Dinare für Danaer

Von Skeltem

Der Edel-Grieche „Saloniki“ in Berlin.

Kellner: Soo, bitte. Einmal die Fischplatte „Naxos“ für die Dame. Taramossalata und Vorspeisenteller „Ouzo“ für diesen Herrn und (keucht ein wenig) Grillteller „Zeus“ mit extra Gyros, extra Souvlaki und (leicht angeekelt) süßer Senf für diesen Herrn. Wohl bekomm’s.
Herr W.: Danke Yannis. Sagen Sie, wieso sprechen Sie so hervorragend deutsch?
Herr S.: Und a Weizn, bittschön!
Kellner: Ich bin in Erlangen geboren, habe hier an der FU meinen Magister in Philosophie gemacht und über die Demokratie bei Plato promoviert.
Frau M.: Donnerwetter! Und da arbeiten Sie hier als Kellner?
Kellner: Ich hätte einen besseren Job als Müllmann bekommen, aber meine Frau war degegen. Möchten Sie noch ein Glas Imiglykos?
M.: Ich muss mal ein ernstes Wort mit der deutschen Industrie- und …
S.: Erlangen? Da kannt’ I mal eine …
M.: Herr S. Ihr Essen wird kalt.
S.: Mei! (Essgeräusche)
W.: Ist ja sehr nett hier, Frau M. Aber, ich meine …griechisch? Wenn uns jemand hier sieht, könnte das als politisches Signal gewertet werden.
M.: Keine Sorge, Herr W. Dieses Treffen ist top secret. Ich dachte, wir reden mal ganz zwanglos so unter 6 Augen, was wir jetzt machen. Und das Ambiente passt ja gut zum Thema.
W.: Steuern senken!
M.: Was?
W.: Verzeihung, das ist ein Reflex.
S. (kauend): Piff Paff.
W.: Meinen Sie Pavlov?
S.: Auch des.
M.: Meine Herren. Die Lage ist ernst. Griechenland könnte den ganzen Euro runter reißen. Und damit das halbe Lebenswerk meines politischen Ziehvaters zerstören. Von den Folgen für die Menschen gar nicht zu reden.
W.: Ach, die sollen sich nicht so haben. .
M. (ungerührt): Die Griechen haben sich das zwar alles selber zuzuschreiben mit ihrer legeren Art, aber sie sind nun mal Teil der Währungsunion und damit unser Problem.
S.: Un’ des der anderen Euroländer auch, bittschön.
M..: Wer?
S.: Nah, Idalien, z’Beispiel oder .. Monaco.
W.: Monaco?
S.: I hab’ a schöner Euro aus Monaco. Mit’m Fürst drauf.
M.: Ja, das ist alles schön und gut, aber wir sind die größte Wirtschaftsnation Europas und die anderen erwarten sicher von uns, dass wir das meiste zahlen, um die blöden Griechen raus zu hauen.
W.: Äh, würde das bedeuten, dass die Steuerreform nicht wie im Koalitionsvertrag vereinbart …
S. (erregt): Ja Heerschaftssackra! Kannst EINMAL von der Scheiß-Steuerreform aufhören, du Leichtmatrose?
W.: Herr. S. Ich verbitte mir aufs Schärfste diesen Tonfall!
S.: I fäll di gleich, wann du noch einmal von …
Kellner: Entschuldigung, aber die Herrschaften der Opposition beschweren sich.
M.: Erinnern Sie Frau Lötzsch bitte an den letzten 1. Mai in Kreuzberg und wer da unbedingt die „Marianne“ geben wollte. Und Frank-Walter hat nach seiner Disco-Nummer in Washington wahrlich nichts zu melden.
Kellner: Ich werde es ausrichten.
M.: Können wir uns jetzt aus das Wesentliche konzentrieren? Griechenland?
S.: Na soll doch der da mal was sagen. Mit griechisch kennt er sich ja schließlich aus.
W. (springt auf): Ich schlag dich tot, du bayrischer Fleischkäse!
(Kampfgeräusche, plötzlich endend und leises Stöhnen)
M.: Danke Yannis.
Kellner: Tipote, Frau M.
