Jeder Buchliebhaber und Vielleser hat einen Lieblingsbuchladen. Der eine Anlaufpunkt, wo man weiß, dort wird man seine Buchleidenschaft in vollen Zügen genießen. Aber man hält natürlich auch immer die Augen nach neuen Läden offen. Sei es in der Nähe, oder auch in einer x-beliebigen europäischen Stadt. Wenn es um englische Bücher geht, bietet halt noch nicht jeder deutsche Buchladen die wirklich große Auswahl bzw. gar keine.
Amsterdam zum Beispiel kann sich als kleines Mekka, als Stadt der Buchläden, zählen. Mit diesem Wissen zog es mich, Carina von Allaboutbooks und Tascha von Kattiesbooks, vor kurzem ganz spontan nach Amsterdam. Es begann mit einem ca. 2,5 stündigen Roadtrip. Die Stadt der Graachten empfing uns wolkenverhangen, aber wir waren viel zu euphorisch den ersten Buchshop zu entern, um uns vom Wetter aufhalten zu lassen.
Anlaufpunkt Nummer eins war für uns Polare auf der Kalverstraat. Ein Laden der uns zunächst kleiner vorkam, als er wirklich ist. Das Angebot an engl. sprachiger Literatur ist eher überschaubar. Es gibt eine Ecke mit guten Angeboten (Qualität ist nicht immer so toll), wo Tascha sich später ein Buch gönnte.
Von Polare ging es weiter zum traditionellen, englischen Buchladen Waterstone’s – ebenfalls auf der Kalverstraat -, der nicht weit von der Spui gelegen ist. Das Waterstone’s in Amsterdam präsentiert sich in gewohnt gemütlicher Atmosphäre. Auf mehreren Etagen reihen sich Krimis, Liebesromane, Biographien, Sci-Fiction, Klassiker, Kochbücher und natürlich Jugendbücher aneinander. Doch was ich bereits kurz zuvor alleine bei einer kleinen Stippvisite feststellen musste, ernüchterte uns alle drei. Eine vielfältige, wunderbare Auswahl an tollen Büchern trübt die Freude, wenn man sich die Buchpreise anschaut. Nach besonderen Angeboten – z.B. >Get 3, pay 2 books< – suchten wir vergeblich. Daher schauten wir uns so um. Bei der Accesoire Ecke wurden wir fündig. Ich langte ein bisschen bei den u.a. Lesezeichen zu (auch für den kommenden Bloggeburtstag). Das nette Personal gab uns an der Kasse noch eine Stempelkarte (Collect 10 stamps & get a 15 Euro Waterstones giftcard), weil wir so viel mitnahmen.
Nachdem wir Waterstone’s hinter uns gelassen hatten, schlenderten wir zunächst noch die lange Kalverstraat runter um einen kurzen Abstecher in den New Englisch Bookshop zu machen. Dieser Laden ist ein reiner Discount Laden für Bookaholics mit Angeboten – ab 5 Euro – von sehr gut erhaltener Überschußware.
Von dort ging es dann zurück in Richtung Spui – Amsterdams sogenannte “Buchstraße” – wo wir mit großer Neugierde dem sehr bekannten American Book Center (kurz: ABC) einen Besuch abstatten wollten. Das ABC bietet mit seinen sehr eindrucksvollen Buchregalen auf 3 Etagen eine wahnsinnig tolle Auswahl, welche das Waterstone’s (leider) erblassen läßt. Es gibt übrigens eine weitere Filiale, das sogenannte ABC Treehouse, in Amsterdam (von der wir aber vorher nichts wussten) und noch zwei in Hague. Bei der Auswahl waren wir, glaube ich, alle traurig aufgrund der hohen Preise. Wir hätten sonst ziemlich sicher richtig zugeschlagen. Das ABC bietet aber einige Sales. Ganze Regale vollgestopft mit noch relativ neuen Büchern (z.B. “Just one day” Gayle Forman, Jonathan Maberry, Maggie Stiefvater etc.) die man so nicht erwarten würde. Die Preise sind okay, angesichts der Qualität. Einen 10 % Nachlass bekommen übrigens Studenten auf ihre Einkäufe. Das ist mir auch zugute gekommen, da mir Tascha ihren Ausweis lieh (juchuuu!!).
Zum Verständnis wie hoch die Preise im Gegensatz zu denen für englisch sprachige Bücher in Deutschland sind, sei gesagt, dass man für Hardcover ab 18 Euro bis über 20 Euro berappen muss. Taschenbücher bekommt man ab 10 bis ca. 15 Euronen.
