DIY und Nachhaltigkeit

Wann ist Do it yourself sinnvoll und nachhaltig? Wie wirkt sich der Trend auf einen nachhaltigen Lebensstil aus?
Hobbys sind ein toller Wirtschaftstreiber. Während man wohl eher zähneknirschend die Abbucher für die monatlichen Fixkosten im Blick behält, gibt man für seine Hobbys gerne Geld aus. Und weil wir gerne Geld dafür ausgeben, vergleichen wir die Preise auch nicht allzu genau, neigen eher zu Impulskäufen und können Gelegenheiten, ein Schnäppchen zu ergattern, sowieso kaum widerstehen.
Die Wirtschaft weiß das natürlich und nutzt diesen Umstand auch aus. Denn wie immer gilt: es gibt keine Gegenbewegung, die sich der Kapitalismus bislang noch nicht einverleibt hätte. Das gilt natürlich auch für den DIY-Trend. Auch Selbermachen bringt uns nicht ganz so weit weg vom Konsum, wie wir das manchmal gerne hätten.Seit ich Teil des "einfach.nachhaltig.besser.leben"-Autoren Teams bin, rutscht der kritische Aspekt des Selbermachens für mich wieder in den Vordergrund. Ja, ich häkle, stricke, nähe und bastle leidenschaftlich gern und viel. Aber es ist für mich auch eine Portion Konsumverzicht damit verbunden und somit Teil (m)eines Lebensstils. 
Dieser Beitrag ist entstanden, um einen Weg zu finden, wie DIY, Nachhaltigkeit und Minimalismus wieder in Einklang kommen können.

DIY und Nachhaltigkeit | Ojo de Dios basteln

Selbstgemachtes Ojo de Dios

 1.) Kauf kein neues Material

Ich weiß, es klingt schwer. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich nicht auch bei dir zumindest ein, zwei passende Stoffe für kommende Projekte verstecken. Vielleicht hast du sogar schon so viele Stoffe zuhause angesammelt, dass der Stoffschrank nicht mehr zugeht? Küstensocke hat eine Stoffdiät gestartet und berichtet regelmäßig über ihren Auf- und Abbau des Stofflagers. Vielleicht wäre das ja auch etwas für dich?
Was für Stoffe gilt, gilt natürlich auch für Wolle oder sämtliches anderes Material. Private Materiallager können schön anzusehen sein. Gleichzeitig fördern sie aber die Unruhe, wenn einfach zu viele Projekte auf dich warten, du aber zu wenig Zeit zur Umsetzung hast.
Ich plane meist ein, zwei Projekte im Voraus, arbeite diese nach Möglichkeit ab und kaufe erst DANACH wieder neues Material. Natürlich gibt es auch immer weider Angebote oder Situationen, wo ich einfach nicht widerstehen kann. Grundsätzlich versuche ich aber, solche Spontankäufe zu vermeiden. Dadurch brauche ich auch keine festgelegten Budgets für meine Hobbys, sondern ein Kauf ergibt sich ganz von alleine, oder eben nicht.
DIY und Nachhaltigkeit | Wandteppich mit geometrischem Muster

2.) Arbeite mit Vorhandenem

Egal, ob es sich dabei um vorhandenen Stoff oder vorhandene Wolle handelt: lass deiner Kreativität freien Lauf. Ein selbstauferlegtes Einkaufsverbot kann oft Wunder wirken und deine Phantasie befeuern. Aus alten Vorhängen sind so zum Beispiel ein Rock oder dieser Wandteppich mit geometrischem Muster entstanden. 
Aber auch bei sämtlichen Verschlüssen wie Reißverschlüssen oder Knöpfen, überlege ich vorher, was ich bereits besitze, um Neukäufe zu vermeiden. Meine Knopfsammlung befindet sich mittlerweile fein säuberlich sortiert in einzelnen Beutelchen. So sieht man gleich, wie viele Knöpfe von einer Gattung noch da sind, ob diese zu dem gewünschten Projekt passen und in ausreichender Menge vorhanden sind. 
Ist kein Schrägband in passender Farbe zur Verfügung? Mit dem richtigen Werkzeug (oder etwas Geschick) kannst du dir dein eigenes Schrägband mit dem Bügeleisen formen. 
Es muss auch nicht immer alles korrekt nach Nähplan genäht werden. Wenn du kein Profi bist und auch nicht sein willst, kannst du zwischendurch immer mal wieder etwas schummeln. Die Innenseite eines Kleidungsstücks wird außer dir sowieso keiner sehen...

