Diskussionskultur


Eine kurze Bemerkung zur Entwicklung innerhalb der breiten Bewegung, die sich einem grundlegenden Wandel verschrieben hat – unter welchem Label auch immer: Was ich in letzter Zeit stellvertretend in Diskussionen innerhalb der Occupy-, der Echte-Demokratie-Bewegung oder auch bei den Linken mitverfolgt habe, war mehr als ernüchternd. Ich bin absoluter Freund von kontroversen Diskussionen über wichtige Themen. Wichtig für mich jedoch war immer das Ziel: ein Austausch, der jeden bereichert, der offen ist für neue Ideen und Blickwinkel. 
Doch die Art und Weise wie viele Diskussionen inzwischen ablaufen ist mehr als fragwürdig. Zum einen ist der Umgangston oft unter aller Sau. Gegenseitige Diffamierungen, Beleidigungen und Blockbildungen sind an der Tagesordnung. Die Angst vor Unterwanderung ist so groß, dass man sich gegenseitig schon bei Nichtigkeiten gegenseitig mundtot machen will. Und damit meine ich nicht unverbesserliche Spinner – sondern durchaus vernünftige Menschen, die sich zunehmend auf ein solches Niveau herunterbegeben und nur noch ein Interesse an ihrer eigenen Meinung haben – nach dem Motto: bist du für mich oder gegen mich. Selbstverständlich gibt es vielfältige Rassismen (oft auch ohne dass sie denjenigen, die sie verbreiten, sich darüber wirklich bewusst sind), radikale und gefährliche Vereinfachungen dieser äußerst komplexen Welt und Vorsicht ist vonnöten.
Dennoch – ich habe zunehmend das Gefühl, dass diese Gefahr immer mehr als Alibi benutzt wird und eine Selbstreflexion immer öfter ausbleibt, was jeder Einzelne zu dieser zunehmend vergifteten Atmosphäre beiträgt. Mir war es in meinen Blogs immer ein Anliegen das Gemeinsame zu betonen und kenne meine eigenen Eitelkeiten und mache sie mir auch immer wieder bewusst, in dem Bemühen, dass sie meine Art zu denken und zu diskutieren nicht zu sehr beeinflussen. Auch die Bereitschaft den eigenen Standpunkt neu zu überdenken, halte ich für essentiell, um weiter zu kommen. Doch noch immer drehen sich viele Diskussionen im Kreis, verlaufen ideologisch und damit im Sande. Angesichts von drängenden Problemen, die nur durch Aufklärung über die „Bewegungen“ hinaus und eine möglichst breite Werte- und Zukunftsdebatte, die hoffentlich zu einem grundlegenden Mentalitätswandel führt, in den Griff zu bekommen sind - finde ich diese Entwicklung fatal – bei allem verständlichen Frust des Einzelnen, wie zäh dieser Prozess in Gang kommt und wie viel Geduld vonnöten ist. Jeder sollte darüber noch einmal intensiv über sein eigenes Wirken nachdenken und sich vor allem Fragen ob er wirklich noch seinen eigenen Zielen dienlich ist…

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