Nichtsdestotrotz sind Tascha und ich im ABC schwach geworden. Crini war da sehr standhaft. Gleich 3 Bücher habe ich mir gegönnt. Mir ging bei dem Anblick von Rainbow Rowells “Fangirl” einfach zu sehr das Herz auf. “Eleanor & Park” von Rainbow Rowell hatte ich ja sehr geliebt und ihr neuestes Werk stand eh auf meiner WuLi sehr weit oben. Also, habe ich später in den sauren Apfel gebissen (die Mädels sind sogar mit mir nochmal zurück zum ABC, weil es mir nicht aus den Kopf gehen wollte), aber dank Taschas Studentenausweis über 2 Euro weniger für das schöne 22 Euro Buch bezahlt. *hust* Auch “Winger” hatte ich mir zuvor gekrallt, weil ich viel gutes gehört hatte. Ein richtiger Impulskauf war “Imperial Bedromms” von Bret Easton Ellis. Das kleine Büchlein gab es für schlappe 5 Euronen.
Nach dem ABC entschlossen wir uns für einen Stopp bei McDonalds. Der Hunger war zu groß und wir wollten einfach nicht mehr ewig im Nieselregen nach einem Restaurant suchen. Bei Burger und verschütteter Sprite machte ich mich dann mit meinem Handy-WLAN auf der Suche nach anderen Buchläden.
Frustriert stellte ich fest, dass The English Bookshop (die heißen alle irgendwie fast gleich) in der Lauriergracht, Montags geschlossen hat. Sehr schade, denn dieser Eckladen direkt an einem Kanal gelegen, verspricht eine vielfältige Auswahl und wäre sicher auch eine tolle Entdeckung gewesen.
Wir entschlossen uns also kurzerhand im strömenden Regen den Laden Selexyz Scheltema zu suchen. Auf der Koningsplein – nicht weit vom Amsterdamer Blumenmarkt – standen wir dann wie ein paar begossene Pudel vor einer weiteren, größeren Polare Filiale. Verwirrt betraten wir das Geschäft und stellten fest, dass es wohl der gleiche Laden nur mit neuem Namen ist. Gleich im Eingangsbereich wurden wir aufmerksam auf einen großen Aufsteller, der “The Bone Season” von Samantha Shannon bewarb. Wie sich herausstellte, war die Autorin selbst vor Ort und würde in wenigen Minuten ihr Debüt signieren.
“Dann bleiben wa erstmal”, wurde entschieden. Crini und Tascha kauften kurzerhand die englische Ausgabe des Buches und ließen es natürlich von Samantha signieren. Ich selbst zögerte und kaufte es mir nicht, was mich danach etwas ärgerte, denn der Serienauftakt klingt richtig interessant. Die Autorin selbst wusste an dem Tag nicht, wann das Buch in Deutschland erscheinen wird. Ich erhielt wenige Tage nach dem Zufallstreffen übrigens eine E-Mail, das Bloomsbury / Berliner Verlag die Rechte bekommen hatte und die Druckversion Mitte November in Deutschland veröffentlicht wird (ebook erscheint bereits Anfang Oktober). Lesen werde ich es also definitiv.
Nach der Zufallsbegegnung schlenderten wir noch durch die restlichen Etagen des Polare. Ein riesiger Laden, der sehr viele Auswahl für seine niederländischen Kunden bietet (wir sahen sogar die ndl. Ausgaben von “Erebos” und “Saeculum” von U. Poznanski). Das Angebot für englische Bücher hielt sich jedoch in Grenzen. Es gab einen überschaubaren Bereich mit den typischen Bestsellern und dann noch eine abgelegene Ebene, wo unsortierte alte englische Bücher aufgereiht standen.
Es zeigten sich erste Erschöpfungserscheinungen. Wir zockelten in Richtung Centraal (Hbf). Der Entschluss noch einen heißen Kakao am Hafen zu trinken, viel ins Wasser und so nahmen wir den Zug…in die falsche Richtung. Anstelle zum Parkhaus bei der Ajax Arena zu fahren, tukelten wir weiter nach Utrecht. *uups* Nach dem Schock kam aber doch Gelächter und wir fanden schnell den richtigen Zug zurück. Der kurze Coffee-to-go Besuch bei Starbucks war dann unser Abschluss. Es war nach 20:00 Uhr und wir hatten schließlich noch eine 2-stündige Heimfahrt vor uns, die wir laut singend hinter uns brachten.
Das Fazit…
In Holland sind Bücher wahre Luxusgüter. Bei Angeboten wird noch geknausert. Die Auswahl ist aber überwältigend und richtig gut. Das ABC hat mich am meisten begeistert und beim nächsten Besuch in Holland möchte ich auf jeden Fall noch die anderen Läden auskundschaften. Eine Empfehlung kann ich in jedem Fall aussprechen. Nur viel Geld und Willen dieses in Bücher zu verprassen, sollte man nach Amsterdam mitnehmen. Ich hatte eine tolle Zeit mit den Mädels und die nächste Buchshopping Tour wird bestimmt nicht lange auf sich warten lassen!
In welchen Städten (Europa oder Übersee) könntet ihr Euch finanziell am liebsten in den Ruin shoppen? Habt ihr Tipps für jemanden der zukünftig gerne mehr auf Buchjagd in anderen Städten/Metropolen gehen möchte?