Doch kein verschneiter Winterwald

Doch kein verschneiter WinterwaldIst das nicht eine märchenhafte Winterlandschaft mit verschneitem Wald?
Könnte man auf den ersten Blick meinen. Auf den zweiten aber fragt man sich zum Beispiel, warum bloß auf den Bäumen Schnee liegt, auf dem Gemäuer aber nicht.
Die Lösung lautet, dass es sich um gar keine verschneite Winterlandschaft handelt. Sondern um ein Infrarot-Foto. Aus dem neuen Buch "Digitale Infrarotfotografie" von Klaus Mangold. Direktlink zu Amazon
Da ich die Effekte der IR-Fotografie zwar ausgesprochen interessant finde, mich aber mit dem Thema insgesamt technisch und optisch und überhaupt nicht besonders gut auskenne, lasse ich nun lieber den Autor im Interview zu Wort kommen.
CW: Was genau ist denn nun eigentlich Infrarotfotografie?
KM: Diese Fotografie arbeitet mit Wellenlängen, die unser Auge nicht wahrnehmen kann. Dabei handelt es sich um Strahlung, die am langwelligen Ende des für uns sichtbaren Spektralbereichs anschließt.
CW: Was fasziniert Dich daran?
KM: Solche Bilder haben eine ganz charakteristische, unwirklich erscheinende Anmutung. Am bekanntesten ist dabei der so genannte Wood-Effekt (die Bilder mit "Raureif im Sommer", weil Blattgrün im Infrarot schneeweiß abgebildet wird. Das ist zwar der spektakulärste, aber bei weitem nicht der einzige überraschende Effekt, der einen bei IR erwartet. Tatsächlich ist es so, dass man auch nach einem oder zwei Jahren intensiver Beschäftigung mit Infrarotfotografie immer noch Neues entdeckt.
Die Kamera verstehe ich dabei als eine Art "Übersetzungsmaschine" für das ja eigentlich nicht Sichtbare. Spannend wird das dann, wenn man nach den ersten Misserfolgen plötzlich entdeckt, dass man sich erstaunlich gut in diese unsichtbare Welt rein finden kann. Ich denke, ein von Geburt an Blinder muss wohl was ganz Ähnliches erleben, indem er lernt sich in der Welt der Sehenden mit anderen Sinneswahrnehmungen zurecht zu finden. Ein ganz wesentlicher Schritt war für mich, dass ich nach gar nicht so langer Zeit von der reinen Landschaftsfotografie weg gekommen bin und auch ganz andere Themen für IR entdeckt habe, die im ersten Augenblick eigentlich völlig unbrauchbar erscheinen. Dazu gehört zum Besipiel die Aktfotografie.
CW: Offenbar kommt es nicht nur auf den richtigen Blick und die geeignete Technik an, sondern auch in großem Maße auf die digitale Bildbearbeitung. Mir ist aufgefallen, dass Deine Bilder zwar verfremdet wirken, aber dass Du keineswegs wilde, extrem unnatürliche Effekte kreierst. Wozu dient Dir die Bildbearbeitung?
KM: Weil ich bei Infrarotfotografie ja im nicht sichtbaren Spektralbereich arbeite, gibt es kein echt oder unecht mehr. Warum sollte ich mich also sklavisch an das halten, was mir die Kamera durch ihre Art der "Übersetzung" gerade vorsetzt? Ich finde, dafür gibt es wirklich keine Notwendigkeit. Ich finde es deshalb nur naheliegend, dass ich mit der digitalen Bildbearbeitung die Bilder in der Art ausarbeite, die ich haben möchte. Natürlich bemühe ich mich darum, eine einigermaßen durchgängige Bildsprache beizubehalten.
CW: Wie hast Du die IR-Fotografie entdeckt?
KM: Ich hab schon früher mit Film mit Infrarotfotografie experimentiert. Das konnte mich aber durch die sehr umständliche Art der Arbeit, die nicht vermeidbar war, noch nicht nachhaltig begeistern. Erst durch die Digitalfotografie gab es einen qualitativen Sprung: Sofort nach dem Druck auf den Auslöser ist das Ergebnis zu sehen - bei Kameras neuerer Generation (LiveView) sogar schon davor. Der früher sehr hohe Anteil an Ausschuss ist jetzt Vergangenheit. Richtig begeisternd finde ich aber erst technisch modifizierte Kameras, mit denen auch im IR ganz normal kurze Belichtungszeiten kein Problem mehr sind. Damit öffnet sich die Welt bewegter Objekte auch für die Infrarotfotografie.

Und wenn Herr Mangold gerade nicht fotografiert oder Bücher schreibt, betätigt er sich beispielsweise in der Grillvorbereitung wie auf dem nachfolgenden Foto;-)
Doch kein verschneiter Winterwald

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