Kennst du auch die gut gemeinten Ratschläge, ständig neue Mixtapes produzieren zu müssen, einen eigenen Youtube-Kanal mit täglichen Video-Blogs zu füllen und den coolsten DJ-Namen zu erschaffen.
Angeblich kannst du dich nur so von der Masse an DJs abheben, die sich alle um die gleichen Gigs bewerben.
Mich brachte die Frage eines Lesers zum Nachdenken, wie man sich am besten von der Masse an Neueinsteigern unterscheidet, um den Einstieg zu schaffen.
Muss ich mich überhaupt von der Masse abheben, indem ich abgefahrene Remixe spiele, täglich Videos poste oder ein Baseball-Cap mit meinem DJ-Logo aufsetze?
Besonders von Profi-Veranstaltern und Firmenkunden werde ich für meine Zuverlässigkeit und „Problemlosigkeit" gelobt.
Ist Problemlosigkeit nicht zu langweilig?
Damit meine ich, dass ich versuche die Veranstalter bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Ich bin immer überpünktlich vor Ort, bringe mein Equipment wie besprochen mit. Mit einem Satz, ich erfülle alle Tugenden eines Klischee-Deutschen.
Vom Grand Hotel in Nürnberg weiß ich, dass sie mich gerne für Küchenpartys buchen, weil ich der zuverlässigste DJ bin. Das Hotel-Management braucht Dienstleister, die sich dezent im Hintergrund halten.
Am meisten punktest du als DJ, wenn du dein Equipment aufbaust, einen soliden DJ-Job machst, freundlich zu den Gästen bist und genauso stressfrei wieder abbaust, ohne die schlafenden Gäste im Haus zu stören.
Klingt alles ziemlich selbstverständlich und fast schon zu langweilig, um wahr zu sein.
Dennoch kenne ich nur wenige Kollegen, die ebenfalls so problemlos für ihre Auftraggeber arbeiten. Und weil so wenige DJs diese Selbstverständlichkeiten beachten, wird mein Leben sehr viel einfacher.
Aber mit diesen langweiligen Details stichst du sehr leicht aus der Masse hervor.
Mit Details aus der Masse herausstechen
Jetzt geht es in der Einstiegsfrage zu diesem Blogpost auch darum, wie hebe ich mich ganz zu Beginn meiner DJ-Karriere von der Masse an anderen Neueinsteigern ab?
Ich würde sagen, ganz genauso, wie als DJ mit langjähriger Erfahrung. In der Kurzanleitung „ Wie werde ich DJ " gebe ich dir den Tipp bei Privatpartys deiner Freunde anzufangen, weil die Einstiegshürden sehr viel geringer sind.
Doch selbst wenn du anfangs kein Geld für deine Dienstleistung bekommst, außer gratis Getränke.
Betrachte diese Gigs nicht als notwendiges Übel sondern als dein Aushängeschild. Liefere den besten Job ab, den du machen kannst. Sei pünktlich zum Aufbauen da, wie verabredet. Mache deinen Job, habe Spaß und baue stressfrei wieder ab, ohne den Nachbarn am Sonntagmorgen mit scheppernden Autotüren auf die Nerven zu gehen.
Diese Kleinigkeiten werden anderen Leuten auffallen. Und damit hebst du dich ganz leicht von der Masse an DJ-Sternchen ab, die ihre eigene Champagnersorte auf dem Tech-Rider verlangen und zu jedem Gig mindestens zehn Groupies auf der Gästeliste des VIP-Bereichs stehen haben möchten.
Natürlich bleibst du mit abgefahrenen Sonderwünschen zunächst eher in Erinnerung als ich. Die Frage bleibt, wer wird beim nächsten Mal gebucht?
Dich kann niemand kopieren
Lange Zeit dachte ich, ich muss diesem Idealbild des super-coolen DJs hinterher rennen und es den großen DJs nachmachen. Coverfotos mit einem harten Gesichtsausdruck und Sonnenbrille der vermittelt: Du wirst nie wissen, wie es sich hier oben anfühlt.
Die Artikel auf dieser Webseite schrieb ich aus einer journalistischen Brille. Von mir selbst sprach ich nur noch in der dritten Person als „DJ Rewerb macht dies...", „DJ Rewerb spielt dort ...". Persönliche Anreden wie du oder ich verbannte ich vollkommen aus den Blogposts.
Irgendwann wurde mir klar, dass damit alles von mir verloren geht. Ich werde austauschbar wie alle anderen DJs, die dieses vermeintliche Idealbild nachäffen. Einige DJs mit einer persönlichen Note fielen mir genauso auf.
Bleibe du selbst. Mir fiel es schwer diesen einfachen Ratschlag umzusetzen.
Über Nacht hatte ich die Eingebung, dass ich meinen Außenauftritt ändern muss.
Denn ich bin nicht einer dieser unnahbaren Möchtegern-Star-DJs. Und ich muss mich nicht hinter irgendetwas verstecken. Ich bleibe lieber authentisch, bleibe ich selbst und baue keine Fassade mehr auf.
Das war der Zeitpunkt als ich den Backstage-Bereich schrieb. Dort steht mein Name Thorsten Weber im Klartext. Ich erzähle etwas zu meinen Anfängen. Außerdem beantwortete ich die häufigsten Fragen, die mir immer wieder gestellt werden.
Und ganz wichtig, ich habe das DJing als meine Leidenschaft beschrieben. Mit Lampenfieber und mit all den Gefühlswallungen, die in mir vorgehen, wenn ich auflege.
Der Punkt ist: ich wurde persönlich, so persönlich, wie nie zuvor auf diesen Seiten. Außerdem habe ich mir fest vorgenommen, zu meinen Ansichten zu stehen.
Kannst du dich darin wiederfinden? Super, es freut mich riesig.
Wer mich deshalb für ein Weichei hält und lieber supercoole DJs bewundert, die mit Poolbitches auf den Plakatfotos posieren. Dann werden dir diese Seiten eher nicht gefallen. War nett, dass du vorbeigeschaut hast. Allerdings passen wir nicht zusammen.
Meine Botschaft ist: Bleib du selbst, um deine eigene DJ-Persönlichkeit zu entwickeln. Das kannst du jetzt sehr leicht überlesen. Deshalb wiederhole ich „Bleibe du selbst" noch einmal. Als du selbst stichst du automatisch aus der Masse hervor, weil nur du, du bist. Niemand kann dich klonen oder kopieren. Nur du bist du selbst.
Kennst du einen besseren Tipp? Verrate uns dein Geheimrezept bitte in den Kommentaren, um dich von der Masse abzuheben.