Disney segelt mit „Vaiana“ in wunderschöne Gewässer

Wie macht Disney das eigentlich? Jedes Jahr bekommen wir diverse Superhelden-Filme aus dem Marvel Cinematic Universe. Jedes Weihnachten bekommen wir einen neuen Star Wars-Film. Und nebenher werden auch noch die Disney Animation Studios betrieben, die uns alljährlich ein neues computeranimiertes Märchen bescheren. All das mit dem Bestreben, trotz qualitativ sehr hochwertigen Stories und Animationen doch noch immer wieder ein Stück besser zu werden: Die Eiskönigin, ein Ohrwurm. Baymax, ein amerikanischer Anime-Verschnitt. Zoomania, eine höchst anspruchsvolle Gesellschaftsstudie. Und jetzt Vaiana mit seinem ansteckenden Gesängen, seinen hawaiianischen Kultureinblicken und Animationen, bei denen man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt.

Der Film kommt von den Regisseuren Ron Clements und John Musker (Basil der große Mäusedetektiv, Arielle die Meerjungfrau, Aladdin, Hercules, Der Schatzplanet, Küss den Frosch) nach einem Drehbuch von Jared Bush (Zoomania). Der Film spielt im antiken Polynesien, wo der Halbgott Maui (Dwayne Johnson) einen magischen Stein entwendet und damit einen Fluch heraufbeschwört, der schon bald eine Insel erreicht, auf der Häuptlingstochter Vaiana (Auli’i Cravalho) mit ihrem Stamm lebt. Um zu überleben, muss die vom Ozean auserwählte Vaiana ausziehen, um den Halbgott zu finden und ihn dazu zu bringen, seine Tat rückgängig zu machen.

Vaiana

Häuptlingstochter Vaiana und Halbgott Maui.

Was in Vaiana zuerst auffällt, sind ganz deutlich die Animationen. Was für eine gigantisch, großartig animierte Welt. Hier werden unsere Augen wahrlich ins Staunen versetzt. Ganz gleich wohin man schaut. Die vielen verschiedenen Inseln reichen von der paradiesischen Idylle bis zu Steinfelsen-Küsten und Lava überzogenen Landschaften. Das Meer glitzert in Hellblau und entwickelt tiefblaue Finsternis, wenn Vaiana weit hinaus ins offene Meer fährt. Und wenn man sich vor allem die Haare Vaianas anschaut, wie sie im Wind wehen oder ihr immer wieder nass ins Gesicht hinab hängen, dann möchte man keine anderen Animationen mehr sehen, als sie mit dieser Qualität wirklich aus dem Computer gezaubert werden.

Hinzu kommt nicht nur eine Geschichte von einem Mädchen und ihrer halbgöttischen Begleitung, sondern überall schwingt mythologisches Hintergrundwissen mit. Wir erleben die imposante Schöpfungsgeschichte der polynesischen Inselgruppen, wir tauchen mit Vaiana hinab in die Unterwelt und bekommen von den Tattoos auf Mauis Körper so allerhand antike Geschichten erzählt. Wenn sich Vaianas Ahnen neben ihr manifestieren, während sie Musical-like große Sounds von sich gibt, wirkt das schicht Gänsehaut erregend.

Die Musikstücke von Opetaia Foa’i, Mark Mancina und Lin-Manuel Miranda halten keinen Ohrwurm wie “Let it Go” bereit, fügen sich aber unglaublich schön in die Geschichte ein. Die Stimme der 16 Jahre jungen (!) Auli’i Cravalho entwickelt unfassbare Musical-Stärke und auch die deutsche Debby van Dooren kann uns hier mitziehen (die Sprechstimme Vaianas übernimmt derweil Lina Larissa Strahl). Es ist diese Kombination aus Musical und imposanten Bildern, die mit fast jedem Song Emotionen aufkommen lassen. Einzig Andreas Bourani will weder als deutsche Sprech- noch Gesangsstimme für den Halbgott Maui funktionieren, wenn man im Hinterkopf den stets charismatischen Dwayne Johnson hört.

Vaiana

Die starke Vaiana hat den Halbgott Maui voll unter Kontrolle

Vaiana selbst ist wieder eine dieser starken Disney-Heldinnen, die das moderne Mädchen zeigen, das in diesem Fall sogar einen Halbgott in seine Schranken verweist. Wenn Maui anmerkt, dass sie ein Röckchen trägt und immer in Gesang ausbricht und deshalb ein Prinzesschen sein muss, verneint Vaiana das äußerst lautstark und erwidert, sie sei lediglich die Tochter des Häuptlings. Was irgendwie auf dasselbe hinausläuft, ist doch eine Abkehr von dem Prinzessinnen-Charakter.

Vaiana stellt sich gegen die Traditionen ihres Volkes, ist keineswegs dort glücklich, wo sie laut ihrer Eltern hingehört. Sie ist tapfer, sie ist mutig, sie will mehr wissen und lernen. Sie kämpft gegen Monster, sie lernt das segeln und stürzt sich auch dann noch ins Abenteuer, wenn ihr niemand mehr beisteht ausser eines lustigen, äußerst verwirrten, kleinen Hahns namens Heyhey.

Apropos Nebenfiguren! Heyhey ist ein Running Gag, der ausnahmsweise mal höchst amüsant funktioniert. Der kleine Hahn ohne Hirn läuft wie eine Aufzieh-Figur immer geradewegs und ohne Nachzudenken in sein Verderben, ist aber ein treuer Wegbegleiter für Vaiana. Derweil muss das Haus-Schweinchen Vaianas entsetzt mit ansehen, wie sein Frauchen beim Schweinefleisch essen von dessen Köstlichkeit schwärmt, was wiederum einen immens niedlichen Trauerblick hervorruft. Ein absolutes Highlight sind aber die Kokomora, Piraten-Kokosnüsse, die gefährlich-niedlich-amüsant daherkommen und als Gegenspieler das Beste ist, was Disney sich bisher in den 2000er Jahren ausgedacht hat.

Wer Vaiana (oder im Original: Moana, ein Titel der aufgrund der italienischen Porno-Darstellerin Moana Pozzi nicht in Europa verwendet wird) zuerst nicht allzu viel Begeisterung entgegen bringen konnte, sollte dem Film absolut eine Chance geben, da er locker mit Die Eiskönigin und Zoomania gleichziehen kann und erneut einen sehr hohen Standard im Genre des Animationsfilms abliefert.


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