DIY und Nachhaltigkeit | Sorbetto Top mit Ärmeln und Stickerei

Sorbetto Top mit Stickerei

3.) Zieh selbstgemachte Stück regelmäßig an

Wenn du zwar gerne Kleidung nähst, strickst oder häkelst, diese aber selten trägst, ist der MeMadeMay vielleicht etwas für dich. Einen Monat lang kannst du gemeinsam mit anderen herausfinden, was dir steht, warum du deine selbstgemachten Sachen so selten trägst und wie du etwas an diesem Umstand ändern kannst. 
Wenn du ihn, wie ich, wieder mal verpasst hast: kein Grund zur Sorge ;-) Du kannst dich natürlich jederzeit selbst herausfordern und eine persönliche Challenge daraus machen.

4.) Mache dir einen Plan

Die Teilnahme am MeMadeMay oder eine persönliche Challenge sind gute Möglichkeiten herauszufinden, welche Teile dir noch fehlen, welche Farben, Stoffe und Materialien zu bevorzugst. So kannst du dir eine maßgeschneiderte, individuelle Garderobe schaffen. Ein weiterer Tipp ist das Projekte Wardrobe Architect (englischsprachig), bei dem es genau um den Aufbau der eigenen, selbstgemachten Garderobe geht.
Wie du selbstgemachte Schrankleichen vermeiden kannst, verrate ich dir hier. 

DIY und Nachhaltigkeit | Poncho und Tischläufer aus Gabelhäkelei

Links: Poncho mit Gabelhäkelei; Rechts: Tischläufer

5.) Sortiere regelmäßig aus - auch selbstgemachte Sachen

Es ist doch schade, ein selbstgemachtes Teile im Schrank vor sich hingammeln zu lassen. Wenn du etwas aus den unterschiedlichsten Gründen nicht tragen kannst oder willst, kannst du es entweder
  • an eine Freundin weitergereichen,
  • spenden
  • verkaufen,
  • oder auftrennen bzw. umändern
Natürlich fällt das Aufgeben von so viel Zeit und Arbeit nicht jedem leicht. Aber die Freude der Freundin könnte doch eine Motivation sein, oder?
Auftrennen ist eine sehr radikalte Form des Loslassens. So ist bei mir schon aus einem verhunzten Poncho die neue Lieblingstischdecke entstanden und aus einer gehäkelten Jacke wurde ein gestricktes Raglantop mit Lochmuster. 

DIY und Nachhaltigkeit | Herrenhemd aus Leinen und Crop Top aus Baumwollgarn

Links: Herrenhemd aus Leinen; Rechts: Crop Top für die Freundin


6.) Kreiiere etwas für jemand anderen

Aber nicht nur die "abgelegten" Stücke dürfen weitergegeben werden. Es macht auch riesigen Spaß, etwas für jemand anderen zu machen. Ich finde es immer wieder spannend, gemeinsam an Projekten zu tüfteln, Maß zu nehmen, zu versuchen, die Vorstellungen des anderen umzusetzen. 
Seit einiger Zeit darf ich auch hin und wieder etwas für meinen Freund machen, was seinen kümmerlichen Bestand aufstockt und meinen zumindest stagnieren lässt. Wer Kinder hat, kann laufend neue Kleidung produzieren, da die Kleinen so schnell wieder rauswachsen. 
Für Freundinnen sind zum Beispiel diese gehäkelte Handtasche oder dieses gehäkelte Crop Top mit Diamantmuster entstanden.
Aber hier ist ein Erfolgserlebnis nicht vorprogrammiert und man muss auch damit leben können, dass ein Stück nicht so wurde, wie der oder die andere sich das vorgestellt haben.

