Zurück zum Anfang. Enfach war und ist das Winzerleben meistens dann doch nicht. Begonnen haben der Winzer und die Kärntnerin mit Allem und doch mit Nichts. Die Weingärten waren schon da, mit Liebe gepflegt von den Winzer Eltern.Traktoren und Fässer, Presse und Keller, alles vorhanden. Nicht mehr sehr neu, aber funktionstüchtig. Einiges an Wissen hat der Winzer aus der Schule mitgebracht, und sich mehr im Laufe der Zeit angeeignet. Die Kärntnerin war voller Ideen und Visionen. Große Pläne, große Wünsche. Klingt gut, für einen Anfang. Sollte recht einfach werden. Oder?
Die andere Seite der Medaille: Nur eine Hand voll Kunden, kein Geld für Neuerungen oder Marketing, keine ach-so-wichtigen Kontakte, die einem weiterhelfen. Kein bekannter Name und ein Land voll guter bis sehr guter Winzer mit Top Weinen, zu spät dran für das Weinwunder nach dem Weinskandal. Misstrauische Menschen, die nur Weine von bekannten Winzern verkosten, Gastronomie die schon (günstigere, bessere...) Lieferanten hat. Verschlossene Türen, wohin man auch schaut.
Für den Winzer und die Kärntnerin war trotzdem klar: Wir schaffen es. Mit Qualität und Liebe zum Produkt. Neue Flaschen und später auch neue Etiketten mussten her. Messestände, Vinothekbesuche, Verkostungen. Bitten und betteln um Termine, um Möglichkeiten, die Weine präsentieren zu dürfen. Und dabei immer auf das liebe Geld schau'n. Und dann sind da natürlich Frost und Hagel, Trockenheit und Rebkrankheiten und die Sache mit dem Bio, aber dazu ein anderes Mal.
Etiketten Evolution
Nach 2 Jahren waren die beiden am aufgeben. Ernsthaft. Deprimierend, immer das gleiche Lied bekamen die beiden zu hören. "Ja, eure Weine sind gut, aber..." So oft dieses aber. Aber was? "Ihr seid doch noch jung, müsst euch beweisen." Schön und gut. Nur wie die Zeit bis dahin überstehen?Wenn das Geld vorne und hinten nicht reicht und im Nebenerwerb die Zeit für die anfallende Arbeit nicht ausreicht, muss man sich Gedanken machen. Weingärten reduzieren und ein Hobby daraus machen? Es war im Gespräch. Der Winzer hat beschlossen: Nein, er will Winzer sein. Ein ganzer, Winzer, kein Freizeit-Winzer, kein ich-mach-nebenbei-ein-bissl-Wein-für-mich-und-meine-Freunde-Weinbauer. Koste es was es wolle. Die Kärntnerin war einverstanden, sie war sowieso immer dafür. Und dann, die Wein so machen, wie er dem Winzer und der Kärntnerin schmeckt, natürlich jedes Jahr verbessern und tüfteln, aber bei dieser Linie bleiben? Oder sich selbst verraten und Weine machen, wie so viele andere auch, 'normaler' und 'massentauglicher' sind, aber eben sich vielleicht auch leichter verkaufen lassen? NIE!
Nun kehren wir zurück zur Leidenschaft. Da ist sie wieder. Sie hält einen davon ab, alles hinzuschmeissen, gibt Kraft und sie zeigt einem neue Wege auf. Mit Leidenschaft und Liebe ist zu schaffen, was unmöglich scheint. Warum sonst hirscht ein Winzer in der Nacht durch die Weingärten? Was sonst treibt ihn dazu, sich nach einem 8-stündigen Arbeitstag am Abend, wenn es zu dieser Jahreszeit schon dunkel wird, noch für ein paar Stunden in den Keller zu stellen? Was bringt die Kärntnerin dazu, anstatt sich mit der "Frauenarbeit" am Weingut zufrieden zu geben, im Keller mit kaltem Wasser zu 'pritschln' (also sich von oben bis unten beim Waschen der Weinpresse nass zu machen), schwere Schläuche zu schleppen und sonstiges anstrengendes Zeug zu machen, um ihren eigenen Wein zu produzieren? Leidenschaft. Wichtig ist dabei nur, zu wissen was man unbedingt will, zu spüren, dass es das richtige ist und alles daran zu setzen es zu erreichen. Sich Fehler einzugestehen und neue Wege zu gehen. Und dann, langsam ist ein erstes Ziel in Sicht. Der Weg dahin, nur eben etwas anders, als gedacht.
Dieser 'andere' Weg, der wurde belächelt, oft Köpfe geschüttelt. Keiner hat es gewagt, die beiden und ihre Pläne offen als dumm zu bezeichnen, das (noch) nicht. Langsam hat man sich aber daran gewöhnt, an die zwei Verrückten, mit ihren seltsamen Ansichten und ihre Art, Wein zu machen und sich selbt und diesen zu vermarkten. Und man muss zugeben, hinter vorgehaltener Hand natürlich nur, so ganz blöd haben sie sich doch nicht angestellt. Ein bisschen Erfolg haben sie schon zu verzeichnen. Der Betrieb fängt an, sich auszuzahlen. Ein Ruf eilt ihnen jetzt schon voraus, die Neugierde ist geweckt, immer mehr Besucher sind begeistert. Und immer seltener bekommen der Winzer und die Kärntnerin dieses 'aber' zu hören.
Zum Schluss, ein paar Dinge zum nachdenken...
Wie stolz ist man auf Erfolg, wenn er einem einfach so zufliegt, es einfach war?
Oder wenn ma ihn sich erkämpft hat?
Was bist du bereit zu investieren, um glücklich zu sein?
Und liebst du das, was du tust?
Der Winzer und die Kärntnerin freuen sich sehr, sehr über jeden eurer Kommentare, Mails und Nachrichten auf Facebook!