Ferenc Molnár, der Autor des weltweit erfolgreichen Theaterstücks „Liliom“ (1909), musste aufgrund seiner jüdischen Herkunft Ende der dreißiger Jahre sein geliebtes Budapest verlassen und in die Vereinigten Staaten fliehen, wo sein Meisterwerk von Rodgers und Hammerstein entdeckt und nach einiger Überredung zu einem Musical umgeschrieben werden konnte, für das sie das Lied „You’ll never walk alone“ komponierten.
Das Jüdische Museum München nimmt das bevorstehende Internationale Dokumentarfilmfestival zum Anlass, um „You’ll never walk alone“ am Samstag, den 6. Mai um 20 Uhr im Filmmuseum erstmals zu zeigen. An die Premiere wird sich ein Filmgespräch mit Regisseur André Schäfer und Joachim Król anschließen. Karten können hier erworben werden.
Der Film läuft zudem am Montag, 8. Mai um 21.30 Uhr im HFF München sowie am Mittwoch,10. Mai 2017 um 9.30 Uhr im City Kino.
Hier ein erster Vorgeschmack. Schaut euch den Trailer zum Film an:
YOU'LL NEVER WALK ALONE (Trailer – Ab 18. Mai im Kino) from FLORIANFILM GmbH on Vimeo.