Diskriminierung und Kinderarbeit

Es sind hauptsächlich Frauen und Mädchen (sprich Kinderarbeit), welche unter den schlechten Arbeitsbedingungen in Asien, Osteuropa, Mittelamerika und einigen Ländern Afrikas leiden. 80 % der Arbeiter in den Fabriken sind weiblich (vgl. Burckhardt 2006, S. 9).

Frauen sind oft die Hauptverdiener in den Familien. Mädchen werden von der Schule genommen, wenn das Haushaltsbudget knapp wird und arbeiten geschickt, zum Beispiel auch um die Ausbildung der Brüder zu finanzieren (Clean Clothes Campaign 2009, S 53). Viele der ArbeiterInnen stammen aus ländlichen Regionen. Meist haben ihre Familien durch Enteignung ihr Land verloren, weil ein Golfplatz oder eine neue EPZ errichtet wurde oder durch verpfuschte Landreformen.

Gerne werden junge Frauen, ohne Schulabschluss, die ihre Rechte nicht kennen und Angst haben, eingestellt. Mit Mitte zwanzig sind die meisten Frauen offiziell „zu alt“ und werden entlassen. Auf diese Weise wird auch gerne die Anzahl der möglichen Mütter auf den Lohnlisten reduziert (vgl. Klein 2001, S. 232-233). Mutterschaft ist wahrhaftig ein Riesenproblem für die Frauen in Billiglohnländern. Untersuchungen von Human Rights Watch zeigen, dass Arbeitgeber Frauen, die sich um eine Stelle bewerben, routinemäßig einem Schwangerschaftstest unterziehen (auf deren eigene Kosten). Man hört auch von Frauen, die bei Schwangerschaft während eines Dienstverhältnisses misshandelt und/oder entlassen wurden. Die Ausbeutung durch Überstunden, wenig Pausen, wenig Schlaf, schlechtes Essen etc. führen immer wieder zu Fehlgeburten am Arbeitsplatz. Es gibt auch Fälle, in denen Arbeitgeber Frauen zu einem Schwangerschaftsabbruch gezwungen haben. Diese Angriffe auf das Fortpflanzungsrecht des Menschen ist eines der brutalen Symptome für das nicht Wahrnehmen unternehmerischer Verantwortung. Ungebundene, kinderlose Frauen sollen in flexiblen Fabriken arbeiten, um ihren Beitrag zur Risikovermeidung, für die an der Lieferkette beteiligten Unternehmen, zu erbringen (vgl. ebd., S. 223).

Eine weitere Diskriminierung auf Grund des Geschlechts ist der sexuelle Missbrauch und die Nötigung, welche(r) vielen Arbeiterinnen in der T&B-Industrie widerfährt. Viele der Aufseher sind männlich und nutzen die niedrige Gesellschaftsstellung der Frauen schamlos aus (vgl. Clean Clothes Campaign 2009, S. 54-55):

„Zwei Männer packten mich und zerrten mich in Richtung des Wagens von Mr. Sharp, dem Sohn des Formosa-Betriebsleiters. „Jimmy will dich. Das ist keine Bitte. Das ist ein Befehl“, sagten die Männer.“ (Werner-Lobo 2008, S. 90-91)

Schläge und Beschimpfungen stehen bei Männern und Frauen in der unteren Hierarchie der Unternehmen auf der Tagesordnung. Wobei Frauen für die Fabriken leichter in der Handhabung sind, da Frauen auf Grund der niedrigeren gesellschaftlichen Stellung sich mehr gefallen lassen müssen als Männer. Das erklärt auch den hohen Frauenanteil in den Fabriken (vgl. Clean Clothes Campaign 2009, S. 55).

„Woman can be made to dance like puppets, but men cannot be tortured in the same way. The owners do not care if we ask for something, but demands raised by the men must be given some consideration. So they do not employ male workers.” (ebd., S. 55)



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