Ich sitze hier im Zimmer und lasse mal wieder mein Leben Revue passieren. Es geht momentan wieder viel vor sich. Gute, aber leider auch schlechte Dinge streifen erneut meinen Weg und bringen mich zum Nachdenken. Auch die Frage, warum ich so bin, wie nun mal ich bin. Diese Schale steht symbolisch für diesen Prozess. Es gibt die großen Dinge, die kleinen Dinge und die außergewöhnlichen Dinge, die mich als Person geformt haben.
Lebensereignisse als Wegweiser
Alles im Allem hatte ich eine sehr behütete Kindheit. Im Dezember 2006 folgte jedoch der erste tiefe Einschnitt in meiner Biografie. Meine Mutter starb. Sie erlitt einen Hirnschlag. Bumm. Von jetzt auf gleich war sie einfach weg, kein Teil meines Lebens mehr. Das war zumindest mein erster Eindruck.
Das riss mir wortwörtlich den Boden unter den Füßen weg. Es dauerte rund 3 Jahre, bis ich ihren Verlust richtig verarbeitet hatte. In der Zwischenzeit ging ich durch viele Tiefs, aber auch ein paar wenige Hochs. Es war allerdings auch eine sehr kreative Phase, in der ich schriftlich und bildlich versuchte meinen Schmerz auszudrücken
Dieses Ereignis war das wohl bisher mich am meisten Belastende. Aber es hat mich auch wachsen lassen und ich habe an Stärke gewonnen.
Lernen mit Verlusten umzugehen
Die Stärke, die ich gewonnen habe, drückt sich im folgenden Satz aus:
“Die Toten wollen das Glück der Lebenden.” Dies ist die Quelle, von der aus ich neue Pfade beschreite.
Ich begann mein Studium, das mich sehr erfüllt und in dem ich sehr vieles auch abseits des Studiums gelernt habe. Ich wurde Mutter und durfte das Wunder des Lebens bestaunen. Dies war die Phase, in der meine wohl bisher größte Veränderung stattgefunden hat. Plötzlich war da jemand, der komplett von mir abhängig ist, der mich braucht und auf meine Liebe angewiesen ist.
Eines vorweg: ich war vorher ein Workaholic, habe mehr gearbeitet als an meinen Abschluss zu denken. Zunächst fühlte es sich wie ein Verlust meiner Freiheit an. Windeln wechseln und stillen anstatt im Büro zu sitzen?! AHH! Am liebsten wäre ich nach 6 Monaten wieder an meine Arbeitsstelle an der Uni zurückgekehrt.
Aber nicht mit meiner Tochter.
© Greenful SpiritGeradlinige Wege? Gibt es nicht!
Lange war ich der Meinung, umbedingt Karriere machen zu müssen. Viel Geld verdienen. Am besten Betriebswirtschaftslehre oder etwas in der IT-Branche. Hätte ich alles machen können, keine Frage. Aber auch im sozialen Bereich, in den mich mein Studium geführt hat, strebte ich Erfolg an. Ein Zertifikat jagte das nächste und ich kam meinem Ziel gefühlt immer näher.
Nun, wie das Leben so spielt, wurden meine Pläne durchkreuzt
Durch die Babypause gewann ich genügend Abstand davon um einmal in Ruhe darüber nachzudenken. Will ich dem Mainstream weiterhin folgen? Auf was kommt es tatsächlich für mich an?
Hier kam wieder mein Leitsatz zum Tragen. Will ich in Glück gelebt haben, wenn ich diesen Planeten verlasse oder will ich mich im Hamsterrad fremdsteuern lassen? Was will meine Mutter für mich?
Das war der Punkt, an dem ich für mich entschied, aus dem Hamsterrad auszusteigen.
Weitere Ereignisse markieren den Weg
Ein weiteres Lebensereignis begleitet mich dieser Tage: mein Vater liegt im Sterben. Vor gut zwei Jahren wurde bei ihm Lungenkrebs festgestellt.
Er lief sein Leben lang im Hamsterrad, das fast nur aus Arbeit, Stress, Zigaretten und Bier bestand. Und selbst nach der Diagnose änderte er wenig an seinem Lebensstil. Anstatt den Weg zurück ins Leben zu suchen, vertraute er ausschließlich auf die Chemotherapie und machte weiter wie bisher.
Nun hat er nicht mehr viel Zeit zu leben und diese verbleibende Zeit ist mit vielen körperlichen Schmerzen für ihn verbunden.
Ich hatte lange kein all zu gutes Verhältnis zu ihm. Jedoch will ich ihn in Frieden gehen lassen.
Meine Entscheidung
An ihm sehe ich erneut, wie ich nicht leben will. Unser Körper ist nicht nur ein Beiwerk, das zu funktionieren hat, während wir unserem Alltag nachgehen. Ganz im Gegenteil: wenn wir nicht auf unsere körperliche und seelische Gesundheit (Stress
Die vielen verarbeiteten Lebensmittel, die uns als “Normalernährung” verkauft werden, säen bereits den Samen für viele erdenkliche Krankheiten in uns. Dabei ist Übergewicht das scheinbar Harmloseste in dieser ganzen Liste: Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen führen die Spitze der Todesursachen in unserer Gesellschaft an. Kaum ein erwachsener Mensch stirbt heute noch an Altersschwäche.
Der andere Punkt ist die Arbeit: Geld verdienen ist wichtig, ja. Viele gesellschaftliche Dinge sind nur mit ausreichend Geld verfügbar. Das fängt schon sehr früh an: wenn in der Schule eine bestimmte Markenkleidung gerade “angesagt” ist, werden diejenigen schnell ausgeschlossen, die eben nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um diese Kleidung zu besitzen.
Viele Menschen fühlen sich gestresst von der Arbeit, arbeiten viel und arbeiten hart, auch um Karriere zu machen. Wer durch das Raster fällt, dem wird kaum mehr eine Chance auf gesellschaftliches Ansehen eingeräumt. Auch das erzeugt negativen Stress.
Ich will und werde nicht mehr den Mainstreamansichten folgen. Die Lektionen, die mich das Leben gelehrt hat, haben mich auf einen alternativen Weg geführt. Ich musste schon viele liebe Menschen gehen lassen. Das ist mein Hauptgrund, warum ich ich bin. Loszulassen und die Veränderung zuzulassen musste ich erst lernen. Doch ich bin zuversichtlich, dass ich auf diesem Weg glücklich werde.
Standet ihr bereits an einem Scheideweg im Leben, an dem ihr eine euch verändernde Entscheidung getroffen habt? Lasst mir gerne einen Kommentar da.
Farah
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