M.: Die Sache ist die, wie sie genau wissen: Wenn Griechenland bankrott ist, kann das den Euro mitreißen und dann fallen alle Euroländer um wie Dominosteine. Die Investmentbanken wetten bereits auf einen Verfall des Euros und schielen auf Portugal, Spanien und Italien. S&P haben griechische Papiere zu Ramsch erklärt, was bedeutet, dass Griechenland nicht einmal seine Schulden durch noch mehr Schulden decken kann. Es sei denn, wir anderen Europäer stützen Griechenland. Was vor allem heißt: wir bürgen für deren Schulden. Was im Klartext bedeutet: Wir zahlen. Ca. 22 – 25 Milliarden Euro, wie man mir sagte.
(Schweigen, dann hustende Geräusche)
M.: Herr S.? Geht es Ihnen gut?
S.: Argh .. (Husten) ..yros .. (Röcheln) .. alsch .. ls .. (Keuchen)
W.: Trinken Sie von dieser Plörre, dann geht es besser. Frau M. Als ihr Koalitionspartner kann ich dem unmöglich zustimmen. Wenn wir diese Summe in Griechenland versenken, können wir die dringend benötigten Steuererleichterungen für die Leistungsträger … äh, vergessen. Und (Rascheln) sehen Sie hier im Ko …
S.: Sie haben den Vertrag hier? Im Restaurant?
W. (indigniert): Ich schlafe auf dem Vertrag, Herr S.
M.: Ich habe die Zahlung bereits angewiesen.
S. und W.: Was??
M.: Ich weiß, die Wahlen in NRW etc. pp. Aber wenn der Euro kippt, kippt alles andere auch. Und mein politischer Ziehvater würde mich persönlich dafür verantwortlich machen.
W.: A-aber. Die Steuern! Der Bundesrat! Mein schönes, schönes Amt. Meine Reisen. Der Glamour. Mein Freund würde mich verlassen!
S.: Aber b’stimmt zahlt er die Scheidung aus eigener Tasche, was?
M.: Wir müssen jetzt erst mal politisch denken und nicht opportunistisch und …
(ein markerschütternder Schrei ist zu hören)
W.: Was war das?
M.: Ah, ich glaube Herr Rüttgers ist informiert worden.
S.: Ist der nicht in Düsseldorf?
M.: Doch, ja. Hm, diese Dorade ist köstlich. Wollen Sie auch Herr S.?
S.: Ne Dora hatt’ I auch mal. Wenn’s mir was abgeben, Frau M….
W. (wimmert): 25 Milliarden! Meine Steuerreform. Mein Freund. Meine Partei. Der Rösler wird Vorsitzender! Jürgen, Jürgen, gib mir meine Prozente!
M.: Wir müssen entscheiden, was wir tun, um den Schaden für die Koalition möglichst gering zu halten.
(stampfende Schritte nähern sich) Frau M. Das war absolut unterste Schublade, diese Anspielung auf Washington. Und wenn ich überlege, dass wir mal per „Du“ waren. Unsere Unterstützung für Ihr Hilfspaket können Sie vergessen. Basta! (Schritte entfernen sich)
S.: Herr W.? Essen ‘s die Calamari noch? Wir könnten’s der Vorgängerregierung in die Schuhe schiebn. Des die des unseriöse Treiben der Griechen nicht bla bla bla…
M.: Herr S., WIR waren die Vorgängerregierung.
S.: Ah. Mei.
W.: Wir könnten die USA um Hilfe bitten. So, im Zuge der Globalisierung im Namen der freien Marktwirtschaft. Ich könnte nach Amerika reisen und die marktliberalen Kräfte dazu bewegen, in Griechenland zu investieren, wegen der Chancen für die Märkte. Und Zeug. Reisen wäre jedenfalls gut. Präsenz zeigen. Außenminister sein.
M.: Herr W., die Märkte fressen die Griechen und den Euro gerade auf.
W.: Ich war aber so lange nicht mehr in den Staaten.
S.: Schaut’s, da kommt der Schäuble. Bloß net hinguck’n sonst … Mist, z’spät.
M.: Schäuble? Der kann wieder sitzen?
W.: Frau Kanzlerin! Da haben wir’s! Schneiden wir uns eine Scheibe von ihrem großen Ziehvater ab! So überstehen wir jede Krise und kommen noch in die Geschichtsbücher als Retter der Republik …
S.: … und des Bimbes …
M.: … und regieren ewiglich!
S. + M. + W.: Aussitzen!