DIY und Nachhaltigkeit | Patchwork Decke und Makramee Wandteppich

Links: Patchwork Decke; Rechts: Makramee Wandteppich

7.) Wage dich an große Projekte

Wer gerne und viel selber macht wird aber irgendwann mal an die Grenzen seines Materiallagers oder Kleiderschranks stoßen. Damit das nicht so schnell passiert, kann man ein wenig "schummeln". Anstatt ständig nur einfache und schnelle Projekte umzusetzen, kannst du dich an größere oder fortgeschrittenere Projekte wagen. Wie wäre es mal mit einem Mantel, einer Patchworkdecke oder einfach einem bestickten Kissen?
Zwischendurch wähle ich ganz bewusst aufwändigere Projekte, damit die Produktivität nicht Überhand nimmt ;-)

DIY und Nachhaltigkeit | Patchwork Kissen

Kissen mit Applikationen


8.) Arbeite mit Reststücken

Gleich anschließend an Punkt 7 ist dieser Punkt. Gerade Patchwork- oder Quiltarbeiten sind tolle Möglichkeiten, Reststücke aufzubrauchen und so einen Neukauf entweder zum Teil oder sogar zur Gänze zu vermeiden.  
Kissenüberzüge, Patchworkdecken, Mug Rugs, Topflappen oder ähnliches sind tolle Projekte, um Reste zu verwerten. Paper Piecing und Applikationen machen auch noch aus den kleinsten Schnippseln Kunstwerke und durch die Herstellung von Textilgarn kannst du deinen Bestand an ausgebleichten T-Shirts oder Schlafshirts reduzieren.

DIY und Nachhaltigkeit | Refashion und umgeänderte Kleidung

Links: Rock aus Vorhang; Rechts: Gekürztes Second Hand Kleid


9.) Refashion - aus alt mach neu

Wenn du das Nähen oder Stricken für dich selbst aufgrund diverser Fehlschläge bereits aufgegeben hast, ist vielleicht "Refashion" etwas für dich. Dabei geht es darum, einem alten Kleidungsstück, sei es von dir oder aus dem Second Hand Laden durch die eine oder andere Abänderung neues Leben einzuhauchen. 
Etwas Breite rauszunehmen, Schulterpolster zu entfernen oder einfach nur die Träger oder den Saum zu kürzen kann oft wahre Wunder wirken. Kleidungsstücke umzuändern hat zusätzlich den Vorteil, dass du schon ungefähr weißt, wie es fertig aussehen und sitzen wird.
In meinem Beitrag "Was nicht passt, wird passende gemacht" habe ich einiger meiner Umänderungsprojekte gezeigt. 
DIY und Nachhaltigkeit | Zero Waste Waschbare Abschminkpads nähen

10.) Zero Waste mit Selbermachen kombinieren

Oder du kannst dich an die Herstellung von sogenannten Verbrauchsprodukten setzen. Gehäkelte oder genähte Abschminkpads, Binden, Abwaschtücher und dergleichen sind meist nicht nur eine gute Resteverwertung, sondern auch ein Beitrag zu Zero Waste (auch wenn hier Less Waste passender wäre - irgendwann haben auch waschbare Alternativen ihren Dienst getan).

11.) Investiere in Qualität

Eine weitere Möglichkeit zumindest deinen Materialzuwachs zu drosseln, könnte die Investition in hochwertige Materialien darstellen. Dadurch ist das Budget automatisch schneller erschöpft und du kannst gar nicht erst so viel Material anhäufen.
Noch mehr als beim Material bin ich aber bei Werkzeug geneigt, zu hochwertigen und teuren Produkten zu greifen. Meine Erfahrungen mit einer billigen Nähmaschine haben mich gelehrt, dass man da an der falschen Ecke spart. Gerade bei Nähmaschinen lohnt sich eine Investition wirklich, hat man das Gerät danach doch viele Jahr. Aber auch bei Stricknadeln greife ich zu den teuren Marken, einfach weil die (Bambus-)Nadeln besser verarbeitet sind und die Maschen besser von den Nadeln gleiten. 
DIY und Nachhaltigkeit
*****
Hana stellt sich auf ihrem Blog Mondkunst auch die Frage ob DIY und Minimalismus überhaupt kompatibel sind. Ich hab den Artikel einen Tag nachdem ich diesen Beitrag geschrieben habe, gelesen und musste feststellen, dass wir über weite Strecken zu den gleichen Schlüssen gekommen sind.
Und wie geht es euch so? Müsst ihr euch zusammenreißen, damit der Kleiderschrank noch zugeht? Oder habt ihr überhaupt kein Problem damit, sämtlichen lauernden Konsumfallen zu entgehen?
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Dieser Beitrag ist verlinkt zu: EiNaB, A New Life, Create in Austria

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