Mein Vater hat ein riesiges Depot an alten Schränkchen, Brettern, Hähnen, Rohren, Stangen und und und. Auf der einen Seite ist es für mich als Minimalist diese Sammelleidenschaft schwer zu begreifen, auf der anderen Seite profitieren wir natürlich sehr von diesem Repertoire an nutzbaren Dingen.
Die Wahl des Schrankes
Bevor wir mit dem Bau loslegen, mussten wir erstmal klären, was die Basis für die Küche bilden sollte: Nachttischschränkchen, Holzstuhl oder 70er Blumenbank. Wir entschieden uns für einen alten Schreibtischunterschrank, der einen riesigen Klamottenstapel beheimatete.
Als wir den Schrank auf die Wiese stellten, war so gar nicht klar, wie hoch er jetzt sein sollte, wo die Waschschüssel und wo der Herd hinkommt. Irgendwann meinte mein Freund, dass wir den Schrank einfach umdrehen sollten, dann hätten wir den stabilen Boden als Arbeitsfläche und zudem noch eine Kante, die etwas über den Rest des Schranks rausragte.
Ein bisschen tiefer als geplant ist er nun doch geworden, dafür ist der Schrank sehr schmal und passt daher eher in eine Nische als vorher.
- Tiefe: 42 cm
- Breite: 40 cm
- Höhe: 62 cm
Die Entstehung der Küche
Nachdem also klar war, dass wir den Schrank umdrehten, mussten natürlich als erstes Mal die Schubladen dran glauben. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wie mein Papa da eine Küche draus basteln wollte.
Doch schon fünf Minuten später schraubte er eine Blende an das Schränkchen und bastelte in die zurecht gebohrten Löcher Knöpfe von unserem alten DDR Gasherd. Ganz rechts ist noch ein Metallknopf zu sehen, den mein Papa dann aber am nächsten Tag auch durch einen Herdknopf ersetzt hat.
Jede Küche hat einen Backofen und damit Nepomuk immer schön die Ofenklappe aufmachen kann, hat sein Opa ein Brett zurecht gesägt und mit einem Scharnier befestigt.
Nach weniger als einer Stunde nahm der alte Schrank schon merklich die Form einer Küche an.
In der Küche meiner Mutter entdeckten wir eine silberne Schüssel und haben von ihr das OK bekommen, diese als Spülbecken zu benutzen. Mein Papa hat dann mit einer Stichsäge ein Loch in die Platte gesägt und die Schüssel eingehängt. Mittlerweile hat auch die Tür einen schönen gebrauchten Griff bekommen.
Seit wir mit der Küche begonnen haben, sind nur einige Stunden vergangen. Mein Freund und ich glänzten mehr durch neue Ideen und Vorschläge, als durch aktive Mitarbeit. Dann kam mit der Größe der Herdplatte die Stunde meines Freundes und er hat mit einem Schulzirkel die Größe vorgegeben. Irgendwo in den Tiefen seines Schuppens hat mein Vater dann auch noch einen Wasserhahn gefunden und ihn gleich angeschraubt.
Am nächsten Morgen war dann endlich meine große Stunde und ich begann mit Farbe die Küche zu streichen. Erst war geplant, dass die Seiten braun bleiben, das haben wir dann aber wenig später verworfen.
Nepomuk war übrigens immer in der Nähe unserer Outdoor-Werkstatt und hat mit zurecht kritischem Blick verfolgt, was die Mama das mit dem Pinsel so anstellt.
Da wir spontan beschlossen haben jetzt einfach alles weiß zu streichen, kam mein Freund auf die Idee den Rand und den Backofen silber zu streichen.
Und so sah die Küche dann 1,5 Tage nach Arbeitsbeginn aus. Ich war schon jetzt total verliebt in sie und konnte es kaum erwarten, sie fertig zu stellen.
Da die Küche noch eine Nacht austrocknen sollte, setzten wir unsere Arbeit erst am nächsten Morgen fort. Für den Backofen habe ich ein altes Sperrholzbrett gestrichen und nun kann Nepomuk es immer wie ein Backblech aus dem Ofen ziehen.
Zum Schluss haben wir dann noch die Herdplatten, die ich schwarz gestrichen habe, aufgeklebt. Fast parallel dazu hat DHL geklingelt und das Kindergeschirr für Nepomuk abgegeben. Zugegeben, es ist etwas klein, aber für ihn mehr als perfekt.
An die Außenseite hat mein Papa dann noch zu guter Letzt eine Stange angebracht, an die wir jetzt die Kochutensilien und den Topflappen hängen können.
Obwohl der Bau einer Küche natürlich mehr Aufwand bedeutet, als eine Küche einfach zu kaufen, bin ich doch froh, dass wir uns für DIY entschieden haben. Die Küche entspricht jetzt unseren Vorstellungen und der emotionale Wert dieser Küche ist natürlich viel höher, als der Kaufpreis von normalen Küchen.
Meinen Papa bin ich so dankbar, dass er sich bei den heißen Temperaturen die Arbeit gemacht hat und uns dieses schöne Exemplar gebastelt hat.
Sobald wir wieder in München sind, suchen wir ein schönes Plätzchen für die Küche und dann lasse ich mich mal überraschen, wie intensiv der Kleine die Küche nutzen wird.